ESSEN (dpa-AFX) - Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen hat die deutschen Unternehmen vor einer wachsenden Bedrohung durch Wirtschaftsspionage gewarnt. Deutsche Hightech-Firmen gerieten immer stärker in den Fokus von Spionageaktivitäten staatlicher und nichtstaatlicher Akteure, sagte Maaßen am Donnerstag bei der Security-Messe in Essen. Die digitale Vernetzung und der globale Datenaustausch schafften zudem "neue Verwundbarkeiten".
Die Unternehmen müssten ihre "Kronjuwelen" schützen. "Die gehören in den Panzerschrank und nicht mit dem Laptop auf Dienstreise nach China", sagte Maaßen. "Kronjuwelen" seien dabei oft nicht nur die klassischen Geschäftsgeheimnisse im engeren Sinn, sondern auch das Kontaktverzeichnis im Smartphone und der Terminkalender mit Vertragsverhandlungen.
"Wenn ich nach China reise, nehme ich ein jungfräuliches, einfaches Handy mit einer neuen SIM-Karte mit", sagte Maaßen. Es müsse jedem Geschäftsreisenden klar sein, dass man dort ausgespäht werden könne. Gleiches gelte für Russland und eine Reihe weiterer Staaten, deren Geheimdienste angewiesen seien, der Wirtschaft des jeweiligen Landes durch Spionage zu helfen.
Nicht nur Cyberattacken und digitale Ausforschung seien eine Gefahr: Auch der "klassische Innentäter", also der eigene Mitarbeiter, der gegen Geld spioniere, ebenso wie eingeschleuste Praktikanten. Sie könnten sogar zur Gefahr für die Existenz eines Unternehmens werden.
Bei den Cyberangriffen lägen Spionage und Sabotage mittlerweile dicht beieinander: Es gebe inzwischen Schad-Programme, die beides könnten, sagte Maaßen. "Zwischen Spionage und Sabotage liegt dann nur ein Mausklick."
Einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom zufolge sind zwei Drittel aller Industrieunternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr Opfer von Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage geworden. Der Schaden wird auf 50 Milliarden Euro im Jahr geschätzt./fc/DP/tos
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