Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die Lethargie der globalen Börsen dürfte am Donnerstag eine Fortsetzung an der Wall Street finden. Zwar stehen vor Handelsbeginn noch eine ganze Reihe an Konjunkturdaten an, doch Händler messen diesen aktuell kaum marktbewegendes Potenzial zu. Denn schon seit Tagen lässt sich beobachten, dass Konjunkturdaten aktuell allenfalls zur Kenntnis genommen werden. Denn es gibt eigentlich fast nur noch ein Thema und das heißt Donald Trump. Der designierte US-Präsident wird am Freitag das Zepter von Barack Obama übernehmen und sich erstmals als Präsident äußern.
Trump-Amtseinführung sorgt für Verunsicherung
Nach den klaren Vorschusslorbeeren an den Aktienmärkten geht immer mehr die Sorge um, Trump könnte nicht halten, was sich die Börsen erhofft haben. Daher sorgt schon die erste Rede als Präsident am Freitag für reichlich Unruhe an den Finanzmärkten. Der Aktienterminmarkt suggeriert einen knapp behaupteten Handelsbeginn am Kassamarkt. Damit droht dem Dow-Jones-Index der fünfte Tagesverlust in Folge, wenngleich die jüngsten Abschläge sehr bescheiden ausgefallen sind.
"Die 'Trump-Rally' am US-Aktienmarkt hat etwas an Schwung verloren vor der Amtseinführung am Freitag. Der Markt verharrt im Konsolidierungsmodus ohne klare Richtung", sagt Marktanalyst Richard Perry von Hantec Markets. Neben Trump billigen Händler allenfalls noch der Europäischen Zentralbank (EZB) marktbewegendes Potenzial zu.
EZB hält Kurs
Zwar hat die EZB an ihrer Zinspolitik nicht gerüttelt und den Hauptrefinanzierungssatz unverändert bei 0,0 Prozent belassen, allerdings könnte EZB-Präsident Mario Draghi auf der noch ausstehenden Pressekonferenz Änderungen beim Wertpapierkaufprogramm andeuten, nachdem die Inflationserwartungen in jüngster Zeit angezogen hatten. Offiziell hat die EZB aber bestätigt, dass das monatliche Volumen der Wertpapierkäufe ab April von bislang 80 auf dann 60 Milliarden Euro reduziert wird. Das Programm soll bis mindestens Dezember 2017 fortgeführt werden, was aber so alles bereits bekannt war.
Nachdem US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen dem US-Dollar am Vorabend mit als "falkenhaft" interpretierten Äußerungen Beine gemacht hat, kommt der Greenback vor der Pressekonferenz mit Draghi wieder etwas zurück. Nachdem der designierte US-Präsident Trump zuletzt einen schwächeren US-Dollar gefordert hat, bekräftigte Yellen die Ansicht, dass die US-Wirtschaft auf Kurs ist und höhere US-Zinsen angezeigt sind. Der Euro erholt sich auf 1,0664 Dollar nach Wechselkursen um 1,0631 am Vorabend. Vor der Yellen-Rede hatte die Gemeinschaftswährung allerdings noch über 1,07 Dollar gelegen.
Yellen hatte nicht nur den Euro, sondern auch den US-Rentenmarkt belastet. Die Anleihekurse geben am Donnerstag weiter nach, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen steigt um weitere zwei Basispunkte auf 2,44 Prozent. Der Goldpreis verharrt mit 1.205 US-Dollar je Feinunze auf seinem gesunkenen Niveau des Vorabends, als Zinserhöhungsfantasien und Dollaraufwertung ihm zugesetzt hatten.
Mehr "Musik" spielt am Ölmarkt, wo die Preise anziehen. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um 1,0 Prozent auf 51,57 US-Dollar, europäisches Erdöl der Sorte Brent zieht um 0,9 Prozent auf 54,42 Dollar an. Der etwas zurückkommende Dollar stütze den Markt, heißt es im Handel. Zudem hat der US-Branchenverband American Petroleum Institute (API) am Vorabend einen Rückgang der US-Vorräte gemeldet. Damit senden die Daten ein "bullisches" Signal für die im Tagesverlauf anstehenden offiziellen Daten der Regierung aus. Darüber hinaus geht die in Paris ansässige Internationale Energieagentur (IEA) von einer sinkenden Förderung des Erdölkartells Opec im Januar aus. Die Förderkürzung soll üppiger als jene im Dezember ausfallen.
Netflix und CSX haussieren
Die Netflix-Aktie ist im vorbörslichen Handel gesucht, nachdem der Streaming-Anbieter einen überraschend kräftigen Anstieg seiner Kundenzahlen gemeldet hat. Netflix steigerte daher im vierten Quartal das Ergebnis stärker als erwartet. Die Aktie legt um 7,4 Prozent zu. Für die CSX-Aktie geht es gar um 15,7 Prozent nach oben. Ursächlich für den Kurssprung ist ein Bericht, laut dem der scheidende CEO der Canadian Pacific Railway sich mit einem aktivistischen Investor zusammengetan hat, um das Management des Eisenbahnbetreibers CSX aufzumischen. Mit Union Pacific sind die Titel eines weiteren Eisenbahnunternehmens gefragt, nach Geschäftsausweis ziehen die Papiere um 2,2 Prozent an.
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January 19, 2017 08:27 ET (13:27 GMT)
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