
FRANKFURT (dpa-AFX) - Das kurzfristige Schicksal des deutschen Aktienmarkts dürfte in der neuen Woche in den USA bestimmt werden. Nach mehreren von Sorgenfalten geprägten Handelstagen blicken Anleger gespannt über den großen Teich, wo am Mittwoch das Ergebnis der seit Wochen diskutierten Präsidentschaftswahlen feststehen wird.
Hillary Clinton oder Donald Trump - das Rennen um das Weiße Haus ist nach den jüngsten Affären, die beide Seiten einholten, wieder offener geworden. Je nachdem, welcher Kandidat künftig an der Spitze der weltgrößten Volkswirtschaft steht, könnte es am Aktienmarkt einen Befreiungs- oder Genickschlag geben. Der Wahlausgang dürfte damit auch darüber mitentscheiden, ob eine Jahresendrally stattfindet oder nicht.
ANLEGER FÜRCHTEN ÜBERRASCHUNG WIE BEIM BREXIT
Anleger fürchten eine ähnlich negative Überraschung wie vor
einigen Monaten beim Brexit-Votum. Laut Daniel Saurenz von Feingold
Research sind viele Investoren deshalb zuletzt in Deckung gegangen,
was sich beim deutschen Leitindex Dax
Den Ruf als "Börsenschreck", wie Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets jüngst titulierte, verdankt Trump vor allem seinen Vorstellungen zur Außenpolitik. Sollte hingegen Hillary Clinton am Ende die Nase vorn haben, rechnen Experten am Aktienmarkt zunächst mit einer erleichterten Reaktion. Denn ihr Sieg würde für die Finanzmärkte "mehr vom Gleichen" bedeuten - kein Nervenkitzel, dafür ein hohes Maß an Vorhersehbarkeit, schrieb Christophe Bernard, Chefstratege der Privatbank Vontobel.
EXPERTEN RECHNEN MIT CLINTON-SIEG
Grundsätzlich rechnen die Experten aber weiterhin mit einem Sieg der Demokratin Clinton. "Donald Trump muss unserer Auffassung nach zu viele der sogenannten Swing-States gewinnen, um bei der Wahl noch erfolgreich zu sein", heißt es von Seiten der NordLB-Analysten Tobias Basse und Bernd Krampen. Auch wenn dies nicht völlig undenkbar sei, sei ein derartiges Szenario recht unwahrscheinlich. Zu den umkämpften Staaten, die sich für gewöhnlich nicht einem politischen Lager zuordnen lassen, zählt unter anderem Florida.
Wenn die Wahlen am Dienstag, dem 8. November, beginnen, ist nur mit ersten Ergebnissen in einigen westlichen Bundesstaaten zu rechnen. In Alaska als letztem Bundesstaat schließen die Wahllokale erst tags darauf um 6.00 Uhr deutscher Zeit. Bei der vergangenen Wahl im Jahr 2012 wurde Barack Obama erst nach 5 Uhr zum sicheren Sieger erklärt.
BLICKE AUF KONJUNKTURSEITE NACH CHINA GERICHTET
Abseits der Wahl werden die Blicke in der kommenden Woche auch auf frische Wirtschaftsdaten aus Europa und Fernost gerichtet sein. Wie die BayernLB in einem Ausblick schreibt, dürften sich die am Dienstag anstehenden chinesischen Außenhandelsdaten im September deutlich verbessert haben. Laut den Experten der NordLB lässt sich aus den einschlägigen Einkaufsmanager-Umfragen für die Industrie in China aber kein rosiges Bild ableiten.
In Europa stehen zu Wochenbeginn die Auftragseingänge in der deutschen Industrie auf der Agenda, gefolgt von Produktionsdaten am Dienstag. In den USA bleibt die Agenda der Wirtschaftsdaten dagegen vergleichsweise leer. Einige anstehende Reden von Offiziellen der US-Notenbank Fed dürften genau darauf geprüft werden, ob sie Hinweise für oder gegen einen am Markt erwarteten Zinsschritt im Dezember nach oben liefern werden.
BERICHTSSAISON LÄUFT WEITER AUF HOCHTOUREN
Auf Unternehmensseite setzt sich die Berichtsaison nach einer
kurzen Atempause am Montag auf Hochtouren fort. Am Dienstag dürften
vor allem die Quartalsberichte von der Deutschen Post
Am Mittwoch berichtet unter anderem Munich Re
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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