WIEN/ALPBACH (dpa-AFX) - Das EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny sieht vorerst kein Ende der Phase extrem niedriger Zinsen in der Eurozone. "Die Rolle der niedrigen Zinsen ist sehr viel differenzierter zu sehen. Das ist kein kurzfristiges Phänomen, das von den Notenbanken eingeführt wurde, das sind langfristige ökonomische Entwicklungen", sagte Nowotny am Donnerstagabend in einer Rede anlässlich der Alpbacher Finanzmarktgespräche. Der Währungshüter ist zudem Gouverneur der Notenbank von Österreich.
Die Weltwirtschaftskrise 2008 sei nicht einfach nur ein Konjunktureinbruch gewesen, sondern ein Strukturbruch, sagte Nowotny weiter. "Wir leben seither in einer Welt mit deutlich niedrigeren Wachstumsraten und Inflationsraten und damit auch niedrigeren Zinssätzen."
Der Notenbanker verglich die Debatte über die Niedrigzinspolitik mit dem Jammern über ein Regenwetter. "Man kann sich darüber ärgern, auch über den Meteorologen - also die EZB - schimpfen, aber besser ist es, sich mit einem ordentlichen Regenschutz zu bedienen."
Die seit 1990 anhaltende langfristige Tendenz zu niedrigen Zinsen im Euroraum ist laut Nowotny "nicht auf den Irrsinn einzelner Notenbanken" zurückzuführen. Es sei auch keine weltweite Verschwörung, sondern sei eine ökonomische Reaktion auf bestimmte gesamtwirtschaftliche Entwicklungen. Das sei sehr wichtig, so zu sehen./ggr/phs/sp/APA/jkr/bgf/
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