FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17. Mai 2017. Immer wieder treiben Sorgen den Preis der Krisenwährung Gold kurzzeitig nach oben, im Trend geht es aber abwärts. Der Silberpreis liegt wieder auf dem Niveau vom Jahresanfang.
Der Schwung aus den ersten Wochen des Jahres ist längst weg, seit vielen Wochen dominieren Seitwärtsbewegungen oder Preisrückgänge den Rohstoffmarkt. Der Rohstoffpreisindex S&P GSCI notiert aktuell bei 381 nach 398 Punkten zum Jahresschluss 2016.
Gold: Widerstrebende Einflüsse
Trotz jüngstem Goldpreisanstieg: Auf Monatssicht hat sich das Edelmetall verbilligt. Am Mittwochmorgen wird die Feinunze zu 1.244 US-Dollar gehandelt, vor gut einem Monat waren es fast 1.300 US-Dollar.
"Gold & Co. werden belastet durch die Verringerung der politischen Risiken nach den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich sowie durch die anhaltende Entzauberung der Regierung Trump", erklärt Dora Borbély von der DekaBank. Für etwas Rückenwind sorge aktuell die Lage in den USA: Donald Trump soll Geheimdienstinformationen an Russland weitergegeben haben.
"Die Finanzmarktkrise und die Staatsschuldenkrise in Europa sind am Goldmarkt abgehakt. Nun stehen neue Themen an, etwa die von den USA ausgehende Zinswende", bemerkt Borbely. Auf der anderen Seite wüchsen die Inflationssorgen. "Am Ende wird man am Goldmarkt all diese Effekte gegeneinander abwägen. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu."
"Für 2017 sind bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zwei weitere Zinserhöhung der Fed eingepreist", meint Dominik Sperzel vom Edelmetallhändler Heraeus Precious Metals. Allerdings könne eine Eskalation der Lage in Nordkorea - das Land hatte vergangene Woche mit einem weiteren Atomtest gedroht - den Goldpreis kurzfristig beflügeln.
Vergangene Woche kam es bei Gold- (WKN A0LP78) und Silber-ETCs (WKN A0N62F) zu Zuflüssen, wie Jan-Hendrik Hein, zuständig für die deutschsprachigen Länder bei ETF Securities, meldet.
Silber hinkt Gold hinterher
Neues Ölzeitalter
Während der Goldpreis seit Jahresanfang immer noch um 9 Prozent gestiegen ist, hat sich der Silberpreis kaum verändert. ETF Securities sieht Aufholpotenzial - wegen des Angebotsdefizits, der steigenden industriellen Nachfrage und einer Verknappung der Börsenbestände. "Verglichen mit den Goldpreisen sind die Silberpreise attraktiv." Den fairen Wert von Silber schätzt ETF Securites auf 20 US-Dollar zum Jahresende, aktuell liegt der Preis bei 16,90 US-Dollar.
Auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen vier Wochen stehen Gold- und Silber-ETCs ganz oben, allen voran Xetra-Gold (WKN A0S9GB), gefolgt vom db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), ETFS Physical Silver (WKN A0N62F), Source Physical Gold (WKN A1MECS), ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) und db Physical Gold (WKN A1E0HR).
Industriemetallpreise im Seitwärtstrend
Nach dem Anstieg in den ersten Wochen dieses Jahres treten die Industriemetallpreise seit vielen Wochen auf der Stelle bzw. sind gefallen: So liegt der Kupferpreis aktuell bei 5.612 US-Dollar je Tonne nach über 6.100 US-Dollar im Februar. Ähnlich sieht es aus bei Zink: Der Preis notiert am Mittwochmorgen bei 2.568 nach 2.610 US-Dollar vor einem Monat und über 2.900 US-Dollar im Februar. Nickel setzt seine Talfahrt nach dem Hoch im Februar bei über 11.000 US-Dollar fort, aktuell liegt der Preis bei 9.176 US-Dollar.
ETF Securities zufolge trennten sich Anleger von Industriemetall-ETCs. "Die Marktteilnehmer erwarten für Mai eine leichte Abschwächung der chinesischen Konjunktur, was auch die Metallpreise belastet", bemerkt Hein. Er verweist auf die Umsätze im chinesischen Einzelhandel, die im April nicht wie im Vorjahr um 10,9 Prozent oder wie vom Konsens erwartet um 10,8 Prozent gestiegen sind, sondern nur um 10,7 Prozent. "Ähnlich verhielt es sich mit der Industrieproduktion, die statt wie im Vorjahr um 7,6 Prozent oder wie erwartet um 7 Prozent nur um 6,5 Prozent zum Vorjahr wuchs."
Öl in Handelsspanne gefangen
Reichlich Bewegung gibt es beim Ölpreis, der klare Trend fehlt aber: Nach über 56 US-Dollar je Barrel der Nordseesorte Brent Mitte April fiel der Preis bis Anfang Mai auf 46,64 US-Dollar, jetzt sind es wieder 51,23 US-Dollar. Auslöser für den jüngsten Preisanstieg waren Aussagen der Energieminister von Russland und Saudi-Arabien, die die Verlängerung der seit Beginn des Jahres gültigen Beschränkung der Fördermenge in Aussicht stellten. Abgesehen davon sorgen die Zahlen zur Produktion und den Lagerbeständen in den USA, die jeden Mittwoch veröffentlicht werden, regelmäßig für Druck - mal nach oben, mal nach unten.
Die vorübergehende Preisschwäche nutzen Anleger ETF Securities zufolge für umfangreiche Käufe: "Vergangene Woche verzeichneten Rohöl-ETCs (WKN A0KRJX) Zuflüsse in Höhe von 128 Millionen US-Dollar, was 7 Prozent des verwalteten Vermögens entspricht", berichtet Hein. An der Börse Frankfurt wurden in den vergangenen vier Wochen vor allem der ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM) und der ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX) rege gehandelt.
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von Anna-Maria Borse, 17. Mai 2017, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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