In dieser Woche sind die Renditen auf beiden Seiten des Atlantiks angestiegen. In den USA ergab sich bei den 10-jährigen Staatsanleihen ein Anstieg von 1,75% auf knapp 1,8%, bei 10-jährigen Bunds ein Anstieg von 0,036% auf 0,09%, was einem Anstieg von mehr als 5 bp entspricht. Der Renditeanstieg bei den Bunds ereignete sich fast ausschließlich am Mittwoch, wo es zum höchsten täglichen Anstieg seit Anfang September kam (6 bp). Nachdem Vertreter der Bank of England eine begrenzte Bereitschaft ausdrückten, durch Brexit-bedingte Inflationsanstiege hindurchzuschauen, stiegen die Renditen auf der Insel deutlich an. Ein weiterer Grund ist schnell ausgemacht: In dieser Woche standen besonders viele Anleihe-Emissionen an. Nachdem die britische und die österreichische Regierung am Dienstag langlaufende Bonds an den Markt brachten, stand am Mittwoch die erste Emission Portugals seit der Entscheidung von DBRS an, das Rating auf Investment Grade zu behalten. Auch fünfjährige deutsche Bundesanleihen wurden am Mittwoch aufgestockt - im Ergebnis liegen die Renditen nun zum ersten Mal wieder auf einem höheren Niveau als vor dem Brexit-Votum. Im Zuge des hohen Angebots an den Bond-Märkten kam es in dieser Woche nahezu überall zu Renditeanstiegen.
Von konjunktureller Seite kamen vor allem aus den USA Neuigkeiten. Die PMI-Daten für das verarbeitende Gewerbe schlugen mit 53,2 Punkten die Erwartungen von 51,5, der PMI im Dienstleistungsbereich (54,8 Punkte; erwartet: 52,5) sowie die Häuserverkäufe im September schlugen ebenfalls die Konsensschätzungen. Im Zuge dessen stieg die aus den Fed-funds futures abgeleitete Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im Dezember dieses Jahres von 67% auf 72%. In Deutschland überraschte vor allem der Ifo-Index erneut auf der positiven Seite. Das Geschäftsklima ist im Oktober - nach einem überraschend starken September-Wert - noch einmal um einen Punkt angestiegen. Für die deutsche Wirtschaft könnte es im vierten Quartal also gegebenenfalls noch einmal besser laufen. Die erste Schätzung für das abgelaufene dritte Quartal wird allerdings erst Mitte November veröffentlicht.
Obwohl die Zeichen von konjunktureller Seite nicht schlecht aussehen, erwarten wir nicht, dass der jüngste Renditeanstieg von längerer Dauer sein wird. Vielmehr zeichnet sich derzeit ein Szenario ab, was Ende letzten Jahres schon aktiv war: Die Wetten auf einen Zinsschritt in den USA steigen an und von der EZB wird mittlerweile mehrheitlich erwartet, dass sie im Dezember eine Verlängerung des Anleihekaufprogramms verkündet. Die Aussagen der Sitzung werden gemeinhin so interpretiert, dass ein "Tapering" der Anleihekäufe derzeit kein Thema ist - sollte das Programm nicht über den März nächsten Jahres hinaus verlängert werden, hätte ein Tapering der Anleihekäufe schon begonnen - und ein abruptes Ende wurde seitens der EZB kategorisch ausgeschlossen. Es bleibt daher nur noch die Möglichkeit, dass das Programm verlängert wird. Dieses Szenario "divergierender Geldpolitik" würde zwar in den USA für steigende Zinsen sprechen, in der Eurozone aber das niedrige Zinsniveau langfristig festigen.
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