RHEDA-WIEDENBRÜCK (dpa-AFX) - Gegen Sozialdumping in der Fleischindustrie fordern Gewerkschafter gemeinsame europaweite Regeln. "Wir brauchen die gleichen Rahmenbedingungen für alle Unternehmen", sagte Harald Wiedenhofer, Generalsekretär der Europäischen Gewerkschaftsföderation für den Landwirtschafts-, Nahrungsmittel- und Tourismussektor, am Mittwoch im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück.
Nur gemeinsame Mindeststandards könnten sicherstellen, dass es bei Löhnen und sozialer Absicherung keinen Wettbewerb nach unten gebe. Die Lohnverhältnisse in Deutschland hätten auch negative Auswirkungen auf Arbeitsplätze in Nachbarländern wie Belgien, Frankreich oder Dänemark, sagte er.
Obwohl es in der deutschen Fleischbranche seit zwei Jahren einen Mindestlohn von derzeit 8,60 Euro gebe und im vergangenen Jahr die 18 größten Fleischunternehmen eine Selbstverpflichtung eingegangen seien, sei der Handlungsbedarf noch riesig, ergänzte der stellvertretende Vorsitzende der deutschen Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Claus-Harald Güster.
Güster kritisierte, Schlachtunternehmen würden nach wie vor mit Subunternehmen arbeiten, die Werkvertragsarbeiter beschäftigen. Diese erhielten zwar den Mindestlohn und seien überwiegend nach deutschem Arbeitsrecht sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dennoch gelte: "Sie werden in prekärer Beschäftigung ausgebeutet, die Mitbestimmung ist ausgehebelt", sagte Güster.
Der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Ernährungswirtschaft, E. Michael Andritzky, erklärte, die Fleischwirtschaft sei seit drei Jahren dabei, die Bedingungen vor allem der osteuropäischen Arbeitnehmer zu verbessern./eks/DP/tos
AXC0170 2016-10-19/15:30