Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Entscheidung der Briten, der EU den Rücken zu kehren, belastet die Stimmung an Europas Börsen auch am Montagnachmittag. Das britische Pfund fällt Richtung der Tiefs vom Freitag zurück und wird nur noch bei 1,3240 Dollar gehandelt nach 1,50 Dollar unmittelbar nach Schließung der Abstimmungslokale am Donnerstagabend. Auch zum Euro verliert das Pfund deutlich an Wert, für einen Euro müssen nun 0,8320 Pfund bezahlt werden nach 0,82 am Morgen. Der DAX verliert 2,6 Prozent auf 9.311 Punkte, und der Euro-Stoxx-50 gibt um 2,6 Prozent auf 2.704 nach. Der FTSE-100 fällt um 2,1 Prozent. HSBC hat europäische Aktien auf "Untergewichten" gesenkt.
Politisches Patt in Madrid hält nach Wahlen an
Der spanische IBEX gibt 1,7 Prozent nach, nachdem er zu Handelsbeginn noch deutlich im Plus notierte. Nach den Parlamentswahlen vom Wochenende ist weiter unklar, wer die nächste Regierung in Madrid stellen wird. Zwar konnte der Partido Popular von Ministerpräsident Rajoy den Stimmenanteil ausbauen, kommt aber selbst zusammen mit den liberalen Ciudadanos nicht auf eine Regierungsmehrheit. Auch Sozialdemokraten und Unidos Podemos erreichen nicht die notwendige Stimmenzahl. Damit zeichnet sich eine Fortsetzung der politischen Patt-Situation in Spanien ab.
Die Börse in Madrid hatte zunächst positiv auf den Wahlausgang reagiert - insbesondere auf die Tatsache, dass die linksradikale Unidos Podemos schlechter als in den Umfragen abgeschnitten hat. Ein Grund dafür könnten die Marktverwerfungen nach dem "Brexit" gewesen sein, der die Wähler möglicherweise verschreckt hat. Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen engen sich um 18 Basispunkte auf 1,44 Prozent ein. ABN Amro bezweifelt indes, dass die Einengung von Dauer sein wird.
Gesucht ist weiter Gold, das mit 1.327 Dollar je Feinunze wieder der 1.350er-Marke entgegenstrebt. Bank of America-Merrill Lynch sieht weiteres Potenzial bis 1.500 Dollar. Auch Bundesanleihen sind unter Sicherheitsaspekten weiter gefragt. Die Rendite der zehnjährigen Papiere liegt bei minus 0,11 Prozent, damit allerdings noch über dem Freitags-Rekordtief von minus 0,17 Prozent. Angesichts der Abspaltungstendenzen in Großbritannien selbst und der Diskussionen um den Weg des Austritts seien die Marktteilnehmer verunsichert, sagt Dirk Gojny, Analyst der Essener Nationalbank. "Die Lage wird undurchsichtig bleiben", ergänzt er.
Wie reagieren die Notenbanken? - EZB tagt in Portugal
"Die Blicke richten sich zudem nach Portugal", sagt Gojny. Dort findet die Jahrestagung der Europäischen Zentralbank (EZB) statt. Gojny erwartet, dass die EZB Strategien zur Beruhigung der Finanzmärkte entwickelt. Am Swapmarkt sei eine Senkung der Zinsen durch die Bank of England mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent eingepreist, sagt Chris Weston von IG Markets. Selbst für die September-Sitzung der US-Notenbank sei mittlerweile mit 14 Prozent Wahrscheinlichkeit eine Zinssenkung eingepreist. Letzteres nennt der Stratege "ein Überschießen".
JP Morgan (JPM) glaubt, dass die Bank of England bis Ende August die Zinsen um 50 Basispunkte senken wird. Die EZB könnte derweil den Einlagesatz um weitere 10 Basispunkte auf dann minus 0,50 Prozent senken. Auch könnte die EZB auf ihrer September-Sitzung eine Verlängerung ihres QE-Programms um neun Monate bis dann Ende 2017 beschließen. Nach Einschätzung von JPM wird es Jahre dauern, bis die Folgen des Brexit vollumfänglich sichtbar seien.
Deutsche Bank auf Langzeit-Tief
Auf der Aktienseite führen erneut die Banken mit die Verliererliste an, der europäische Branchenindex gibt um weitere 6,9 Prozent nach. "Das Geschäft der großen Investmentbanken liegt mit dem Brexit erst einmal brach", warnt ein Marktteilnehmer. Deutsche Bank fallen um 7 Prozent auf 12,44 Euro, das ist der niedrigste Stand seit den 80er Jahren. Der Index der Reise- und Touristik-Aktien fällt sogar um 7,5 Prozent, belastet auch von einer Gewinnwarnung der britischen Easyjet, die um mehr als 20 Prozent einbrechen. Im DAX geht es für die Lufthansa-Aktie um 9,6 Prozent nach unten.
Am deutschen Markt profitieren Immobilienwerte weiterhin vom Umfeld immer niedrigerer Zinsen und den "Brexit"-Folgen, Vonovia steigen, getrieben auch von einer Hochstufung, um 3 Prozent. Deutsche Börse geben 4,6 Prozent nach. Es mehren sich die kritischen Stimmen gegen den geplanten Zusammenschluss der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange (LSE). Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz geht nicht mehr davon aus, dass die hessische Börsenaufsicht dem Zusammenschluss wegen des geplanten Sitzes der neuen Holding in London zustimmen wird.
K+S brechen dagegen nach einer Gewinnwarnung um 12 Prozent ein. Das Unternehmen kämpft mit deutlich niedrigeren Durchschnittspreisen im Geschäftsbereich Kali- und Magnesiumprodukte. Der Geschäftsbereich Salz leidet derweil unter geringeren Voreinlagerungen von Auftausalz.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.699,32 -2,77 -76,77 -17,39 Stoxx-50 2.644,45 -2,30 -62,30 -14,70 DAX 9.308,95 -2,60 -248,21 -13,35 MDAX 19.014,17 -4,11 -814,43 -8,47 TecDAX 1.525,59 -3,85 -61,08 -16,67 SDAX 8.538,72 -4,05 -360,33 -6,15 FTSE 5.995,44 -2,33 -143,25 -3,95 CAC 3.980,23 -3,08 -126,50 -14,16 Bund-Future 166,77 115 7,54 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.35 Uhr Fr, 17.25 Uhr % YTD EUR/USD 1,1013 -0,29% 1,1045 1,1094 +1,4% EUR/JPY 111,90 -0,57% 112,53 113,40 -12,3% EUR/CHF 1,0768 +0,12% 1,0756 1,0737 -1,0% GBP/EUR 1,2011 -1,36% 1,2176 1,2275 -11,6% USD/JPY 101,59 -0,29% 101,88 102,25 -13,5% GBP/USD 1,3224 -1,66% 1,3447 1,3619 -10,3% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,61 47,64 -2,2% -1,03 +11,3% Brent/ICE 47,51 48,41 -1,9% -0,90 +12,9% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.327,12 1.315,70 +0,9% +11,42 +25,1% Silber (Spot) 17,78 17,74 +0,2% +0,04 +28,7% Platin (Spot) 983,82 984,30 -0,0% -0,48 +10,4% Kupfer-Future 2,13 2,11 +0,7% +0,01 -1,1% ===
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June 27, 2016 10:16 ET (14:16 GMT)
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