Liebe Leserin, lieber Leser,
zum Wochenbeginn schießt die Paion-Aktie im zweistelligen Prozentbereich nach oben und erobert die Marke von 2 Euro zurück. Dafür sorgte eine Pressemitteilung des Unternehmens vom Sonntag. Darin hieß es, dass es positive News in Bezug auf einen Narkosewirkstoff gibt, den Paion entwickelt.
Chart Paion
Quelle: tradingview.com
Es geht um Remimazolam, ein nach Angaben von Paion ultrakurz wirksames "Benzodiazepin-Sedativum/-Anästhetikum". Ich tue erst gar nicht so, als ob mir diese Begriffeleicht über die Lippen kommen. Wie zahlreich sind doch die Dinge, zu denen ich wenig bis nichts weiß. Doch das verstehe ich:
Es handelt sich dabei keineswegs um ein US-Phase-III Ergebnis in Bezug auf die Zulassung, sondern um die Ergebnisse einer ersten Studie dieses Programms (von Paion als "Headline Daten" bezeichnet). Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Den Angaben von Paion zufolge waren an einer klinischen Studie zur Wirksamkeit des Wirkstoffs 461 Patienten in 13 US-Studienzentren beteiligt.
Demnach lag die durchschnittliche Zeit, die bei den Patienten vom Behandlungsende bis zur Wiedererlangung des vollständigen Bewusstseins verstrich, bei gerade einmal 9,25 Minuten. Obwohl das Studiendesign "nicht ganz identisch" war, zeigt sich Paion selbst über die Ergebnisse der Studie begeistert. Remimazolam habe das Potenzial für eine "effizientere, sichere und wirksame" Behandlungsoption im Bereich der Kurzsedierungen. Ob die US-Phase-III-Studie aber letztlich erfolgreich abgeschlossen wird, ist noch offen. Es handelt sich um einen Etappensieg, doch endgültig entschieden ist diesbezüglich noch nichts.
Meine Meinung im Klartext: Die Paion-Aktie ist natürlich hoch spekulativ. Ich gestehe sehr freimütig ein, dass ich mir bestimmt nicht anmaße, die Aussichten von Remimazolam einschätzen zu können. Was ich verstehe, ist dies: Paion hat im letzten Quartal 7,055 Mio. Euro an liquiden Mitteln verloren (= Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit). Bei einem Biotech-Unternehmen relativ normal, da die Einnahmen noch sehr gering sind (erstes Quartal: 3.000 Euro Einnahmen!). Das zeigt direkt: Hier kommt es entscheidend darauf an, dass das Produkt in der Pipeline ein Erfolg wird. Sonst reichen die Finanzmittel von 25,5 Mio. Euro per Ende erstem Quartal nur bis voraussichtlich zum ersten Quartal 2017, wie Paion selber mitteilt.
Und dann noch der Blick auf KTG Agrar SE:
Eine Enttäuschung gibt es für die Gläubiger und Aktionäre der der KTG Agrar SE. Die für den heutigen Montag angekündigte - bereits verspätete! - Zinszahlung erfolgt nicht. Das teilte das Unternehmen am Sonntag, 19. Juni, mit.
Darum geht es: Bei einer der beiden börsennotierten Anleihen der KTG Agrar SE (Anleihe mit der ISIN: DE000A1H3VN9) stand am 6. Juni die jährliche Zinszahlung an. An besagtem 6. Juni gab es dann für die Gläubiger aber keine Zinsen, sondern die Mitteilung, dass sich die Zinszahlung verzögern werde. Ein Verkauf stiller Reserven sei zwar notariell abgeschlossen, doch es sei zu "nicht vorhersehbaren Verzögerungen" gekommen. Deshalb soll die Zinszahlung "innerhalb der kommenden 14 Tage" erfolgen, hieß es am 6. Juni von der KTG Agrar SE. Diese Frist ist am Montag, 20. Juni abgelaufen.
Und, sind die Zinsen gutgeschrieben worden? Mitnichten! Stattdessen eine neue Meldung (am Sonntag, 19. Juni), in der um Entschuldigung und Nachsicht für eine weitere Verzögerung gebeten wird. Nun gehe man davon aus, dass die Zinszahlung vor der geplanten Hauptversammlung erfolgen wird. Diese ist für den 30. Juni in Hamburg angesetzt. Bei dieser Veranstaltung dürfte sich insbesondere der Vorstand der KTG Agrar SE herber Kritik ausgesetzt sehen.
Denn was ist von einem Management zu halten, dass Zinstermine nicht einhält und dann auch noch den selbst genannten Zahlungstermin 14 Tage später kurzfristig absagt? Die Begründungen sind zudem wenig konkret und eher allgemeiner Art. So ist beispielsweise in der Meldung vom 19. Juni nichts mehr über den zuvor genannten notariell abgeschlossenen Verkauf von stillen Reserven zu lesen. Gerade das aber dürfte doch interessant für die Aktionäre und Gläubiger sein.
Und hier noch das Zitat zum Tag: "Panta rhei - alles ist im Fluß." - Heraklit
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche!
Ihr
Michael Vaupel
