Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Steuereinnahmen haben sich im September nach einer Schwächephase im Sommer wieder erholt. Sie legten ohne reine Gemeindesteuern gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,0 Prozent zu, wie das Bundesfinanzministerium bekannt gab. Zuletzt waren die Steuereinnahmen im Juni prozentual so kräftig gestiegen, als sie ein Plus von 5,1 Prozent erreichten. Im Juli waren sie hingegen gesunken, und hatten im August nur leicht zugelegt.
Das Steuerwachstum sei im September "dynamisch" verlaufen, nachdem die Einnahmeentwicklung in den vergangenen Monaten "durch Sondereffekte gedämpft" gewesen sei, erklärte das Haus von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in seinem aktuellen Monatsbericht.
Der Bund alleine verbuchte allerdings 1,9 Prozent weniger an Steuern und kam auf ein Aufkommen von 28,3 Milliarden Euro. Die Länder nahmen mit 27,0 Milliarden Euro hingegen 6,7 Prozent mehr Steuern ein. Insgesamt belief sich das Steueraufkommen im September auf rund 62,3 Milliarden Euro.
Deutliche Zuwächse seien in dem aufkommensstarken Vorauszahlungsmonat September für die Einkommensteuer sowie die Körperschaftsteuer verbucht worden. Zudem sei das Aufkommen der Lohnsteuer sowie der nicht veranlagten Steuern vom Ertrag deutlich gestiegen.
Ministerium sieht solides Wachstum
Wie bereits im Juli und August wurden auch im September laut Finanzministerium deutlich mehr deutsche Eigenmittel von der EU im Budget abgerufen. Mit 2,6 Milliarden Euro lagen sie um 131,3 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats. Das Ministerium betonte, im ersten Halbjahr 2016 seien noch erheblich niedrigere EU-Eigenmittelabführungen als im Vorjahr zu leisten gewesen. "Die unterjährigen Schwankungen ergeben sich aus dem jeweiligen Finanzierungsbedarf der EU."
In den ersten neun Monaten des Jahres 2016 legten die Steuereinnahmen insgesamt um 4,2 Prozent auf 472,5 Milliarden Euro zu. Der Bund verzeichnete eine Steigerung um 4,0 Prozent, und die Länder kamen auf ein Plus von 6,2 Prozent.
Der deutschen Wirtschaft bescheinigten Schäubles Ökonomen eine stabile Verfassung. "Das Wachstum der deutschen Wirtschaft zeigt sich trotz des schwachen weltwirtschaftlichen Umfelds auch im Jahr 2016 weiterhin solide", erklärten sie. Für eine Fortsetzung des "moderaten Aufschwungs" sprächen nach wie vor günstige wirtschaftliche Fundamentaldaten wie niedrige Zinsen, gute Absatzperspektiven im Inland, Lohnsteigerungen und Beschäftigungsexpansion sowie ein hohes Maß an Preisniveaustabilität.
"Für die zweite Jahreshälfte zeichnet sich jedoch anhand der Konjunkturindikatoren eine leichte Wachstumsabschwächung ab", hob das Finanzministerium hervor. So dürfte von der Industrieproduktion nur ein schwacher Impuls für das Wirtschaftswachstum ausgehen. Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt dürfte sich aber auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen.
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October 20, 2016 18:00 ET (22:00 GMT)
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