DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Brexit befeuert Sorge um Auflösung der EU
Der EU-Ausstieg der Briten nach mehr als vier Jahrzehnten Mitgliedschaft schlägt Schockwellen in Europa und der westlichen Welt. Ohne Großbritannien in den Brüsseler Gremien wird es schwerer, im Westen die Politikantworten auf globale Herausforderungen zu finden. Für EU-Spitzenpolitiker geht jetzt das Gespenst von Auflösungserscheinungen um. Sie fürchten eine weit offene Tür für Nationalisten in den Niederlanden, Frankreich und andernorts.
Chefunterhändler der Mitgliedstaaten bereiten EU-Gipfel am Dienstag vor
Nach der Entscheidung für einen EU-Austritt Großbritanniens werden die EU-Staats- und Regierungschefs am Dienstag über die Konsequenzen für die Europäische Union beraten. Bereits am Sonntag werden die Chefunterhändler aus den EU-Hauptstädten nach Brüssel reisen, um den Gipfel vorzubereiten, wie von EU-Diplomaten zu erfahren ist.
Außenminister der EU-Gründerstaaten treffen sich Samstag in Berlin
Nach der britischen Entscheidung für ein Verlassen der EU beraten die Außenminister der sechs EU-Gründerstaaten am Samstagmorgen in Berlin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) empfange seine Amtskollegen aus Frankreich, den Niederlanden, Italien, Belgien und Luxemburg in Berlin, gab das Auswärtige Amt bekannt.
Merkel lädt Tusk, Renzi und Hollande zu Brexit-Treffen am Montag
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will bei einem Krisentreffen mit drei europäischen Spitzenpolitikern am Montag in Berlin die Folgen des britischen Votums für ein EU-Ausscheiden diskutieren. Sie habe EU-Ratspräsident Donald Tusk, Frankreichs Staatspräsidenten Francois Hollande und den italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi eingeladen, um die Folgen des Brexit-Votums zu besprechen, kündigte die Kanzlerin an.
Brexit schockt europäische Spitzenpolitiker
Führende europäische Spitzenpolitiker haben sich nach dem Sieg des Brexit-Lagers in Großbritannien geschockt gezeigt. Gleichzeitig machten sie klar, nun rasch straffe Verhandlungen mit London über den Austritt beginnen zu wollen. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach in einer ersten Reaktion von einem "traurigen Tag für Europa und Großbritannien".
EU-Spitzen fordern Londons Austrittserklärung "so schnell wie möglich"
Nach dem Brexit-Referendum hat die EU-Führung die britische Regierung aufgefordert, den Austritt des Landes aus der Union nicht hinauszuzögern. Die EU erwarte, dass London die Entscheidung "so schnell wie möglich" wirksam mache, "wie schmerzhaft dieser Prozess auch sein mag", hieß es am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung der Präsidenten von EU-Kommission, Europaparlament, Rat und des rotierenden EU-Vorsitzes.
Brexit-Gewinner Johnson spielt bei Austrittsprozess auf Zeit
Einer der Anführer der Brexit-Kampagne will den Austrittsprozess Großbritanniens aus der EU langsam angehen lassen. Boris Johnson, früherer Bürgermeister Londons, erklärte in einer nüchternen Rede, dass es keinen Grund für Hektik gebe. "Es ist wichtig zu betonen, dass keine Notwendigkeit zur Eile besteht", sagte der Tory-Politiker.
Cameron verkündet Rücktritt als Premier nach Brexit-Niederlage
Nach dem Sieg des Brexit-Lagers in der Volksabstimmung hat Premierminister David Cameron seinen baldigen Rücktritt verkündet. Er werde mit seinem Kabinett noch drei weitere Monate im Amt bleiben, verkündete Cameron am Freitagmorgen vor seinem Amtssitz in London. "Die Verhandlungen mit der EU müssen von einem neuen Premierminister geführt werden", sagte der konservative Politiker.
Boris Johnson geht als Gewinner aus Brexit-Votum hervor
Premierminister David Cameron hat alles auf eine Karte gesetzt - und verloren. Nach dem gestrigen Referendum hat er nun für Oktober seinen Rücktritt angekündigt. Der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson, das Gesicht der erfolgreichen Brexit-Kampagne, ist damit der Top-Kandidat für Camerons Nachfolge.
Polnischer Außenminister gegen weitere EU-Integration
Der polnische Außenminister Witold Waszczykowski hat sich gegen eine weitere EU-Integration und das Modell einer EU unter deutsch-französischer Führung ausgesprochen. Angesichts der britischen Entscheidung für einen EU-Austritt müsse die "Zukunft der europäischen Integration überdacht" werden, sagte Waszczykowski der polnischen Nachrichtenagentur PAP.
