Berlin (ots) - Ehemaliger Top-Manager kassierte als Berater der Sanierer und Vermittler für den Verkauf eines KTG-Standorts fast 400.000 Euro / Insolvenzrechtler kritisiert "Vernichtung von Liquidität zulasten der Gläubiger"
Berlin, 14. Dezember 2016 - Der Pleitekonzern KTG Agrar hat einem ehemaligen Vorstand noch in der Insolvenz mehrere hunderttausend Euro an Beratungshonoraren überwiesen. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 1/2017, EVT 15. Dezember) unter Berufung auf interne Buchungsunterlagen des Unternehmens. Demnach bekam Ex-KTG-Vorstand Bert Wigger als Berater der Sanierer allein zwischen Ende August und Anfang Oktober insgesamt mehr als 160.000 Euro Honorar. Wie aus den Unterlagen weiter hervorgeht, verdiente Wigger als freier Berater im Insolvenzverfahren doppelt so viel wie früher als Konzernvorstand mit allen Haftungsrisiken. Darüber hinaus kassierte er als Vermittler bei dem Verkauf eines KTG-Standorts in Brandenburg mindestens 230.000 Euro.
Die Verpflichtung eines Ex-Vorstands als Berater und die Höhe des Honorars seien "gänzlich ungewöhnlich", sagte der emeritierte Professor für Wirtschafts- und Insolvenzrecht Hans Haarmeyer gegenüber 'Capital'. Die Zahlungen bezeichnete er als "Vernichtung von Liquidität zulasten der Gläubiger". Von der KTG-Pleite betroffen sind unter anderem rund 12.000 Zeichner mehrerer Unternehmensanleihen, deren Papiere praktisch wertlos geworden sind.
Der Hamburger Rechtsanwalt Stefan Denkhaus, der nach dem Insolvenzantrag der KTG-Konzernholding Anfang Juli als Sachwalter das Kommando übernahm, verteidigte die Verpflichtung des früheren Top-Managers als Berater. Nach dem Ausscheiden des langjährigen KTG-Chefs Siegfried Hofreiter habe man "eine Lücke im Agrarbereich" füllen müssen, um Schaden von den Gläubigern abzuwenden, sagte Denkhaus auf 'Capital'-Anfrage. Ex-Vorstand Wigger sei ein Kenner der KTG-Strukturen und "insbesondere bei der Unterstützung des M&A-Prozesses als Landwirtschaftsexperte" aktiv gewesen. In solchen Krisensituationen sind nach Denkhaus' Angaben Tagessätze von 2.500 Euro für Berater üblich. Der mit Wigger vereinbarte Tagessatz habe deutlich unterhalb dieses Satzes gelegen. Wigger selbst sagte dem Magazin: "Nach meiner Auffassung ist der von mir in Rechnung gestellte Tagessatz unterhalb der Branchenüblichkeit."
Für die Vermittlung eines Käufers für den KTG-Standort im brandenburgischen Falkenhagen war Wigger wenige Wochen vor der Pleite noch von Ex-Chef Hofreiter eingeschaltet worden. Wie die Buchungsunterlagen belegen, stellte der ehemalige Vorstand den Großteil seiner Rechnungen für sein Vermittlungshonorar am 4. Juli - einen Tag bevor Hofreiter für die Konzernholding KTG Agrar SE Insolvenz anmeldete. Die Adressaten von Wiggers Rechnungen waren mehrere zunächst nicht von der Insolvenz betroffene KTG-Tochterfirmen, die bis Ende August unter dem Buchungsvermerk "Bert Wigger/Vermittlung Anteile Falkenhagen" jeweils Teilbeträge an den Ex-Manager überwiesen. Zwei dieser Unternehmen meldeten wenig später ebenfalls Insolvenz an.
OTS: Capital, G+J Wirtschaftsmedien newsroom: http://www.presseportal.de/nr/8185 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_8185.rss2
Pressekontakt: Thomas Steinmann, Redaktion 'Capital', Tel. 030 / 220 74 5119, Mobil 0171 / 784 88 56 E-Mail: steinmann.thomas@capital.de www.capital.de
Berlin, 14. Dezember 2016 - Der Pleitekonzern KTG Agrar hat einem ehemaligen Vorstand noch in der Insolvenz mehrere hunderttausend Euro an Beratungshonoraren überwiesen. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 1/2017, EVT 15. Dezember) unter Berufung auf interne Buchungsunterlagen des Unternehmens. Demnach bekam Ex-KTG-Vorstand Bert Wigger als Berater der Sanierer allein zwischen Ende August und Anfang Oktober insgesamt mehr als 160.000 Euro Honorar. Wie aus den Unterlagen weiter hervorgeht, verdiente Wigger als freier Berater im Insolvenzverfahren doppelt so viel wie früher als Konzernvorstand mit allen Haftungsrisiken. Darüber hinaus kassierte er als Vermittler bei dem Verkauf eines KTG-Standorts in Brandenburg mindestens 230.000 Euro.
Die Verpflichtung eines Ex-Vorstands als Berater und die Höhe des Honorars seien "gänzlich ungewöhnlich", sagte der emeritierte Professor für Wirtschafts- und Insolvenzrecht Hans Haarmeyer gegenüber 'Capital'. Die Zahlungen bezeichnete er als "Vernichtung von Liquidität zulasten der Gläubiger". Von der KTG-Pleite betroffen sind unter anderem rund 12.000 Zeichner mehrerer Unternehmensanleihen, deren Papiere praktisch wertlos geworden sind.
Der Hamburger Rechtsanwalt Stefan Denkhaus, der nach dem Insolvenzantrag der KTG-Konzernholding Anfang Juli als Sachwalter das Kommando übernahm, verteidigte die Verpflichtung des früheren Top-Managers als Berater. Nach dem Ausscheiden des langjährigen KTG-Chefs Siegfried Hofreiter habe man "eine Lücke im Agrarbereich" füllen müssen, um Schaden von den Gläubigern abzuwenden, sagte Denkhaus auf 'Capital'-Anfrage. Ex-Vorstand Wigger sei ein Kenner der KTG-Strukturen und "insbesondere bei der Unterstützung des M&A-Prozesses als Landwirtschaftsexperte" aktiv gewesen. In solchen Krisensituationen sind nach Denkhaus' Angaben Tagessätze von 2.500 Euro für Berater üblich. Der mit Wigger vereinbarte Tagessatz habe deutlich unterhalb dieses Satzes gelegen. Wigger selbst sagte dem Magazin: "Nach meiner Auffassung ist der von mir in Rechnung gestellte Tagessatz unterhalb der Branchenüblichkeit."
Für die Vermittlung eines Käufers für den KTG-Standort im brandenburgischen Falkenhagen war Wigger wenige Wochen vor der Pleite noch von Ex-Chef Hofreiter eingeschaltet worden. Wie die Buchungsunterlagen belegen, stellte der ehemalige Vorstand den Großteil seiner Rechnungen für sein Vermittlungshonorar am 4. Juli - einen Tag bevor Hofreiter für die Konzernholding KTG Agrar SE Insolvenz anmeldete. Die Adressaten von Wiggers Rechnungen waren mehrere zunächst nicht von der Insolvenz betroffene KTG-Tochterfirmen, die bis Ende August unter dem Buchungsvermerk "Bert Wigger/Vermittlung Anteile Falkenhagen" jeweils Teilbeträge an den Ex-Manager überwiesen. Zwei dieser Unternehmen meldeten wenig später ebenfalls Insolvenz an.
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