Spät, aber doch hat der Markt begriffen: Die Inflation kommt. Doch wie viel Teuerung kommt nun wirklich?
Man kann dem Markt nicht vorwerfen, dass er die nahende Inflation komplett ignoriert hätte. Seit Anfang Juli kam es global zu einem Zinsanstieg. Dieser wurde vor allem durch steigende Inflationserwartungen getragen. Der Anstieg war jedoch eher homöopathisch. Erst mit der Wahl Trumps ist der Markt so richtig aufgewacht. Das wurde auch Zeit.
Die Inflation wurde in den vergangenen zwei Jahren vor allem von einem Faktor nach unten gedrückt: dem Ölpreis. Die Zeiten, in denen der Ölpreis bei 100 Dollar lag, ist lange vorüber und sie werden so schnell nicht wiederkommen. Dafür fällt der Ölpreis wenigstens nicht mehr. Allein das bringt einen positiven Effekt.
Nun hat sich die OPEC nach langem Ringen für eine Förderkürzung entschieden. Ob sie dann auch durchgesetzt wird, muss man abwarten. Kurzfristig unterstützt die Einigung den Ölpreis, was auf Jahressicht zu einem merklichen Anstieg führt.
Vor einem Jahr stand der Ölpreis bei gut 40 Dollar. Heute sind es über 20?% mehr. In einem Monat wird es noch sehr viel pikanter. Im Januar 2016 lag der Ölpreis zeitweise unter 30 Dollar. Bleibt der Ölpreis dort, wo er gerade ist, dann entspricht dies auf Jahressicht einem Anstieg von 80?%. Das wird der Inflation ganz schön auf die Sprünge helfen.
Ein Geheimnis ist dieses Phänomen nicht. Grafik 1 zeigt den Vergleich der Inflationsrate in der Eurozone und den USA zur Ölpreisveränderung auf Jahressicht. Steigt der Ölpreis auf Jahressicht an, dann tut das auch die Inflation. Fällt der Ölpreis auf Jahressicht, dann zieht es die Inflation mit nach unten.
Mit dem Anstieg der Ölpreise in den letzten Wochen sehen wir eine radikale Veränderung des Basiseffekts. Der Basiseffekt beschreibt die relative Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Zwischen Ende 2014 und Oktober 2016 hatten wir einen negativen Effekt, weil der Ölpreis im Vergleich zum Vorjahr tiefer stand. Nun haben wir den gegenteiligen Effekt. Der Ölpreis steigt gegenüber dem Vorjahr.
Nun hat der Ölpreis einen hohen Anteil am Warenkorb, aus dem die Inflationsrate berechnet wird. In den meisten entwickelten Ländern liegt der Anteil der Energiekomponente bei 10?%. Einer Milchmädchenrechnung nach würde die Inflation demnach um 1?% ansteigen, wenn der Ölpreis um 10?% steigt (10?% Preisanstieg multipliziert mit der Gewichtung von 10?% im Warenkorb).