Spanien schlägt nach Brexit-Votum "geteilte Souveränität" über Gibraltar vor
Nach dem britischen Votum für den Austritt aus der Europäischen Union hat Spanien eine "geteilte Souveränität" für Gibraltar vorgeschlagen. "Es muss nun entschieden werden, welches Verhältnis Gibraltar (zur EU) haben will, wenn es Zugang zum Binnenmarkt der Europäischen Union haben möchte", sagte der spanische Außenminister José Manuel Garcia Margallo am Freitagmorgen dem Radiosender Onda Cero.
Schottische Regierungschefin erwägt zweites Unabhängigkeitsreferendum
Nach dem Nein der Briten zur EU hat die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon ein zweites Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands ins Gespräch gebracht. "Die Möglichkeit eines zweiten Referendums muss auf dem Tisch liegen und liegt auf dem Tisch", sagte Sturgeon am Freitag. Wenn das schottische Parlament dem zustimme, werde die Gesetzgebung für ein zweites Referendum vorbereitet.
Deutscher Außenhandelsverband erwartet katastrophale Brexit-Folgen
Nach der Entscheidung der Briten, der EU den Rücken zu kehren, blickt der Präsident des deutschen Exporteurverbandes BGA düster in die Zukunft. "Das ist ein katastrophales Ergebnis. Das kostet uns Wachstum in Deutschland. Das kostet uns Wachstum in Europa. Das kostet uns Arbeitsplätze", sagte Anton F. Börner gegenüber Dow Jones Newswires.
Zweifel an Fusion Deutsche Börse und LSE wachsen nach "Brexit"
Auch wenn die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) weiter an einen Zusammenschluss glauben, nach der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, muss hinter die geplante Fusion ein großes Fragezeichen gesetzt werden.
Hessens Wirtschaftsministerium gegen London als Börsensitz - Magazin
Bei der geplanten Fusion mit der London Stock Exchange muss die Deutschen Börse einem Magazinbericht zufolge mit massivem Widerstand der hessischen Finanzmarktaufsicht rechnen. Die im Wiesbadener Wirtschaftsministerium angesiedelte Behörde sei offenbar nicht bereit, London als Konzernsitz des fusionierten Unternehmens zu akzeptieren, schreibt das Manager Magazin unter Berufung auf Finanzmarktkreise.
Italiens Regierung hält Bankensystem für "solide"
Die italienische Regierung hat nach dem Brexit-Votum versichert, dass das heimische Bankensystem "solide bleibt". Die Effekte des britischen Beschlusses auf die italienische Wirtschaft würden "begrenzt" sein, erklärte das Wirtschaftsministerium. Bei einer Sondersitzung habe Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan mit der Finanzaufsicht und der Notenbank über die Lage beraten.
Brexit dürfte US-Wirtschaft auf Achterbahnfahrt schicken
Die Briten haben entschieden, die Europäische Union zu verlassen. Für die US-Wirtschaft dürfte das ein Schock sein, der den Wert des Dollars in die Höhe treibt. Der diplomatische Einfluss der USA in Europa dürfte sinken, und amerikanische Unternehmen mit Niederlassungen in London könnten sich gezwungen sehen, ihre Strategien umzukrempeln.
EZB steht bereit für zusätzliche Geldspritzen
Die Europäische Zentralbank (EZB) steht nach dem Brexit-Votum in Alarmbereitschaft. Sie stehe in engem Kontakt mit anderen Notenbanken und sei für zusätzliche Liquiditätsmaßnahmen bereit, auch in Fremdwährung, erklärte die EZB. Außerdem würden die Entwicklungen an den Finanzmärkten genau beobachtet. Die EZB habe sich in Zusammenarbeit mit den von ihr beaufsichtigten Banken auf diesen Notfall vorbereitet.
EZB teilt bei TLTRO-II knapp 400 Milliarden Euro zu
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat beim ersten langfristigen gezielten Refinanzierungsgeschäft der neuen Serie (TLTRO-II) 399,289 Milliarden Euro zugeteilt. Laut EZB beteiligten sich an dem Geschäft 514 Institute.
Bank of England bereit für Geldspritze von 250 Milliarden Pfund
Die Bank of England (BoE) steht nach dem Brexit-Votum bereit, mindestens 250 Milliarden Pfund (326 Milliarden Euro) in das Finanzsystem des Landes zu pumpen. Um die aufgewühlten Märkte zu beruhigen würden außerdem alle verfügbaren Optionen erwogen, sagte BoE-Gouverneur Mark Carney bei einer Pressekonferenz.
SNB bestätigt Intervention gegen den Franken
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nach dem Votum der Briten, die EU zu verlassen, am Devisenmarkt gegen die Aufwertung des Franken interveniert. "Die Schweizerische Nationalbank hat am Devisenmarkt interveniert, um die Lage zu stabilisieren, und sie wird im Markt aktiv bleiben", heißt es in einer Erklärung.
Finanzbranche fordert nach Brexit von EU mehr Bodenhaftung
Die Europäische Union hat nach Einschätzung der Finanzbranche zu abgehoben gehandelt und mit dem Brexit nun die Rechnung dafür bekommen. "Das war ein Votum gegen ein Europa der unbeschränkten Vereinheitlichung", sagte Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon.
