Liebe Leser,
die KTG Agrar SE hat die eigentlich für Donnerstag (30. Juni) anberaumte Hauptversammlung auf den 26. August verschoben. Um das einzordnen - hier ein kleiner Rückblick:
Chart Aktie KTG Agrar
Quelle: Finanzen100
Am 6. Juni hätte KTG Agrar eigentlich die Zinszahlung auf eine Anleihe leisten müssen. Erst am selben Tag wurde gemeldet, dass sich diese Zahlung verzögern wird - ich zitiere: "Daher wird mit einer Zinszahlung innerhalb den kommenden 14 Tagen gerechnet."
Das wäre dann der 20. Juni gewesen. Wieder sehr kurzfristig - einen Tag vor diesem Termin, am 19. Juni - hieß es dann in einer neuen Mitteilung von KTG Agrar, ich zitiere: "dass die Zinszahlung in der prospektierten Nachfrist und vor der geplanten Hauptversammlung erfolgen wird." Also doch nicht bis zum 20. Juni, sondern in der prospektierten Nachfrist von 30 Tagen nach Zinszahlung (= 6. Juli) und VOR der Hauptversammlung, die für den 30. Juni angesetzt war.
Und jetzt erneut eine kurzfristige Mitteilung: Die Hauptversammlung wird vom 30. Juni auf den 26. August verschoben. Die Begründung, ich zitiere auch hier: "Aufgrund der aktuellen herausfordernden Aufgaben und dem kurz bevor stehenden Start der wichtigen Erntesaison sowie der damit verbundenen Terminfülle".
Den vollständigen Text dieser Meldung von KTG Agrar finden Sie unter diesem Link
Meine Einschätzung: So langsam wundert einen hier gar nichts mehr. Was hat denn nun der "Start der wichtigen Erntesaison" als Begründung für die Verschiebung der HV zu bedeuten? Als landwirtschaftliches Unternehmen merkt man das doch nicht erst drei Tage vor dem anberaumten Termin der Hauptversammlung? Gerade in der derzeitigen kritischen Situation, in der die Insolvenz von KTG Agrar droht, wäre es doch sinnvoll gewesen, den Aktionären von Angesicht zu Angesicht im Klartext die aktuelle Lage zu schildern und gemeinsam mögliche Auswege zu suchen. Das geschieht nun leider nicht. Und unabhängig davon finde ich diese kurzfristige Verschiebung keine schöne Geste gegenüber den Kleinaktionären, die sich für den HV-Termin extra frei genommen und die Reise nach Hamburg geplant haben. In der aktuellen Meldung findet sich übrigens keine Aussage zur seit dem 6. Juni überfälligen Zinszahlung.
Und dann noch der Blick auf die Deutsche Bank:
Das hat dem Kurs der Deutsche Bank-Aktie wenig bis nichts geholfen: John Cryan, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, wendete sich mit einer Nachricht an alle Mitarbeiter, in der er die Folgen des Brexits für die Bank thematisierte. Er gehe nicht davon aus, dass die Deutsche Bank "Struktur oder unser Geschäftsmodell" in Großbritannien auf kurze Sicht wesentlich ändern müsse. Der Hauptsitz der Bank sei schließlich Deutschland, auch wenn man in Großbritannien einen "sehr wichtigen Standort" habe. Also alles weiter wie bisher?
Wer weiß, ob die Deutsche Bank nicht doch ihre im Oktober 2015 bekanntgegebene "Strategie 2020" anpassen muss. Der Aktienkurs jedenfalls fiel am Montag auf ein frisches 10-Jahres-Tief. Vielleicht waren die Erwartungen an John Cryan doch zu hoch. Der Vorstandsvorsitzende hat schließlich mit Problemen zu kämpfen, die er selbst überhaupt nicht zu verantworten hat. Es sei nur auf die Tausende (!) Rechtsstreitigkeiten der Bank verwiesen. Die Frage ist natürlich, wann die ganzen bekannten Probleme nun endlich im Kurs der Aktie "drin" sind.
Und hier noch das Zitat zum Tag: "Absence makes the heart grow fonder - Durch die Ferne wächst die Liebe." - Englisches Sprichwort
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel