FRANKFURT (Dow Jones)--Die Hiobsbotschaften um die Deutsche Bank reißen nicht ab und sorgen weltweit für Verunsicherung an den Börsen. Einige Kunden der Bank haben zuletzt offenbar Milliarden von Dollar abgezogen, weil sie sich um die Stabilität der Deutschen Bank und ihr eigenes Engagement sorgen. Darunter seien mehrere große und einflussreiche Hedgefonds, wie den Kunden und der Bank nahestehende Personen sagten. Hintergrund ist eine drohende Strafzahlung in den USA von bis zu 14 Milliarden Dollar, die die Bank überfordern dürfte, weshalb jüngst sogar Spekulationen um Staatshilfen aufgekommen waren.
Im frühen Handel sackte der Kurs der Deutschen Bank erstmals seit Jahrzehnten unter 10 Euro ab. Ob der bisherige Tiefkurs von 9,90 Euro Schnäppchenkäufer anlockt, bleibt allerdings abzuwarten. Aktuell verliert das Papier 7 Prozent auf 10,13 Euro bei sehr hohen Börsenumsätzen.
Auch für Europas Börsen insgesamt stehen die Kursampeln auf Rot. Der DAX büßt 1,6 Prozent auf 10.235 Punkte ein und ist auf den niedrigsten Stand seit Anfang August gefallen. Der Euro-Stoxx-50 fällt um 1,8 Prozent auf 2.939. "Es wird heute spannend", denn in Deutschland stehe ein langes Wochenende vor der Tür, warnt ein Händler. Sollte der Aktienmarkt unter Verkaufsdruck geraten, werde wohl kaum ein Investor dagegen halten. Daher stuft er die Gefahr eines Ausverkaufs als hoch ein, zumal zum Quartalsende.
Zum Quartalsultimo neigen Fonds dazu die Gewinner am Aktienmarkt zu kaufen und die Verlierer zu verkaufen, im Fachjargon Windowdresssing genannt. "Zum Quartalsende sind viele Fonds vor allem am Ausweis der Gewinner interessiert", erklärt ein Marktteilnehmer. Dabei dürfte es sich überwiegend um Aktien aus der zweiten oder dritten Reihe handeln.
Deutsche Bank zieht Commerzbank mit nach unten
Auch die Commerzbank-Aktie ist mit einem Abschlag von 6,5 Prozent auf 5,43 Euro stark unter Druck geraten, sie wird von der Deutsche-Bank-Aktie schwer belastet. Zudem hat die britische Großbank HSBC die Comerzbank-Aktie laut Händlern von "Kaufen" auf "Halten" gesenkt. Die Berenberg Bank hat das Kursziel von 8,50 auf 5 Euro drastisch gesenkt. Der Bankenindex in Europa verliert 3,1 Prozent, der brachenverwandte Versichererindex 2,4 Prozent. Am besten halten sich noch die als defensiv und weniger konjunktursensiblen Nahrunsgmittelaktien mit einem Minus von 0,5 Prozent.
Die starken Aktienverkäufe an Europas Börsen belasten auch den Euro. Die Gemeinschaftswährung ist mit Beginn des Aktienhandels zu Dollar, Yen, Pfund und Schweizer Franken unter Druck geraten. Der Euro wechselt mit 1,1180 Dollar den Besitzer, zuvor kostete er 1,1220 Dollar. Kursgewinne verbucht vor allem der Yen, der als sicherer Währungshafen gilt.
"In Anbetracht der Gesamtsituation werden sichere Anlagehäfen den ganzen Tag über gesucht sein", prognostiziert Dirk Gojny von der National-Bank. Der Bund-Future, ein rege gehandelter Terminkontrakt auf Bundesanleihen, ist auf ein neues Kontrakthoch gestiegen. Beim Ölpreis werden nach zwei Tagen stark steigender Kurse Gewinne mitgenommen. Brent-Öl, das am Vortag erstmals seit drei Wochen wieder über 50 Dollar gestiegen war, verliert 1,3 Prozent auf 49,20 Dollar.
Osram und Chip-Aktien könnten zulegen
Punktuell sorgen Übernahmespekulationen für Käufe. So berichtet das Handelsblatt von Kaufinteresse mehrerer Investoren aus China für den Lichtkonzern Osram. Osram legen gegen den schwachen Markttrend um 1,3 Prozent zu, auch wenn Händler sagen, diese Spekulationen seien alles andere als neu.
Der US-Chiphersteller Qualcomm verhandelt informierten Personen zufolge mit dem niederländischen Halbleiterhersteller NXP Semiconductors über einen Kauf. Ein Deal könnte NXP mit mehr als 30 Milliarden US-Dollar bewerten. An der Nasdaq sprangen NXP-Aktien um rund 16 Prozent nach oben. Infineon sind mit einem Plus von 1,4 Prozent einziger Kursgewinner im DAX und Aktien des französischen Chip-Herstellers STMicroelectronics legen um 1 Prozent zu.
In Madrid fallen Telefonica um 4,3 Prozent. Der spanische Telekomkonzern hat den Börsengang der Infrastrukturtochter Telxius abgesagt. Die Gebote der Investoren seien nicht angemessen, teilte das Unternehmen mit. Telefonica wollte mit den Einnahmen den Schuldenberg von mehr als 50 Milliarden Euro verringern.
In Stockholm verlieren Hennes & Mauritz 2,7 Prozent. Im dritten Quartal ist der Gewinn der Bekleidungskette um 9 Prozent geschrumpft wegen hoher Abschreibungen und des starken US-Dollars.
Starkes Börsendebüt von VA-Q-tec
Sehr erfolgreich gestaltet sich bislang der erste Börsentag der Aktie des Dämmstoffanbieters Va-Q-tec. Das Papier ist mit einem ersten Kurs von 14,00 Euro an der Börse in Frankfurt gestartet. Ausgegeben wurde sie zu 12,30 Euro. Aktuell kostet die Aktie 14,10, entsprechend einem Aufschlag auf den Ausgabekurs von fast 15 Prozent.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.936,04 -1,86 -55,54 -10,14 Stoxx-50 2.807,87 -1,44 -41,06 -9,43 DAX 10.236,58 -1,62 -168,96 -4,71 MDAX 21.241,47 -1,17 -252,09 2,25 TecDAX 1.769,22 -0,91 -16,20 -3,36 SDAX 9.168,13 -1,24 -115,25 0,76 FTSE 6.833,28 -1,24 -86,14 9,47 CAC 4.363,74 -1,80 -80,10 -5,89 Bund-Future 166,31 0,40 9,3 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:53 Do, 17:12 % YTD EUR/USD 1,1185 -0,18% 1,1206 1,1229 +3,0% EUR/JPY 112,8708 -0,18% 113,0752 114,13 -24,5% EUR/CHF 1,0823 -0,04% 1,0828 1,0862 -0,5% EUR/GBP 0,8637 -0,17% 0,8646 1,1551 +17,3% USD/JPY 100,92 +0,01% 100,91 101,65 -14,0% GBP/USD 1,2950 -0,08% 1,2960 1,2969 -12,2% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,14 47,83 -1,4% -0,69 +8,8% Brent/ICE 48,63 49,24 -1,2% -0,61 +12,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.325,66 1.320,27 +0,4% +5,39 +25,0% Silber (Spot) 19,13 19,11 +0,1% +0,02 +38,4% Platin (Spot) 1.029,25 1.027,35 +0,2% +1,90 +15,5% Kupfer-Future 2,18 2,19 -0,1% -0,00 +1,3%
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September 30, 2016 04:01 ET (08:01 GMT)
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