Autoverband VDA fordert nach Brexit "ungehinderten Warenverkehr"
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
June 24, 2016 07:30 ET (11:30 GMT)
Der deutsche Lobbyverband der Automobilindustrie VDA fordert nach dem beschlossenen Austritt Großbritanniens "besonnenes" Handeln der Politik. "Es muss nun alles getan werden, um den bislang ungehinderten Waren- und Dienstleistungsverkehr zwischen Großbritannien und den anderen EU-Ländern auch künftig zu ermöglichen", sagte Matthias Wissmann, der Präsident des deutschen Lobbyverbands der Automobilindustrie (VDA).
IMK-Chef Horn fürchtet schwere Verwerfungen an Finanzmärkten
Der Chef des Konjunkturforschungsinstitutes IMK, Gustav Horn, befürchtet wegen der britischen Entscheidung für einen EU-Austritt ein heftiges Marktbeben und fordert von der Europäischen Zentralbank (EZB) unbegrenzte Liquidität zur Bekämpfung von Panik.
IW: Nach Brexit gibt es nur Verlierer
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union als "eine historische Zäsur und einen großen Verlust für alle Beteiligten" gewertet. "Es gibt nur Verlierer", erklärte IW-Chef Michael Hüther.
IWH-Präsident will nach Brexit-Votum deutsch-französische Stärke
Der Präsident des Wirtschaftsforschungsinstitutes IWH hat Deutschland und Frankreich nach der britischen Entscheidung für ein Verlassen der EU zu einer entschlossenen gemeinsamen Politik aufgerufen. "Ich hoffe, dass Frankreich und Deutschland sich sehr stark gemeinsam zur EU bekennen werden und ihre unterschiedlichen Auffassungen über verschiedene Aspekte der wirtschaftlichen Politik erst einmal zurückstellen", sagte Reint Gropp zu Dow Jones Newswires.
Industrie erwartet harte Zeiten für Handel mit Briten
Nach dem Erfolg der EU-Gegner sehen die deutsche Industrie und der Mittelstand harte Zeiten auf den Handel mit Großbritannien zukommen. "Wir erwarten in den kommenden Monaten einen deutlichen Rückgang des Geschäfts mit den Briten", klagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Markus Kerber.
In Norddeutschland schrillen nach dem Brexit-Votum die Alarmglocken
Der Brexit schockiert die Welt - und in Norddeutschland schrillen die Alarmglocken besonders laut. Großbritannien ist nur einen Katzensprung entfernt, die wirtschaftlichen Verflechtungen sind eng. Die Konsequenzen für Hamburg, Niedersachsen und Bremen könnten gravierend ausfallen. Von einem "schweren, historischen Fehler" spricht Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD). Wirtschaft und Handel würden leiden.
Chefvolkswirt der Deutsche Bank warnt vor Rosenkrieg nach Brexit
Der Abschied Großbritanniens aus der Europäischen Union sollte aus Sicht des Chefvolkswirts der Deutschen Bank ohne Groll ablaufen. "Großbritannien und Europa brauchen sich auch weiterhin gegenseitig", mahnte David Folkerts-Landau. Brüssel sollte deshalb allen Forderungen widerstehen, Strafmaßnahmen gegen Großbritannien zu ergreifen, nur um einen Warnschuss an die anderen Mitgliedstaaten abzugeben.
Fitch: Brexit-Votum negativ für meiste Wirtschaftssektoren
Die Ratingagentur Fitch stuft das Brexit-Ergebnis in Großbritannien als negativ für die Kreditwürdigkeit der meisten Wirtschaftssektoren ein. Als Gründe führen die Kreditwächter an, dass es mittelfristig zu einem schwächeren Wirtschaftswachstum und geringeren Investitionen in Großbritannien kommen dürfte. Außerdem gebe es Unsicherheit über die künftigen Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union.
IG Metall bedauert Brexit-Entscheidung
Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, hat das Wahlergebnis der britischen Bevölkerung über den Ausstieg des Landes aus der Europäischen Union bedauert. "Dies ist ein bedauerliches Ergebnis für das Land und für Europa." Es könne nun nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden.
Ifo-Geschäftsklima auf höchstem Stand seit November 2015
Das Geschäftsklima in der gewerblichen Wirtschaft Deutschlands hat sich im Juni entgegen den Erwartungen aufgehellt. Allerdings dürfte dieser Anstieg aus Sicht von Konjunkturbeobachtern von der Nachricht überschattet sein, dass sich die Briten für einen Austritt ihres Landes aus der EU ausgesprochen haben. Der vom Ifo-Institut berechnete Geschäftsklimaindex stieg auf 108,7 Punkte von 107,8 im Vormonat. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dagegen einen Rückgang auf 107,5 prognostiziert.
DJG/DJN/AFP/apo
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June 24, 2016 07:30 ET (11:30 GMT)
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