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KONJUNKTUR IM BLICK/EZB dürfte Ankaufprogramm verlängern

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte sein Anleihekaufprogramm bei der Sitzung am 8. Dezember verlängern. Dafür sprechen sowohl die anhaltend schwachen Inflationsaussichten und die konjunkturellen Unsicherheiten des nächsten Jahres als auch die Kommunikation wichtiger EZB-Offizieller. Volkswirte erwarten, dass der volkswirtschaftliche Stab der EZB seine Kerninflationsprognosen etwas senken wird, um der schwachen Lohnentwicklung Rechnung zu tragen. Weniger klar ist jedoch, ob die EZB zugleich das monatliche Ankaufvolumen von 80 Milliarden Euro konstant halten wird.

Ehe der EZB-Rat am Donnerstag (13.45 Uhr) über seine Geldpolitik informiert, gilt es, Wählerentscheidungen aus Österreich und Italien, sowie Auftragseingangs- und Produktionsdaten aus Deutschland zu verdauen. Zudem entscheiden die Euro-Finanzminister darüber, ob sie einen Plan des Eurorettungsfonds ESM zur Schuldenentlastung Griechenlands annehmen wollen.

"Nein" bei Referendum würde Renditen und Spreads steigen lassen 
 

Die Rahmenbedingungen für die EZB-Geldpolitik sind derzeit ungemütlich. Die Woche beginnt mit Nachrichten über den Ausgang der österreichischen Präsidentschaftswahlen und des italienischen Verfassungsreferendums. Sollten die Italiener die Pläne von Ministerpräsident Matteo Renzi ablehnen, die Befugnisse des Senats zu beschneiden, könnte das sowohl die Renditen italienischer Staatsanleihen steigen lassen, als auch das Renditeniveau im gesamten Euroraum. Die ersten Ergebnisse von Nachwahlbefragungen werden am Sonntag um 23.00 Uhr vorliegen.

Höhere Renditen heißen höhere Zinsen, und die sind schlecht für das Wachstum. In die gleiche Richtung würde ein Sieg des Rechtspopulisten Norbert Hofer bei der Präsidentschaftswahl in Österreich wirken. Positiv würden die Marktteilnehmer wohl aufnehmen, wenn die Euro-Finanzminister den Plan des ESM zur Schuldenentlastung Griechenlands annähmen. Damit wäre wohl eine Voraussetzung dafür geschaffen, dass sich der Internationale Währungsfonds (IWF) wieder an den Hilfsprogrammen für Griechenland beteiligt.

Der EZB gefällt der Anstieg der Anleiherenditen, der seit dem Wahlsieg des Republikaners Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen zu beobachten ist, ohnehin nicht. Höhere Renditen seien nur dann begrüßenswert, wenn sie auf höheren Wachstums- und Inflationserwartungen im Euroraum beruhten, sagte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio kürzlich.

EZB könnte Spielräume des QE-Programms nutzen 
 

Aber was soll die EZB tun, wenn die Renditen steigen und die Italiens sogar beschleunigt? Nach Meinung einiger Beobachter könnte die EZB in diesem Fall die Spielräume nutzen, die das Anleihekaufprogramm bietet. Will heißen: Kurzfristig mehr kaufen - vielleicht auch einfach mehr italienische Anleihen?

Ein höheres Gesamtvolumen könnte die EZB mit der Absicht begründen, im Vorfeld der sehr umsatzschwachen Tage um den Jahreswechsel einfach mehr zu kaufen (Frontloading). Mit italienischen Anleihen allerdings ließe sich das höchstens tageweise durchhalten. Denn am Ende des Monats sollte die Banca d'Italia nicht mehr italienische Staatsanleihen erworben haben als der Kapitalschlüssel der EZB vorsieht.

Die Diskussion über solche technischen Fragen findet vor dem Hintergrund der Tatsache statt, dass einigen Zentralbanken des Euroraums ohnehin die ankaufbaren Anleihen auszugehen drohen. Zwar gibt es durchaus Ökonomen, wie zum Beispiel die von Nordea, die erwarten, dass die EZB ihre Inflationsprognosen senken und deshalb ihr Anleihekaufprogramm mit dem aktuellen Monatsvolumen von 80 Milliarden Euro um sechs Monate verlängern wird.

QE-Verlängerung um den Preis kleineren Monatsvolumens? 
 

