Von Michael Denzin
FRANKFURT (Dow Jones)--Kräftig unter Druck stehen am Freitag die europäischen Aktienmärkte. Die Finanztitel führen die Verliererliste angesichts der Hiobsbotschaften um die Deutsche Bank an. Dies sorgt weltweit für Verunsicherung an den Börsen. Einige Kunden der Bank haben offenbar Milliarden Dollar abgezogen, weil sie sich um die Stabilität des Instituts und ihre eigenen Konten sorgen. Darunter sollen mehrere große und einflussreiche Hedgefonds sein, wie den Kunden und der Bank nahestehende Personen sagen.
Hintergrund ist die drohende US-Strafzahlung von bis zu 14 Milliarden Dollar, die die Bank überfordern dürfte, weshalb jüngst sogar Spekulationen um Staatshilfen aufgekommen waren. Die Analysten von JP Morgan werten den Kundenverlust jedoch noch schlimmer als mögliche Strafen, da er direkt die Ertragskraft der Bank schwäche.
Im frühen Handel sackte der Kurs der Deutschen Bank erstmals seit Jahrzehnten unter 10 Euro ab. Am Mittag erholt er sich wieder leicht und verliert noch 4,8 Prozent und 10,36 Euro. Angesichts der Bank-Sorgen stehen an allen Börsen Europas die Kursampeln auf Rot - sämtliche Branchen notieren im Minus. Der DAX büßt 1,2 Prozent auf 10.276 Punkte ein, der Euro-Stoxx-50 fällt um 1,6 Prozent auf 2.944 Punkte.
Vom Quartalsultimo gehen derzeit keine kursstützenden Bewegungen aus. Das bei Fondsmanagern beliebte "Window Dressing" finde nur in der dritten Reihe statt. Eher macht der "Tag der Deutschen Einheit" am Montag Sorgen: Angesichts des langen Wochenendes dürfte bei aufkommendem Verkaufsdruck niemand bereit sein, dagegenzuhalten.
Deutsche Bank zieht Commerzbank mit nach unten
Auch die Commerzbank-Aktie ist mit einem Abschlag von 6 Prozent unter Druck geraten, sie wird von der Deutsche-Bank-Aktie schwer belastet. Zudem hat die britische Großbank HSBC die Aktie von "Kaufen" auf "Halten" gesenkt. Die Berenberg Bank hat das Kursziel von 8,50 auf 5 Euro drastisch gesenkt. Auch andere Banken Europas geben kräftig nach: Unicredit verlieren 4,4 Prozent, Barclays, Societe Generale und BNP Paribas fallen je um über 3 Prozent. Der Banken-Index verliert 2,5 Prozent, Versicherer im Schnitt 1,9 Prozent. Mit am besten halten sich die als defensiv geschätzten Nahrunsgmittelaktien mit einem Minus von 0,5 Prozent.
Die starken Aktienverkäufe an Europas Börsen belasten auch den Euro und drücken ihn unter die Marke von 1,12 Dollar. Die Devise ist seit Beginn des Aktienhandels zu Dollar, Yen, Pfund und Schweizer Franken unter Druck geraten. Aktuell kostet der Euro 1,1175 Dollar. "In Anbetracht der Gesamtsituation werden sichere Anlagehäfen den ganzen Tag über gesucht sein", sagt Dirk Gojny von der National-Bank. Der Bund-Future als Barometer für deutsche Bundesanleihen ist zwischenzeitlich auf ein neues Kontrakthoch gestiegen. Die Opec-Ölpreis-Story vom Vortag ist indessen völlig in sich zusammengefallen: Beim Ölpreis werden nach zwei Tagen stark steigender Kurse Gewinne mitgenommen.
Kursgewinner Osram und Chip-Aktien
Punktuell sorgen Übernahmespekulationen für Käufe. So berichtet das Handelsblatt von Kaufinteresse mehrerer Investoren aus China für den Lichtkonzern Osram. Osram legen gegen den schwachen Markttrend um 2 Prozent zu, auch wenn Händler sagen, diese Spekulationen seien alles andere als neu.
Einer der wenigen Kursgewinner im DAX sind Infineon mit 3 Prozent Plus. Hier treibt die Sektorkonsolidierungsfantasie bei Halbleitern. Der US-Chiphersteller Qualcomm verhandelt Kreiseberichten zufolge mit dem niederländischen Halbleiterhersteller NXP Semiconductors über einen Kauf. Ein Deal könnte NXP mit mehr als 30 Milliarden US-Dollar bewerten. An der Nasdaq sprangen NXP-Aktien um rund 16 Prozent nach oben. Im TecDAX profitieren davon auch Dialog Semiconductor mit 2,6 Prozent Aufschlag.
In Madrid bauen Telefonica ihre Verluste auf 4,7 Prozent aus: Der spanische Telekomkonzern musste den Börsengang seiner Tochter Telxius absagen, die für den Betrieb der Sendemasten zuständig ist. Die Gebote der Investoren seien nicht angemessen, teilten die Spanier zur Begründung mit. Telefonica wollte mit den Einnahmen den Schuldenberg von mehr als 50 Milliarden Euro verringern.
In Stockholm kämpfen sich Hennes & Mauritz nach frühen Verlusten um 0,5 Prozent zurück ins Plus. Im dritten Quartal ist der Gewinn der Bekleidungskette um 9 Prozent geschrumpft wegen hoher Abschreibungen und des starken US-Dollars.
Starkes Börsendebüt von VA-Q-tec
Sehr erfolgreich gestaltet sich bislang der erste Börsentag der Aktie des Dämmstoffanbieters Va-Q-tec. Das Papier ist mit einem ersten Kurs von 14,00 Euro an der Börse in Frankfurt gestartet. Ausgegeben wurde sie zu 12,30 Euro. Aktuell kostet die Aktie 14,90 Euro, was einem Plus von 19 Prozent entspricht.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.944,46 -1,58 -47,12 -9,89 Stoxx-50 2.813,24 -1,25 -35,69 -9,26 DAX 10.276,33 -1,24 -129,21 -4,34 MDAX 21.310,22 -0,85 -183,34 2,58 TecDAX 1.773,04 -0,69 -12,38 -3,15 SDAX 9.185,39 -1,06 -97,99 0,95 FTSE 6.840,82 -1,14 -78,60 9,59 CAC 4.374,68 -1,56 -69,16 -5,66 Bund-Future 166,20 0,29 9,23 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:53 Do, 17:12 % YTD EUR/USD 1,1175 -0,28% 1,1206 1,1229 +2,9% EUR/JPY 112,9986 -0,07% 113,0752 114,13 -24,2% EUR/CHF 1,0882 +0,50% 1,0828 1,0862 +0,1% EUR/GBP 0,8611 -0,47% 0,8646 1,1551 +16,9% USD/JPY 101,11 +0,21% 100,91 101,65 -13,9% GBP/USD 1,2977 +0,12% 1,2960 1,2969 -12,0% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,30 47,83 -1,1% -0,53 +9,1% Brent/ICE 48,40 49,24 -1,7% -0,84 +11,7% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.326,60 1.320,27 +0,5% +6,33 +25,1% Silber (Spot) 19,28 19,11 +0,9% +0,17 +39,5% Platin (Spot) 1.035,30 1.027,35 +0,8% +7,95 +16,1% Kupfer-Future 2,18 2,19 -0,1% -0,00 +1,3% ===
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September 30, 2016 06:54 ET (10:54 GMT)
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