FRANKFURT (Dow Jones)--Die Stahlindustrie muss sich nach Einschätzung von Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann noch für viele Jahren auf Anti-Dumping-Maßnahmen in vielen Regionen der Welt einstellen. Auslöser seien die gewaltigen Überkapazitäten, vor allem aus China, sagte Fuhrmann dem Handelsblatt. Das Problem lasse sich nicht innerhalb weniger Jahre lösen. "Dafür wird man einen längeren Zeitraum benötigen - schätzungsweise zwischen sieben und zehn Jahren".
"Bis die Branche weltweit zu einem gewissen Gleichgewicht gefunden hat, wird es in vielen Regionen Handelsbeschränkungen geben, um den eigenen Markt und die Unternehmen dort zu schützen", fügte Fuhrmann hinzu. Die EU-Kommission hatte in den vergangenen Monaten mehrere Anti-Dumping-Maßnahmen gegen Stahlproduzenten aus China, aber auch Südkorea oder Japan eingeleitet. Dies hatte zu einer deutlichen Preiserholung für die gesamte Stahlbranche geführt.
Einen Kapazitätsabbau in seinem Konzern, um die Überproduktion in Europa zu verringern, lehnt Fuhrmann ab: "Wir sind gut ausgelastet und profitabel. Wieso sollte ich nur einen Moment erwägen, uns auf dem Altar der Marktbereinigung zu opfern?" Kapazitäten müssten dort aus dem Markt genommen werden, wo Standorte unterausgelastet, unmodern oder unprofitabel seien.
Der Salzgitter-Chef machte im Gespräch mit dem Handelsblatt zudem deutlich, dass er die Salzgitter AG nicht als Teil einer vor allem vom deutschen Marktführer Thyssenkrupp vorangetriebene Konsolidierung der europäischen Branche sieht. "Die Rolle der Salzgitter AG ist es nicht, individuelle Probleme von Wettbewerbern zu lösen", sagte er. Aufsichtsrat, Vorstand und das Land Niedersachsen als Hauptaktionär verfolgten ein Unternehmenskonzept, das die Weiterentwicklung des Konzerns in Eigenständigkeit vorsehe.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/brb/ros
(END) Dow Jones Newswires
November 30, 2016 11:46 ET (16:46 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.