Es gibt aber auch Experten, wie die von BNP Paribas, die vorsichtiger sind. Sie rechnen damit, dass die EZB ihr Programm im aktuellen Volumen nur um drei Monate verlängern würde. Eine Verlängerung um sechs Monate kommt ihrer Meinung nach nur in Betracht, wenn das Monatsvolumen auf 60 Milliarden Euro reduziert würde.

Glaubwürdig wäre eine Verlängerung um sechs Monate nach Einschätzung von ABN Amro nur, wenn die EZB gewisse technische Parameter des Programms ändern würde. ABN denkt vor allem an die Streichung des Vorbehalts, dass die Zentralbanken nur solche Papiere kaufen dürfen, deren Rendite nicht unter dem EZB-Einlagensatz (minus 0,40 Prozent) liegt.

Auf einen Schlag könnten die Zentralbanken dann wieder Papiere mit kürzerer Laufzeit erwerben. Eine aus Bankensicht positive Nebenwirkung wäre, dass die Differenz zwischen kurz- und langfristigen Kurven wieder zunehmen würde. Denn das würde Fristentransformation wieder attraktiver machen.

EZB-Präsident Mario Draghi hat klar gemacht, dass die Geldpolitik Wachstum und Inflation auch künftig so stark wie derzeit begünstigen soll - der "Akkommodationsgrad" der Geldpolitik soll aufrecht erhalten werden. Aus Sicht der Finanzmärkte kann das nur bedeuten, dass das Ankaufvolumen unverändert bleibt.

Märkte könnten geringeres QE-Volumen als Tapering interpretieren 
 

Alles andere - zum Beispiel eine Verringerung des Volumens bei längerer Laufzeit - würde wohl als erster Schritt eines Ausstiegs aus dem QE-Programm interpretiert werden. Folge wäre ein deutlicher Anstieg der Renditen.

Die EZB wird ihre geldpolitischen Entscheidungen am Donnerstag (13.45 Uhr) bekannt geben, wobei eine Änderung von Leitzinsen niemand erwartet. Unverändert dürfte die EZB zudem signalisieren, dass die Zinsen für längere Zeit - auf jeden Fall aber länger als die Dauer des Ankaufprogramms - auf dem jetzigen oder einem niedrigeren Niveau bleiben dürften.

Entscheidend werden daher die Aussagen zu Ausmaß und Dauer der Anleihekäufe sein. Aktueller Stand: 80 Milliarden Euro monatlich bis mindestens März 2017. Die Pressekonferenz mit Mario Draghi beginnt gegen 14.30 Uhr.

Gute Nachrichten könnte in der nächsten Woche das Statistische Bundesamt liefern, wenn es Daten zu Auftragseingang und Produktion im Oktober veröffentlicht. Zuletzt schwächelte der Auftragseingang etwas, im September gingen die Bestellungen um 0,6 Prozent zurück. Allerdings ergab sich für das dritte Quartal immer noch ein Zuwachs von knapp 0,5 Prozent. Volkswirte erwarten einen Zuwachs von rund 0,5 Prozent.

Deutscher Auftragseingang und Produktion dürften gestiegen sein. 
 

Für einen Anstieg im ersten Monat des vierten Quartals sprechen die Ergebnisse der Markit-Einkaufsmanagerumfrage, dagegen die eher schwachen Daten, die der Branchenverband VDMA für den Maschinen- und Anlagenbau gemeldet hat. Destatis wird die Daten am Dienstag um 8.00 Uhr veröffentlichen.

Zur gleichen Zeit am Mittwoch kommen die deutschen Produktionszahlen, die zuletzt starken Schwankungen unterworfen waren. Nach dem Einbruch im September von 1,8 Prozent könnte es im Oktober wieder etwas besser gelaufen sein. Volkswirte erwarten ein Plus von knapp 1 Prozent.

Am Freitag um 8.30 Uhr schließlich veröffentlicht die Bundesbank ihren Beitrag zu den EZB-Stabsprojektionen, die gesamtwirtschaftliche Prognose für Deutschland. Zuletzt hatte die Bundesbank für 2016, 2017 und 2018 Wachstumsraten von 1,7, 1,4 und 1,6 Prozent prognostiziert. Erstmals wird sie nun auch eine Voraussage für 2019 machen. Interessant wird vor allem sein, wie die Bundesbank die neuesten Belastungsfaktoren - den EU-Austritt Großbritanniens und die Wahl des neuen US-Präsidenten Donald Trump, beurteilt.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/mgo

(END) Dow Jones Newswires

December 02, 2016 08:14 ET (13:14 GMT)

Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.

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