--Gesetz zur Atomhaftung könnte zu deutlichem Jahresverlust führen
--Operatives Ergebnis sank in den ersten neun Monaten um 16 Prozent
--ENBW bestätigte dennoch die Prognose
Von Jenny Busche
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FRANKFURT (Dow Jones)--ENBW rechnet mit hohen Belastungen durch die Finanzierung des Atomausstiegs. Sollte das von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Gesetz zur Atomhaftung noch in diesem Jahr verabschiedet werden, würde das zu einem deutlich negativen Konzernergebnis und einer Steigerung der Nettoschulden führen, sagte Finanzvorstand Thomas Kusterer bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
ENBW muss voraussichtlich rund 4,7 Milliarden Euro in einen öffentlich-rechtlichen Fonds einzahlen, aus dem die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls finanziert wird. Etwa 1,3 Milliarden Euro davon entfallen auf einen sogenannten Risikoaufschlag für mögliche Kostensteigerungen - das ist die Summe, die sich auf das Ergebnis auswirkt. Auch das niedrige Zinsniveau wird sich nach den Erwartungen von ENBW negativ niederschlagen. Insgesamt könne das zu einer Belastung in der Größenordnung von 2 Milliarden Euro führen, sagte der Finanzchef.
Auch im operativen Geschäft hat ENBW angesichts der niedrigen Börsenstrompreise weiter Probleme. Mit seinen konventionellen Kraftwerken verdient der Konzern immer weniger Geld. "Die Schnelligkeit mit der die Entwicklung voranschreitet, ist deutlich höher als wir erwartet hatten", sagte Kusterer.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Adjusted EBITDA) des Konzerns ging in den ersten neun Monaten um 16 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis der Erzeugungssparte sank um rund 78 Prozent auf 149,7 Millionen Euro. Ein Grund dafür waren aber auch temporäre Effekte, die sich im Laufe des vierten Quartals wieder ausgleichen sollen. So fand die Revision im Atomkraftwerk Neckarwestheim II anders als im vergangenen Jahr bereits im dritten Quartal statt.
Netzgeschäft und erneuerbare Energien wachsen stark
Im Netzgeschäft gab es hingegen deutliche Verbesserungen. Das operative Ergebnis des Konzernteils legte um 42,3 Prozent auf 754,6 Millionen Euro zu. Die Erneuerbaren-Sparte steigerte ihr Ergebnis um 42,8 Prozent auf 223,2 Millionen Euro.
Unter dem Strich schrieb ENBW einen Verlust von 192,5 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte an der Stelle ein Gewinn von 710,8 Millionen Euro gestanden. Dabei hatte der Konzern allerdings von Wertpapierverkäufen profitiert.
Das Management bestätigte dennoch den Ausblick für das Gesamtjahr. Das um Sondereffekte bereinigte EBITDA wird nach der Prognose um 5 Prozent bis 10 Prozent geringer als im Vorjahr ausfallen.
Angesichts der Schwierigkeiten hatte das Unternehmen im Juni angekündigt, sein Sparprogramm auszuweiten. Bis 2020 will ENBW die Kosten um weitere rund 250 Millionen Euro senken. "Es hat höchste Priorität, unser Unternehmen weiter konsequent auf Effizienz zu trimmen", betonte Kusterer. Es werde "sicherlich" auch einen weiteren Stellenabbau geben. ENBW hat bereits konkrete Pläne für Einsparungen von 1,2 Milliarden Euro. Zuletzt gab der Konzern sein Großkundengeschäft auf und baute 400 Arbeitsplätze ab.
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November 10, 2016 06:35 ET (11:35 GMT)
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