FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 4. November 2016. Eine US-Zinsanhebung Ende des Jahres wird immer wahrscheinlicher - unabhängig vom Ausgang der US-Wahl.
Die Zeiten extrem niedriger Zinsen scheinen vorbei zu sein: Zu fast 80 Prozent wird an den Märkten eine US-Zinserhöhung im Dezember erwartet. Am Mittwoch hatte die US-Notenbank die Zinsen unverändert gelassen, signalisiert wurde aber ein baldiger Zinsschritt. Am heutigen Freitag wird der aktuelle US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht, gute Zahlen würden eine Zinsanhebung nochmals wahrscheinlicher machen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte sich das auch hierzulande bemerkbar bemacht, Bundesanleihen gaben deutlich nach. In dieser Woche hat sich der Euro-Bund-Future auf dem niedrigeren Niveau stabilisiert: Am Freitag liegt der Indikator für langfristige Zinserwartungen bei 162 Prozent. Vor zwei Wochen waren es noch mehr als 164, im September für kurze Zeit sogar über 168 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe liegt bei 0,15 Prozent nach 0,17 vor einer Woche, im Juli waren es im Tief minus 0,181 Prozent.
Höhere Zinsaufschläge für Italien
Auch die Renditen in Europas Peripherie steigen, zum Teil auch die Renditeabstände zu Bundesanleihen. "Vor allem Italien musste hier zuletzt deutliche Aufschläge in Kauf nehmen", erklärt die Helaba. Investoren zeigten sich besorgt über den Ausgang des Referendums zur Verfassungsreform, das Anfang Dezember abgehalten werden soll. "Vor diesem Hintergrund ist eine deutliche Spread-Ausweitung auf derzeit 154 Basispunkte zu beobachten."
Fokus auf US-Wahlen
Als Risiko gilt die am kommenden Dienstag anstehende US-Wahl. "Doch die Trendwende in der Geldpolitik wird kommen, so oder so - egal, wer Präsident/in wird", meint Klaus Stopp von der Baader Bank. Bei den Notenbanken habe bereits ein Umdenken eingesetzt, das auf einen beginnenden Ausstieg aus der Nullzinspolitik hinauslaufen werde. "Das Ausmaß und der Zeitpunkt der Entscheidungen dürften sich aber unterschiedlich gestalten - je nachdem, wer das Rennen macht."
Gewinne Trump, werde eine Zinserhöhung voraussichtlich heftiger ausfallen, allein schon deshalb, weil dann mit einem Kapitalabfluss aus den USA und einer Schwächung des Dollars zu rechnen sei. Andere Analysten erwarten unterdessen keine Zinserhöhung bei einem Trump-Sieg, da dies die erwartete Unruhe an den Märkten noch mehr verstärken würde.
EZB sitzt auf Ramschanleihen
In der Eurozone ist mit einer strafferen Geldpolitik vorerst nicht zur rechnen, auch wenn die Kritik an den Minizinsen immer lauter wird. "Welche Risiken Ankaufprogramme zuweilen in sich bergen, davon kann die EZB momentan ein ‚Liedchen' singen", kommentiert Stopp. Habe man bis vor kurzem noch Anleihen des Düngemittelkonzerns K+S erworben, so stelle sich nun - nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit auf Ramschniveau - die Frage, wie man zukünftig mit diesen Altbeständen umgehen solle.
Die Bank of England hielt am gestrigen Donnerstag die Füße still: Sie beließ den Umfang ihres Anleihekaufprogramms und auch den historisch niedrigen Leitzins unverändert. Hintergrund ist, dass sich die britische Wirtschaft trotz Brexit-Votum überraschend robust zeigt.
Kasse machen bei Corporate Bonds
Auch bei den Unternehmensanleihen dominieren Verkäufe, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. "Wir sehen fast nur Gewinnmitnahmen." Zudem bleiben die Sorgen bezüglich der Banken hoch: "Fitch hat heute das Kreditrating der Deutschen Bank einschließlich der langfristigen ‚A'-Kreditausfalleinstufung auf ‚Watch Negative' gesetzt."
Kräftige Kursgewinne verzeichnete die Travel24com-Anleihe (WKN A1PGRG), wie Arthur Brunner von der ICF Bank meldet. Am Montag notierte das Papier noch bei unter 42 Prozent, jetzt sind es 50 Prozent. Echte Neuigkeiten gibt es nicht: Nach der Insolvenz des Hauptgesellschafters Unister war bereits Ende Juli ein Anleiherückkaufprogramm angekündigt worden, Details fehlen nach wie vor.
Neues von Sixt, BASF und Renault Eine neue Anleihe mit privatanlegerfreundlicher Stückelung von 1.000 Euro gab es vom Autovermieter Sixt (WKN A2BPDU). Der Kupon liegt bei 1,125 Prozent, die Laufzeit geht bis November 2022. "Das war diese Woche unsere umsatzstärkste Anleihe", erklärt Rainer Petz von Oddo Seydler. "Daran sieht man, dass Privatanleger auf so etwas warten."
Brunner meldet neue BASF-Anleihen, die ab der kommenden Woche gehandelt werden, die Stückelung liegt ebenfalls bei 1.000 Euro. Die eine (WKN A188WW) läuft bis November 2026 und bietet einen Kupon von 0,75 Prozent, die andere (WKN A18AWV) bis November 2020 mit 0 Prozent. Ebenfalls neu am Markt ist ein bis 2021 laufendes Papier von Renault (ISIN FR0013218153) mit 0,625 Prozent.
von: Anna-Maria Borse, 4. November 2016, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter
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