METZINGEN (dpa-AFX) - Licht und Schatten beim Modekonzern Hugo
Boss
Der schwer gebeutelte Modekonzern steckt derzeit mitten in der Neuausrichtung, schließt unrentable Läden und gleicht die Preise weltweit an. Das bedeutet: Sie sinken in Asien und steigen in Europa. Hierzulande muss man nun mindestens 500 Euro für einen Boss-Anzug hinblättern und damit 100 Euro mehr als früher. In der momentanen Krise der deutschen Textilbranche lähmt das zusätzlich das Geschäft. Der Umsatzrückgang in Deutschland sei dann auch einer der stärksten, wenn nicht sogar der stärkste in der Geschichte von Hugo Boss, räumte Langer ein. Die Verbraucher haben zwar grundsätzlich wieder mehr Geld im Portemonnaie, geben es aber lieber für andere Dinge als für Kleidung aus.
FORTSCHRITTE BEI EINSPARUNGEN
Der Konzernchef sprach dennoch von einem "Quartal des Fortschritts" - auch wenn man noch weiter davon entfernt sei, zufrieden zu sein. "Das wird erst geschehen, wenn wir auf den Wachstumspfad zurück kehren." Erfolge erzielte Hugo Boss vor allem auf der Kostenseite, wodurch der Rückgang beim operativen Ergebnis (Ebitda) von 14 Prozent auf 144,5 Millionen Euro nicht so schlimm ausfiel wie von vielen Marktteilnehmern befürchtet. Auch im Gesamtjahr will der Konzern nun mehr einsparen als zuvor gedacht, durch Nachverhandlungen bei den Mietverträgen, Einsparungen in der Verwaltung oder der Kürzung des Marketingbudgets. An der Börse kam das gut an. Die Aktie gewann am Vormittag 6,23 Prozent auf 60,22 Euro.
Konzernweit sanken die Umsätze im Quartal um 6 Prozent auf 703 Millionen Euro. Neben dem deutschen Markt, der rund 15 Prozent zum Umsatz beisteuert, entwickelten sich Frankreich und Belgien schwach. Die Angst vor Terroranschlägen hielt viele Touristen von einem Shoppingtrip nach Paris oder Brüssel ab. Das dickste Minus verbuchte Hugo Boss mit 14 Prozent in den USA. Dort streicht der Konzern sein Netz an Vertriebspartnern zusammen. Nach oben zeigt der Trend laut Langer inzwischen in China. Nicht in absoluten Zahlen, aber auf gleicher Fläche zogen die Umsätze nach etlichen rückläufigen Quartalen wieder an. Hugo Boss hatte angekündigt, 20 Läden in China zu schließen. Noch einmal so viele sollen in anderen Teilen der Welt wegfallen.
Damit reagieren die Schwaben auf Fehler in ihrer Expansionsstrategie. Sie hatten zu lange und zu stark auf die Eröffnung neuer Läden gesetzt. Das wurde zum Problem, als sich die Märkte drehten. Die hohen Kosten bei schwindenden Umsätzen zwangen Hugo Boss Anfang dieses Jahres zu einer drastischen Gewinnwarnung. Das wiederum führte zum Rauswurf von Boss Claus-Dietrich Lahrs und weiterer Vorstände. Von der alten Führungsriege ist nur noch der frühere Finanzvorstand Langer im Amt.
NEUE STRATEGIE BEI INVESTORENTAG
Im Gesamtjahr wird das bereinigte Ebitda um bis zu 23 Prozent niedriger erwartet. Der Umsatz wird den Planungen zufolge währungsbereinigt bestenfalls stabil bleiben und im schlimmsten Fall um bis zu 3 Prozent zurückgehen. 65 Millionen Euro will der Konzern einsparen und damit 15 Millionen Euro mehr als zuvor gedacht.
Mit welcher Strategie Langer Hugo Boss wieder nach vorn bringen will, wird er bei einem Investorentag in zwei Wochen vorstellen. Klar ist bereits, dass er den Kurs seines Vorgängers korrigieren wird. Dazu gehört die Rückbesinnung auf die Männermode, der Keimzelle des Konzerns. Die Damenmode, die mit elf Prozent Umsatzanteil nur relativ wenig zum Gesamterlös des Konzerns beisteuert, soll künftig nicht mehr wie bislang überproportional viel vom Marketingbudget bekommen. Auch vom forcierten Einstieg in das Luxussegment will Langer ablassen. Nachholbedarf hat der Konzern zudem digital. Im Oktober wurde deshalb die Webseite neu gestaltet. Zudem führten die Metzinger eine mobile App ein, mit der es sich über das Smartphone shoppen lässt./she/enl/stb
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AXC0108 2016-11-02/11:40