ESSEN (dpa-AFX) - Der radikale Umbau reißt erneut ein riesiges
Loch in die Bilanz des Energiekonzerns Eon
Uniper soll im September an der Börse notiert werden. Bereits in den beiden Vorjahren hatte Eon im Zuge seiner Neuausrichtung hohe Abschreibungen vorgenommen und Milliardenverluste verbucht. Weitere Wertberichtigungen schloss Finanzvorstand Michael Sen in einer Telefonkonferenz nicht aus. Der mögliche Belastung werde aber erst feststehen, wenn Uniper an der Börse sei.
AKTIE AM DAX-ENDE
Bislang stand die Tochter dem offiziellen Abspaltungsdokument zufolge noch mit 15,5 Milliarden Euro in den Büchern. Analysten schätzen den tatsächlichen Wert aber nur noch auf bestenfalls 5,5 Milliarden Euro. Grund sind die wegbrechenden Gewinne der Großkraftwerke, die unter dem vom Ökostrom-Boom ausgelösten Verfall der Preise im Großhandel leiden.
Das Unternehmen hatte Investoren bereits im April auf neuerliche
Wertberichtigungen vorbereitet. Dennoch rutschte die Aktie im frühen
Handel um 3 Prozent ab, was den letzten Platz im Dax
KAPITALPOLSTER WIRD DÜNNER
Beim Schritt von Uniper aufs Börsenparkett handelt es sich nicht um einen klassischen Börsengang. Eon-Aktionäre bekommen automatisch für zehn Aktien einen Uniper-Anteilsschein. Eon selbst behält zunächst 46,65 Prozent der Anteile, die erst in einiger Zeit veräußert werden sollen.
Zuletzt standen diese Anteile noch mit 7,2 Milliarden Euro in den Büchern, gemessen an den aktuellen Analystenschätzungen ist das Paket tatsächlich aber nur 2 bis 2,5 Milliarden Wert. Demzufolge drohen Eon in den kommenden Quartalen nach den nun vorgenommenen Wertberichtigungen noch bis zu 1,4 Milliarden Euro weitere Abschreibungen.
KAPITALERHÖHUNG NUR FÜR ATOMFONDS
Die Verlustserie zehrt das Eigenkapital weiter auf. In den ersten sechs Monaten schmolzen die Puffer um fast 7 Milliarden Euro auf nur noch rund 12,2 Milliarden Euro. Dazu trugen auch die historisch niedrigen Zinsen bei, die die Pensionsrückstellungen belasteten. Die Eigenkapitalquote schmolz um 5 Prozentpunkte auf nur noch 12 Prozent.
"Schlaflose Nächte" bereite ihm das aber nicht, sagte Finanzvorstand Sen. Denn der Konzern sitze weiter auf einem großen Vermögen - etwa in Form seiner Netze. Auch der Markt schaue deshalb über die dünneren Kapitalpolster hinweg. Eine Kapitalerhöhung steht trotzdem weiter im Raum.
Sen betonte jedoch, dass diese nur zur Finanzierung der erwarteten Milliardenkosten für den Atomerbe-Staatsfonds dienen würde. Trotz der neuerlichen Milliardenbelastung hält Eon-Chef Johannes Teyssen die Aufspaltung weiter für "die richtige Antwort" auf die Energiewende.
TRENDWENDE LÄSST NACH WIE VOR AUF SICH WARTEN
Allerdings muss der Konzern auch ohne Uniper weiter auf eine Trendwende warten. So sackte der operative Gewinn (Ebit) - aus dem erstmals der Beitrag der Tochter herausgerechnet ist - im ersten Halbjahr um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 2 Milliarden Euro ab.
Hauptgrund war ein Gewinneinbruch der Atomsparte, die Eon auf politischen Druck hin nicht zu Uniper transferieren darf. Hier belasteten unter anderem die niedrigen Strompreisen. Höhere Gewinne erwirtschaftete Eon in seinen künftigen Kerngeschäftsfeldern Ökostrom und Vertrieb, während es in der Netzsparte einen Rückgang gab.
PROGNOSE STEHT
An der vorsichtigen Prognose hielt das Management fest. So soll das operative Ergebnis von pro forma 3,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 2,7 Milliarden bis 3,1 Milliarden Euro sinken. Für den bereinigten Überschuss stellt der Vorstand 0,6 bis 1 Milliarde Euro in Aussicht, nachdem die Eon-Geschäfte im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Euro eingebracht hatten./enl/das/zb
ISIN DE000ENAG999
AXC0088 2016-08-10/09:39