SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones)--Auf tiefrot stehen am Freitag die Ampeln an Asiens Aktienmärkten. Sie übernehmen nahtlos die schwachen Vorgaben von der Wall Street, wo der Dow Jones Index auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen gefallen ist. In Tokio verliert der Nikkei-Index 2,2 Prozent. Nicht ganz so groß sind die Kurseinbußen in Sydney, Schanghai und Seoul. In ihrer Enttäuschung über die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank am Donnerstag verringern Investoren risikoreiche Positionen. In Japan belastet der starke Anstieg des Yen zum US-Dollar die Aktienkurse zusätzlich.
Die EZB hat zwar den Zins für Einlagen von Banken um 10 Basispunkte auf -0,3 Prozent gesenkt und das Wertpapierkaufprogramm um ein halbes Jahr bis März 2017 verlängert. Entgegen den Erwartungen vieler Marktteilnehmer hat sie das Volumen der Asset-Käufe jedoch bei 60 Milliarden Euro belassen. Das hatte an Europas Börsen und an der Wall Street Aktienverkäufe ausgelöst.
Eine "riesige Enttäuschung" nennt Kay Van-Petersen von der Saxo Bank die Nachrichten von der EZB. Chris Weston vom australischen Broker IG Markets meint: "Die EZB hat zweifellos an Glaubwürdigkeit verloren." Sechs Jahre lang seien die Notenbanken rund um den Globus "unsere Unterstützung" gewesen. Diese Unterstützung scheine nun nachzulassen, und das werde an den Börsen eingepreist. Mit Blick auf den australischen Heimatmarkt spricht Weston von "starken Verkäufen", neun von zehn Aktien gäben nach.
Parallel zu den fallenden Aktienkursen ist die Volatilität stark gestiegen. An der Tokioter Börse steigt der Nikkei Volatility Index um 8 Prozent. An der Wall Street ist der VIX-Index sogar um fast 14 Prozent nach oben geschossen. Am japanischen Kreditmarkt haben sich die Risikoprämien stark ausgeweitet. Der Markit iTraxx Japan Index, der die Ausfallrisiken japanischer Unternehmensanleihen abbildet, steigt um 2 Prozent.
Im asiatischen Devisenhandel ist der Euro gegen sämtliche asiatisch-pazifischen Währungen der große Gewinner. Zum Yen beispielsweise ist der Euro von Kursen unter 130 Yen kurz vor der EZB-Sitzung auf über 134 Yen nach oben geschossen. Damit hat der Euro an nur einem Tag die vorangegangenen Kursverluste von sechs Wochen wieder aufgeholt. Auch zum Yuan, zum koreanischen Won und zu den Dollar-Währungen in Hongkong, Australien und Neuseeland hat der Euro kräftig zugelegt.
Gleichzeitig hat der Yen gegen den US-Dollar aufgewertet. Der Dollar wird mit 122,57 Yen bezahlt, nachdem er vor der EZB-Sitzung noch rund einen Yen höher bewertet wurde. Die Stärke des Yen drückt am Tokioter Aktienmarkt vor allem auf die Notierungen der Exporteure. Die Kurse der Automobilhersteller Honda, Nissan und Mitsubishi verlieren jeweils rund 2,5 Prozent, ebenso Fuji Electric, Kyocera und das Schwergewicht Sony. Papiere des Baumaschinenherstellers Komatsu geben um 3,2 Prozent nach.
In Schanghai, wo der Leitindex um 1,6 Prozent fällt, drücken Beobachtern zufolge die anstehenden Börsengänge zusätzlich auf die Kurse. Immerhin wagen bis zum Jahresende noch 28 Unternehmen den Gang an die Börse. Investoren, die die neuen Aktien zeichnen, ihr gesamtes Aktien-Engagement aber nicht erhöhen wollen oder dürfen, müssen im Vorfeld ihre Positionen in anderen Aktien verringern.
=== INDEX Stand +- in % aktuell S&P/ASX 200 (Sydney) 5.151,60 -1,46% Nikkei-225 (Tokio) 19.504,48 -2,18% Kospi (Seoul) 1.974,40 -0,99% Shanghai-Composite (Schanghai) 3.518,78 -1,84% Hang-Seng-Index (Hongkong) 22.173,52 -1,09% Straits-Times (Singapur) 2.870,02 -0,48% KLCI (Malaysia) 1.668,44 -0,33% SET50 (Thailand) 854,57 -0,80% DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Do., 10.00 EUR/USD 1,0941 +0,1% 1,0928 1,0572 EUR/JPY 134,13 +0,1% 134,03 130,56 USD/JPY 122,58 -0,1% 122,66 123,49 USD/KRW 1156,60 +0,2% 1153,95 1164,03 USD/CNY 6,3968 -0,0% 6,3975 6,3975 AUD/USD 0,7316 -0,2% 0,7329 0,7325 ===
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December 04, 2015 01:12 ET (06:12 GMT)
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