NEW YORK (Dow Jones)--Das Warten der Anleger hat ein Ende: Janet Yellen hat gesprochen - und die Märkte wissen nicht so recht, was sie von den Aussagen der Fed-Chefin auf dem Notenbanktreffen in Jackson Hole halten sollten. Zunächst reagierte die Wall Street erleichtert darauf, dass Yellen sich nicht so falkenhaft geäußert hatte wie von manchen Beobachtern befürchtet. Eine Zinserhöhung schon im September schien erst einmal vom Tisch. Die Aktienkurse legten zu und verteidigten ihre Gewinne über weite Strecken, während Dollar, Gold und Anleihen volatil reagierten.
Ein Interview des Vize-Chairman der Fed, Stanley Fischer, mit CNBC weckte jedoch Zweifel: Er sagte, der nächste Arbeitsmarktbericht werde in die Entscheidung über einen Zinsschritt miteinbezogen. Das wurde so verstanden, dass eine Zinserhöhung im kommenden Monat doch im Bereich des Möglichen liegt. Daraufhin begannen die Kurse zu bröckeln.
Am Mittag (Ortszeit New York) fällt der Dow-Jones-Index um 0,1 Prozent auf 18.429 Punkte. Im Tageshoch hatte der Index bei 18.572 Punkten notiert. Der S&P-500 notiert kaum verändert, und der Nasdaq-Composite gewinnt 0,2 Prozent.
Yellen sagte, eine Leitzinserhöhung sei in den zurückliegenden Monaten wahrscheinlicher geworden. Sie verwies aber auch auf die unsicheren Aussichten der Wirtschaft und darauf, dass die Fed keinen bestimmten Kurs verfolge.
Die Fed-Chefin habe nicht viel Neues gesagt, so das Fazit von Lee Ferridge von State Street Global Markets North America. Ihre Äußerungen könnten allerdings die jüngst zu beobachtende Talfahrt des Dollar bremsen und der Rally der risikoreicheren Assets "einen Schlag versetzen", fügt er hinzu.
Konjunkturdaten spielen untergeordnete Rolle
Da die Märkte ganz im Bann der Yellen-Rede stehen, finden Konjunkturdaten kaum Beachtung. Dies gilt umso mehr, als die US-BIP-Daten zum zweiten Quartal und die Verbraucherstimmung lediglich in der Zweitlesung veröffentlicht wurden.
Das BIP ist leicht, aber im erwarteten Rahmen nach unten revidiert worden. Auch die Zunahme der Unternehmensgewinne hat sich abgeschwächt, während die Preiskomponenten jeweils nach oben revidiert wurden. Die Verbraucherstimmung in den USA hat sich im August überraschend eingetrübt, wie der revidierte Index der Universität Michigan zeigte.
Am Rentenmarkt kamen die Notierungen mit den Yellen-Aussagen zunächst zurück, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg auf 1,60 Prozent, sank dann auf 1,53 Prozent und steht nun bei 1,59 Prozent und somit 1 Basispunkt höher als am Donnerstag im späten US-Handel.
Der Goldpreis sackte unmittelbar nach der Veröffentlichung des Redetexts um 10 Dollar auf knapp unter 1.320 Dollar ab, um kurz darauf auf ein Tageshoch bei 1.342,34 Dollar zu steigen. Aktuell notiert die Feinunze bei 1.322 Dollar.
Der Dollar legt nach einer Achterbahnfahrt zum Euro kräftig zu. Für einen Euro werden nur noch gut 1,1230 Dollar gezahlt. Im Tageshoch waren es 1,1341 Dollar.
Am Ölmarkt lässt die Aufwertung des Dollar die Preise ebenfalls von ihren Tageshochs zurückkommen. Öl wird in Dollar bezahlt und verteuert sich für Käufer aus anderen Währungsgebieten, wenn die US-Währung fester geht. Der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI steigt um 0,5 Prozent auf 47,55 Dollar. Stützend wirken Daten von Energy Aspects. Demnach werden nach einer schwachen Erdölnachfrage aus China über den Sommer die Lieferungen im September und Oktober wieder anziehen.
Icahn drückt Herbalife
Unter den Einzelaktien geben Herbalife um 5,1 Prozent nach. Schlagzeilen, wonach Großinvestor Carl Icahn über einen Verkauf seines Anteils am Hersteller von Nahrungsmittelergänzungen nachdenkt, belasten den Kurs. Die Investmentbank Jefferies sucht derzeit offenbar nach einer geeigneten Gruppe von Bietern.
Gamestop verlieren fast 10 Prozent und Splunk 10,3 Prozent. Der Computerspieleeinzelhändler Gamestop hat in seinem zweiten Quartal die Umsatzerwartungen verfehlt und leidet weiter darunter, dass viele Spiele online heruntergeladen und nicht mehr im Laden gekauft werden. Bei Splunk agierte der Markt offenbar nach dem Motto, bei guten Nachrichten zu verkaufen. Das Softwareunternehmen überzeugte sowohl mit seinen Quartalszahlen als auch mit dem Ausblick. Lediglich die Prognose für die operative Marge hob Splunk nicht an. Seit ihrem Tief im Februar hatte sich der Aktienkurs allerdings bereits verdoppelt.
Der Kurs der Kosmetikkette Ulta gibt um 6,2 Prozent nach. Das Unternehmen übertraf zwar mit seinen Geschäftszahlen im zweiten Quartal die Erwartungen, sorgte aber mit dem Gewinnausblick für eine kleine Enttäuschung. Einen Kursrückgang um 7,4 Prozent erleben Talend. Das im Juli erst an die Börse gekommene Unternehmen, das auf die Integration von Daten spezialisiert ist, hat in seinem zweiten Quartal den Verlust fast verdoppelt.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 18.428,79 -0,11 -19,62 5,76 S&P-500 2.173,42 0,04 0,95 6,33 Nasdaq-Comp. 5.220,20 0,15 7,99 4,25 Nasdaq-100 4.783,29 0,16 7,86 4,14 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.10 Uhr Do, 18.25 Uhr % YTD EUR/USD 1,1232 -0,56% 1,1295 1,1276 +3,4% EUR/JPY 113,6974 +0,20% 113,4720 113,40 -23,0% EUR/CHF 1,0923 +0,10% 1,0913 1,0918 +0,4% EUR/GBP 0,8528 -0,34% 0,8549 1,1692 +15,8% USD/JPY 101,24 +0,75% 100,48 100,57 -13,8% GBP/USD 1,3169 -0,33% 1,3212 1,3184 -10,7% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,55 47,33 +0,5% 0,22 +10,9% Brent/ICE 49,74 49,67 +0,1% 0,07 +14,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.322,39 1.321,70 +0,1% +0,69 +24,7% Silber (Spot) 18,69 18,53 +0,9% +0,16 +35,3% Platin (Spot) 1.069,00 1.073,50 -0,4% -4,50 +19,9% Kupfer-Future 2,08 2,08 -0,0% -0,00 -3,5% ===
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August 26, 2016 13:04 ET (17:04 GMT)
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