NEUBIBERG/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Chipkonzern Infineon
Im abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende September) konnte der Chiphersteller dank der guten Konjunktur der Autoindustrie und des nach wie vor robusten Geschäfts mit Chips für Mobilgeräte wie Smartphones den Umsatz um knapp 12 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro steigern. Dazu trug auch bei, dass der Rekordzukauf des US-Unternehmens International Rectifier nicht im ganzen Vorjahr schon zum Konzern zählte. Der für die Aktionäre verbleibende Gewinn kletterte um fast 18 Prozent auf 744 Millionen Euro. Die Dividende soll um 10 Cent auf 0,22 Euro je Aktie steigen. Die Aktie legte nach Handelsstart um 0,85 Prozent zu. Commerzbank-Analyst Thomas Becker wertete vor allem das langfristige Margenziel des Konzerns positiv.
VIERTES QUARTAL ETWAS SCHWÄCHER ALS GEDACHT
Im vierten Quartal - dem üblicherweise stärksten des Jahres - schnitt Infineon allerdings etwas schwächer ab als von Experten gedacht. Der Umsatz wuchs im Vergleich zum Vorquartal um 3 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro, das Segmentergebnis - ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern - um 10 Prozent auf 280 Millionen Euro.
In der Chipbranche werden die Geschäftszahlen wegen stark schwankender Preise in aller Regel mit dem Vorquartal verglichen. Infineon hat sich mit dem Ausbau des Autogeschäfts und einer breiteren Produktpalette aber etwas von den kurzfristigen Schwankungen der konjunktursensiblen Chipindustrie abgekoppelt.
AUTOINDUSTRIE SOLL WEITER SCHUB GEBEN
Infineon macht rund 40 Prozent seines Umsatzes und und seines Gewinns mit der Autoindustrie. Die soll auch weiter Wachstum liefern, die Sparte soll deutlich über dem Konzernschnitt wachsen. Infineon setzt darauf, dass Elektromobilität und Fahrerassistenzsysteme den Anteil und Wert verbauter Chips in künftigen Automobilen deutlich erhöhen. Daher will das Unternehmen mit Radar- und Sensorchips sowie Halbleiter für die Stromladetechnik punkten.
Infineon rechnet im Geschäftsjahr 2016/17 (Ende September) mit einem Umsatzplus von rund 6 Prozent. Das wären etwa 6,86 Milliarden Euro Erlös und damit weniger als von Experten gedacht. Die Geschäfte sollen etwas profitabler werden. Die operative Marge peilt der Vorstand um Reinhard Ploss bei rund 16 Prozent an, im Vorjahr waren es 15,2 Prozent.
LANGFRISTZIEL BEI MARGE RAUF - EUROSCHWÄCHE GIBT RÜCKENWIND
Langfristig soll es nun mit 17 Prozent Marge deutlich mehr werden als bisher mit 15 Prozent, was Analysten als positive Überraschung werteten. Zukäufe und die bessere Auslastung von Fabriken sollen sich auszahlen. Außerdem gebe der schwächere Euro Rückenwind.
Der könnte auch schon kurzfristig mehr Schub verleihen. Den laut Experte Becker "schwachen" Ausblick auf das gerade laufende erste Quartal hat Infineon nämlich mit dem Eurokurs von 1,10 Dollar je Euro kalkuliert. Zuletzt hatte sich dieser deutlich abgeschwächt und liegt darunter, weil die Finanzmärkte mit einer baldigen Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed rechnen. Infineon hat für die Monate Oktober bis Ende Dezember einen Umsatzrückgang von rund 4 Prozent mit einer Marge von 14 Prozent im Plan.
INFINEON KAUFT BÜROKOMPLEX AM HAUPTSITZ
Infineon kauft sich zudem für rund 113 Millionen Euro den Bürokomplex des Firmen-Hauptsitzes in Neubiberg bei München. Bisher bestand eine Leasingvereinbarung. Der Kauf der Unternehmensanteile erhöhe das Segmentergebnis ab dem laufenden Geschäftsjahr um einen kleineren zweistelligen Millionenbetrag, hieß es./men/mne/she
ISIN DE0006231004
AXC0077 2016-11-23/09:57