Von Archibald Preuschat
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Zeiten sinkender Erlöse in der deutschen Telekommunikationsindustrie sind vorbei. In diesem Jahr soll der Umsatz um 0,8 Prozent steigen und 60,5 Milliarden Euro erreichen. Das ergab eine Studie von Dialog Consult im Auftrag des VATM, in dem die Wettbewerber der Deutschen Telekom organisiert sind, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Auch für das kommende Jahr stehen die Zeichen auf Wachstum, dann sollen die Umsätze im Gesamtmarkt zwischen 1,5 bis 3,0 Prozent zulegen.
Der höhere Umsatz im Festnetzbereich ist laut der Studie insbesondere auf den Erfolg der Kabelnetzbetreiber zurückzuführen, die ihren gemeinsamen Umsatz um 3,8 Prozent steigern, während die Telekom-Unternehmen im Festnetz-Bereich 1,4 Prozent weniger erlösen. Insgesamt ist der Festnetzmarkt in Deutschland 34,1 Milliarden Euro schwer. Im Mobilfunkbereich sinkt der Umsatz indes leicht um 0,4 Prozent auf insgesamt 26,4 Milliarden Euro. Eine Entwicklung, die laut Dialog-Consult-Geschäftsführer Torsten Gerpott auf "Preissenkungen, Tarifoptimierungen der Kunden, Roaming-Umsatzrückgänge und Rückgänge bei den Terminierungsentgelten" zurückzuführen ist.
Im Mobilfunkbereich können die Telekom-Wettbewerber dem Ex-Monopolisten noch Paroli bieten. Ihr Umsatz soll im Gesamtjahr um 100 Millionen auf 18,4 Milliarden Euro zulegen, während die Telekom bei mobilen Diensten 200 Millionen Euro Umsatz einbüßt und 8 Milliarden Euro erreicht. Im Festnetz-Bereich beobachtet die Untersuchung allerdings eine wachsende Dominanz der Deutschen Telekom. So konnte die Telekom ihre Festnetzumsätze von 2013 bis 2016 um 1 Milliarde Euro steigern, während ihre Wettbewerber im gleichen Zeitraum 1,3 Milliarden Euro an Umsatz verloren. "Offensichtlich führt unter anderem Vectoring dazu, dass die Telekom auf Kosten der alternativen Anbieter umsatzbezogene Marktanteile zurückgewinnt", so Gerpott.
"Durch Vectoring verschärft sich die Situation weiter, weil die Abhängigkeit von der Telekom zunimmt und die Wertschöpfung der alternativen Anbieter abnimmt", kritisiert eine Vodafone-Sprecherin. So sollen nach Planung der Bundesnetzagentur 83 Prozent des Umsatzes als Mietpreis für Internet-Zugänge an die Telekom gehen, was einer Förderung der Remonopolisierung zugunsten der Telekom entspreche, so die Vodafone-Sprecherin weiter.
Auch VATM-Präsident Martin Witt gibt sich besorgt: "Die Ergebnisse der Marktstudie zeigen aus unserer Sicht, dass die Wettbewerbslage auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt immer kritischer wird." Dieses Jahr seien durch die Entscheidung der Bundesnetzagentur für ein Quasi-Monopol der Telekom bei Vectoring im Nahbereich der Hauptverteiler die Weichen falsch gestellt worden, so Witt.
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October 19, 2016 08:15 ET (12:15 GMT)
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