(neu: Kommentare von Citigroup und NordLB, Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Quartalsbilanz der Deutschen Bank
Analysten lobten die im Vergleich zum Vorquartal deutlich verbesserten Kennziffern, zielten aber auch auf die nach wie vor herrschenden Risiken bei dem Finanzhaus ab. Diese machten es den Marktteilnehmern schwer, ein rundum positives Fazit für die Aktie zu ziehen. Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet etwa sah in den Resultaten eine "klar positive Überraschung", wies jedoch auf die laufenden Gerichtsverfahren und die damit verbundenen Kapitalrisiken als großen Unsicherheitsfaktor hin.
Die Deutsche Bank habe zu den Rechtsstreitigkeiten und Plänen zur Verbesserung der Kapitalausstattung nur wenig neue Informationen gegeben, sagte Citigroup-Analyst Andrew Coombs. Das könnte eine positivere Kursreaktion auf die Zahlenvorlage verhindert haben. Laut Michael Seufert von der NordLB war die Markteinschätzung für das Finanzinstitut übertrieben negativ. Allerdings seien die Zahlen kein Anlass für Euphorie, da der Abstand zu den US-Wettbewerbern immer größer werde.
KOSTENENTWICKLUNG BESSER ALS ERWARTET
Wie die Resultate zeigten, hat der deutsche Branchenprimus seine Kosten derzeit aber besser im Griff als gedacht. Anders als von den Analysten im Schnitt erwartet, hatte die Bank im dritten Quartal einen Gewinn von 278 Millionen Euro eingefahren. Auch die zuletzt immer wieder Sorgen bereitende Kapitaldecke wurde gestärkt: Die harte Kernkapitalquote war in den vergangenen drei Monaten um 0,3 Prozentpunkte auf 11,1 Prozent gestiegen.
Ingo Frommen von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) betonte vor diesem Hintergrund, dass die Diskussionen um die Kapitalausstattung damit nun etwas weniger scharf geführt werden sollten. "Heute dürften all diejenigen, die die Abwicklung der Deutschen Bank schon als ausgemachte Sache sahen, auf dem falschen Fuß erwischt werden", sagte Frommen.
RÜCKSTELLUNGEN FÜHREN ZUR ÜBERRASCHUNG
Michael Dunst von der Commerzbank betonte, dass der unerwartet hohe Gewinn mit besseren Erträgen im Anleihehandel, aber auch niedrigeren Rückstellungen für Rechtsrisiken im Zusammenhang stehe. Er vermutet einen Folgeeffekt im vierten Quartal, wenn die bisher nicht gebildeten Rückstellungen möglicherweise nachgezogen werden müssten. An seinen Annahmen für das Gesamtjahr jedenfalls wolle er in diesem Punkt nichts ändern, so Dunst.
Auch UBS-Analyst Daniele Brupbacher verwies angesichts einer "auf ganzer Linie" positiven Überraschung auf die hohen Rechtsrisiken, ergänzte jedoch den Verkauf der Anteile an der chinesischen Privatkundenbank Hua Xia als wichtiges Zukunftsthema. Das Management habe sich in diesem Punkt zuversichtlich gezeigt, dass die nötigen regulatorischen Freigaben im vierten Quartal erfolgten. Beim Vollzug habe die Transaktion das Zeug dazu, die Kernkapitalquote wie geplant auf 11,6 Prozent zu erhöhen, so der Experte.
CRYAN WILL UMBAU BESCHLEUNIGEN
Bei den zähen Verhandlungen mit dem US-Justizministerium übt sich die Deutsche Bank laut Brupbacher weiterhin in Zuversicht, dass bald eine Lösung für die milliardenschweren Vergleichszahlungen gefunden wird. Die Gespräche wegen umstrittener Hypothekengeschäfte aus Zeiten der Finanzkrise waren zuletzt voran gekommen, was den Aktien im Oktober deutlich nach oben verholfen hatte. Von ihrem Ende September erreichten Rekordtief bei knapp unter 10 Euro haben sie sich inzwischen um mehr als ein Drittel erholt.
Konzernchef John Cryan bereitete die Mitarbeiter aber am Donnerstag darauf vor, dass der Weg zu nachhaltiger Profitabilität noch lang ist. "Leider müssen wir davon ausgehen, dass die Lage noch eine Weile schwierig bleibt", schrieb er in einem Brief an die Beschäftigten und kündigte einen verschärften Sparkurs an. Bisher sollen 9000 Arbeitsplätze wegfallen und etwa 200 der 700 Filialen geschlossen werden./tih/enl/das/gl/he
ISIN DE0005140008
AXC0328 2016-10-27/18:03