
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die britische Entscheidung für ein Verlassen der Europäischen Union wirkt sich nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) inzwischen negativ auf das deutsche Wirtschaftswachstum aus. Im dritten Quartal hinterlasse das Brexit-Votum Spuren, erklärten die Berliner Wirtschaftsforscher in ihrem neuen Konjunkturbarometer.
"Nachdem die deutsche Wirtschaftsleistung im zweiten Vierteljahr um kräftige 0,4 Prozent höher ausgefallen war als zum Jahresauftakt, dürfte die hiesige Wirtschaft ihre Aufwärtsbewegung zwar fortsetzen, allerdings etwas an Schwung verlieren", schrieben sie. Im laufenden Quartal werde das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten "wohl noch um gut 0,3 Prozent zunehmen". Das DIW-Konjunkturbarometer könne im August die 100-Punkte-Marke knapp halten und zeige damit ein Wachstum an, das dem langfristigen Durchschnitt entspreche.
Nach der Analyse der Ökonomen dürfte das britische Votum die deutschen Ausfuhren bereits kurzfristig merklich dämpfen. "Nach der Brexit-Entscheidung ist die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten extrem gestiegen", konstatierte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. Dies sei "Gift für die Investitionen nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern auch diesseits des Ärmelkanals" und belaste die stark auf Investitionsgüter ausgerichteten deutschen Ausfuhren. Für die kommenden Quartale sei nur mit einer schleppenden Investitionstätigkeit zu rechnen.
Zudem werde der Konsum der privaten Haushalte derzeit von der spürbaren Rentensteigerung zur Jahresmitte befeuert, dürfte aber an Fahrt verlieren, erklärte das DIW. Zum einen steige die Kaufkraft bei weitem nicht mehr so kräftig wie in den vergangenen Quartalen. Zum anderen setze sich der Beschäftigungsaufbau nur mit etwas gedrosseltem Tempo fort - vor allem im Frühjahr nächsten Jahres, "wenn die Unternehmen unter dem Eindruck der Brexit-bedingten Nachfrageflaute wohl verhaltender Personal einstellen werden".
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August 31, 2016 05:20 ET (09:20 GMT)
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