Von Carla Mozee
NEW YORK (Dow Jones)--Vor dem langen Wochenende mit dem Unabhängigkeitstag zu Wochenbeginn lässt das Interesse der Anleger an US-Aktien nach. Händler sprechen von einer erkennbar steigenden Risikoaversion. Die jüngsten Entwicklungen in Großbritannien rund um den "Brexit" und damit einhergehende Personalien in der britischen Innenpolitik könnten über das Wochenende neue Wendungen nehmen, auf die Investoren an der Wall Street erst am Dienstag reagieren könnten. Daher wolle man die Risiken vorher lieber reduzieren, zumal die Bewertungen bereits wieder das Niveau vor der Brexit-Entscheidung erreicht und einige Indizes bereits wieder Aufschläge seit Jahresbeginn verbucht hätten.
Nach einer dreitägigen Erholungsrally - der kräftigsten seit Mitte Februar - legt der Dow-Jones-Index gegen Mittag (Ortszeit New York) um 0,2 Prozent auf 17.968 Punkte zu, S&P-500 und Nasdaq-Composite gewinnen 0,2 bzw. 0,5 Prozent. Angesichts positiver Wirtschaftsdaten aus Asien und Europa reiche es dennoch zu bescheidenen Aufschlägen, heißt es weiter. "Die Stimmung ist kurzfristig etwas verhalten vor dem Unabhängigkeitstag am Montag, daher dürften die meisten Händler heute etwas Risiko vom Tisch nehmen", sagt IG-Marktstratege Chris Beauchamp. "Auch wenn das Sentiment in der laufenden Woche Zeichen der Besserung gezeigt hat (...), sollten Investoren ob der Rally vorsichtig bleiben, denn Risikoaversion bleibt weit verbreitet angesichts der herrschenden Sorgen über die Weltwirtschaft", ergänzt FXTM-Analyst Lukman Otunuga.
Impulse während des Handels
Die Konjunkturdaten des Tages enthielten Licht und Schatten: Während die Bauausgaben für Mai enttäuschten, fiel der viel beachtete ISM-Index zum verarbeitenden Gewerbe im Juni besser aus als erwartet. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA lag geringfügig unter dem Ökonomenkonsens. Äußerungen zweier Vertreter der US-Notenbank, Stanley Fischer und Loretta Mester, lassen den Markt kalt. Mester, Präsidentin der Federal Reserve Bank of Cleveland, hält allmähliche Zinserhöhungen nach wie vor für angemessen. Sowohl Fischer als auch Mester sagten, dass die US-Notenbank bei ihrer vorigen Sitzung im Juni nicht aktiv wurde, weil sie den Ausgang des Brexit-Referendums habe abwarten wollen, das erst in der Woche danach stattfand. Nun wolle man beobachten, welche Folgen das Votum habe. Beide beschrieben den Zustand der US-Wirtschaft als insgesamt solide.
Wie sehr Anleger vor dem langen Wochenende auf eine Reduzierung der Anlagerisiken bedacht sind, zeigt sich am Rentenmarkt, wo die Notierungen kräftig anziehen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sinkt um 4 Basispunkte auf 1,45 Prozent, nachdem sie zuvor bereits auf ein Rekordtief unter 1,40 Prozent gesunken ist. Auch Gold bleibt angesichts der Risiken gesucht, die Feinunze verteuert sich auf 1.336 US-Dollar nach Kursen um 1.322 am Vorabend. Besonders die Aussicht auf weit geöffnete Geldschleusen der Notenbanken treibe das Edelmetall, heißt es. Marktteilnehmer erwähnen aber auch schwache Wirtschaftsdaten aus China.
Angesichts des schwindenden Risikoappetits ist der vermeintlich sichere Hafen Yen gesucht, die japanische Währung legt zur US-Devise zu. Der Euro steigt derweil auf 1,1140 US-Dollar nach Wechselkursen um 1,11 am Vorabend. Am Ölmarkt passiert indes nicht viel, US-Leichtöl der Sorte WTI zeigt sich mit 48,40 US-Dollar je Fass gut behauptet. Grundsätzlich könnten die wirtschaftlichen Folgen des Brexits zu einem Nachfragerückgang führen, so Händler. Barclays hat die Nachfrageprognose gekürzt.
Tesla unter Abgabedruck
Die Aktien des Elektrofahrzeugbauers Tesla gewinnen trotz schlechter Nachrichten 0,5 Prozent. Bei einer Fahrt mit der Autopilot-Funktion eines Tesla-Autos ist erstmals ein Fahrer ums Leben gekommen. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde hat daraufhin eine vorläufige Prüfung in der Angelegenheit eingeleitet. Bei Micron Technology werden enttäuschte Erwartungen bei den Drittquartalszahlen mit einem Kursminus von knapp 9 Prozent quittiert. Der Chiphersteller will nun mit einer Reihe von Maßnahmen wie Entlassungen auf das weiter als "herausfordernd" beschriebene Umfeld reagieren.
Array Biopharma legen dagegen um 2,8 Prozent zu. Das Unternehmen hat mitgeteilt, die Zulassung eines Krebsmedikaments beantragt zu haben nach guten Ergebnissen in der Phase-III-Studie. Apple zeigen sich mit einem Plus von 0,8 Prozent vor dem Hintergrund eines Berichts, wonach der Technologieriese Gespräche über eine Übernahme des Musik-Streaminganbieters Tidal führe. Tidal war im März 2015 von der Rap-Ikone Jay Z für 56 Millionen Dollar von der schwedischen Aspiro gekauft worden.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.967,55 0,21 37,56 3,11 S&P-500 2.103,88 0,24 5,02 2,93 Nasdaq-Comp. 4.867,11 0,50 24,44 -2,80 Nasdaq-100 4.444,28 0,60 26,59 -3,24 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 11.19 Uhr Do, 17.36 Uhr % YTD EUR/USD 1,1141 +0,30% 1,1108 1,1102 +2,6% EUR/JPY 114,3064 +0,33% 113,9278 114,09 -21,3% EUR/CHF 1,0842 +0,04% 1,0838 1,0829 -0,3% EUR/GBP 0,8390 +0,42% 0,8352 1,1959 +13,9% USD/JPY 102,59 +0,05% 102,54 102,71 -12,6% GBP/USD 1,3280 -0,18% 1,3304 1,3269 -10,0% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 48,40 48,33 +0,1% 0,07 +15,6% Brent/ICE 0,00 49,68 0% 0,00 +18,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.336,18 1.322,18 +1,1% +14,01 +26,0% Silber (Spot) 19,47 18,71 +4,1% +0,77 +40,9% Platin (Spot) 1.053,40 1.022,50 +3,0% +30,90 +18,2% Kupfer-Future 2,22 2,19 +1,3% +0,03 +3,3% ===
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July 01, 2016 12:04 ET (16:04 GMT)
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