Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen erholen sich bis Donnerstagmittag von den Tagestiefs, bleiben aber nach einem schwächeren ifo-Geschäftsklimaindex unter Abgabedruck. Das ifo-Konjunkturbarometer fiel im August unerwartet auf 106,2 nach 108,3 Punkten im Vormonat und damit auf den niedrigsten Wert seit Februar. Vor allem im Groß- und Einzelhandel hat sich laut ifo-Institut das Geschäftsklima verschlechtert. "Angesichts des hohen Niveaus sind Wachstumszweifel zwar nicht angebracht", stuft Volkswirtin Viola Julien von der Helaba die aktuelle Lage ein. Eine Zunahme der konjunkturellen Dynamik sei aber ebenso wenig zu konstatieren.
Der DAX verliert 0,9 Prozent auf 10.526 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,7 Prozent auf 2.987 nach unten. Die Investoren halten sich auch vor dem Treffen der Notenbanker in Jackson Hole mit Käufen zurück, das am Donnerstag beginnt. Die Anleger warten mit Spannung auf die Rede von Fed-Chefin Janet Yellen, die aber erst am Freitag ans Rednerpult tritt. Sie erhoffen sich mehr Klarheit über die weitere Geldpolitik in den USA, insbesondere auf die Frage, ob die US-Notenbank im laufenden Jahr die Leitzinsen noch erhöhen wird. Am Devisenmarkt erholt sich der Euro Richtung 1,13 Dollar. Im Handel ist von einem nervösen Geschäft die Rede.
Kräftiger Druck auf Pharmawerte nach Clinton-Tweet
In Europa löst der "Clinton-Tweet" kräftigen Druck auf die Pharmawerte aus. US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton kritisierte erneut die überzogenen Preise bei einigen Medikamenten. Clinton hatte die Preisexplosion beim viel genutzten Allergiemedikament EpiPen von Mylan angeprangert. In den vergangenen Jahren habe Mylan die Preise um über 400 Prozent erhöht. Die Mylan-Aktien brachen darauf um 5,4 Prozent ein. Clinton hatte bereits im September 2015 den Preissprung des Mittels Daraprim von 13,50 auf 750 Dollar kritisiert.
"Die Sorge ist, dass sich Clinton nach einem Wahlsieg in den USA für schärfere Kostenkontrollen in der Medizin stark macht", sagt ein Händler. Aufgrund einiger "exzessiv teurer Medikamente" sei es auch hochwahrscheinlich, dass sich dies durchsetzen lasse. Nahezu alle in den USA aktiven Pharma- und Biotechnologieunternehmen leiden unter dieser Annahme. Nach Einschätzung von Berenberg war der Pharmasektor schon immer von hoher Bedeutung für die Demokraten in den USA.
Im DAX fallen FMC um 1,2, Fresenius um 1,4, Merck um 1,9 und Bayer um 0,8 Prozent. Im TecDAX sinken Qiagen um 3,6 Prozent. Für BB Biotech geht es um 3,2 Prozent nach unten. Europaweit verliert der Stoxx-Pharma-Index 1,7 Prozent und damit fast so viel wie die volatilen Rohstoffaktien, für die es 1,8 Prozent nach unten geht. Astrazeneca geben 2 Prozent und Sanofi 1,2 Prozent nach. In Zürich büßt die Novartis-Aktie 1,5 Prozent ein.
Ahold liefert gute Zahlen
Gute Quartalszahlen treiben Ahold Delhaize um 1,3 Prozent nach oben. Die Aktien setzen sich damit klar vom schwächeren Gesamtmarkt ab. Vor allem starke Gewinnmargen im niederländischen Geschäft sind für den Erfolg der jüngst erst fusionierten Supermarktkette verantwortlich. Der Gewinn legte um 7 Prozent zum Vorjahr zu, während der Umsatz nur um 3 Prozent stieg. Der Gewinn habe deutlich über der Erwartung gelegen, kommentieren die Analysten von Jefferies.
Übernahmefantasie beflügelt GfK
Die Überlegungen sind nicht neu und tauchen in regelmäßigen Abständen an der Börse immer wieder auf. Nachdem jüngst Finanzinvestoren ein Interesse am Einstieg bei den Konsumforschern der GfK nachgesagt worden ist, sollen es nun Wettbewerber sein. Die ungeklärte Frage ist und bleibt, ob sich der Großaktionär GfK Verein zumindest von einem Teil seiner Aktien trennen wird. Sicher ist, dass die zuletzt stark gebeutelte Aktie mit einem Kurssprung auf die Nachricht reagiert. Die Aktie legt um 4,4 Prozent zu.
Der Mehrheitsaktionär GfK Verein prüft einem Vorabbericht der Wirtschaftswoche zufolge verschiedene Varianten für die Zukunft des SDAX-Unternehmens. Die Überlegungen des GfK Vereins, der knapp 54,5 Prozent an GfK hält, könnten bis zu einer Fusion oder dem Verkauf von Anteilen an einen Wettbewerber reichen. Wie das Magazin unter Berufung auf Insider berichtet, sollen die Konkurrenten Nielsen Holdings und IMS Health aus den USA sowie Kantar, Tochter des Londoner Werberiesen WPP, eine Übernahme erwägen.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.986,85 -0,72 -21,74 -8,59 Stoxx-50 2.844,99 -0,79 -22,75 -8,23 DAX 10.525,30 -0,92 -97,67 -2,03 MDAX 21.497,77 -0,72 -155,52 3,48 TecDAX 1.711,55 -1,10 -18,99 -6,51 SDAX 9.335,37 -0,36 -34,04 2,60 FTSE 6.812,65 -0,34 -23,13 9,14 CAC 4.403,05 -0,73 -32,42 -5,05 Bund-Future 167,51% -0,07 8,02 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.24 Uhr Mi, 17.25 Uhr % YTD EUR/USD 1,1296 +0,20% 1,1273 1,1246 +4,0% EUR/JPY 113,4524 +0,24% 113,1810 113,06 -23,4% EUR/CHF 1,0894 +0,04% 1,0890 1,0886 +0,2% EUR/GBP 0,8547 +0,40% 0,8525 1,1766 +16,1% USD/JPY 100,43 +0,06% 100,37 100,54 -14,5% GBP/USD 1,3216 -0,04% 1,3222 1,3232 -10,4% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,85 46,77 +0,2% 0,08 +9,3% Brent/ICE 49,13 49,05 +0,2% 0,08 +13,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.324,07 1.323,75 +0,0% +0,32 +24,8% Silber (Spot) 18,58 18,55 +0,2% +0,03 +34,5% Platin (Spot) 1.081,80 1.079,00 +0,3% +2,80 +21,4% Kupfer-Future 2,08 2,08 +0,4% +0,01 -3,1% ===
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August 25, 2016 06:22 ET (10:22 GMT)
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