Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland hat sich entgegen den Erwartungen von Ökonomen erneut verbessert. Die Konsumforscher der GfK ermittelten für Juli einen Anstieg ihres Konsumklima-Indikators auf 10,1 von 9,8 Punkten im Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten hingegen damit gerechnet, dass der Indikator auf seinem Wert des Vormonates verharren würde.
"Der Trend des Konsumklimas zeigt somit weiter nach oben", betonte GfK-Experte Rolf Bürkl. "Damit untermauert der Konsum seinen Anspruch, eine wichtige Stütze der Konjunkturentwicklung in Deutschland zu sein." Die GfK bestätige ihre Prognose, dass die realen privaten Konsumausgaben in diesem Jahr um etwa 2 Prozent steigen werden.
Konjunktur- und Einkommenserwartung legten laut GfK spürbar zu, doch die Anschaffungsneigung verbuchte leichte Einbußen. "Die Verbraucher sehen die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten in einer guten Verfassung", betonte Bürkl. Dies signalisiere ein deutlicher Anstieg der Konjunkturerwartung. Sie stieg im Juni laut den Erhebungen der GfK um 9,7 Punkte auf 18 Zähler. Dies sei bereits der dritte Anstieg in Folge und der höchste Wert seit Juni 2015. "Der Trend zeigt gegenwärtig klar nach oben," konstatierte Bürkl.
Brexit-Votum noch nicht berücksichtigt
Die Abstimmung der Briten für einen Austritt aus der EU konnte die Konjunkturstimmung nach seinen Angaben aber noch nicht beeinflussen, da die Befragung zu dem Zeitpunkt schon abgeschlossen war. Allerdings sei zu erwarten, dass sich die aktuelle Unsicherheit an den Finanzmärkten auch auf die deutschen Verbraucher übertragen werde. Wie deutlich der Einfluss auf das Konsumklima in den nächsten Monaten sein werde, hängt nach der Überzeugung der Konsumforscher auch von der Stärke der finanzpolitischen Auswirkungen und dem Verlauf der Diskussionen in der EU ab.
Die Einkommenserwartung legte um 7,8 Zähler zu und machte damit die Verluste aus dem Vormonat mehr als wett. Mit 59,6 Punkten liegt er laut GfK auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Die Konsumenten seien für ihre Einkommensentwicklung "sehr optimistisch". Die gute Beschäftigungssituation sorge dafür, dass die tariflichen Einkommen in vielen Branchen stark stiegen. Darüber hinaus stehe zum 1. Juli eine deutliche Rentensteigerung an.
Hingegen verlor der Indikator für die Anschaffungsneigung 3,3 Zähler auf 54,4 Punkte. Der Trend zeige aber trotz der Einbußen leicht nach oben. Weil unter den Beschäftigten kaum Sorgen um den Arbeitsplatz herrschten, seien sie eher bereit, werthaltige Anschaffungen zu tätigen, als das Geld zu sparen. "Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus ist die Alternative zum Konsum nicht verlockend", analysierte Bürkl. In naher Zukunft sei auch nicht mit einer grundlegenden Zinswende zu rechnen.
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June 29, 2016 02:00 ET (06:00 GMT)
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