
Von Florian Faust
BONN (Dow Jones)--Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG, Frank Appel, hat protektionistischen Abschottungsversuchen eine klare Absage erteilt. Ein Anhänger der Politik von US-Präsident Donald Trump ist er ganz sicher nicht, dennoch zeigte er sich auf einer Veranstaltung am Dienstagabend am Sitz des Bonner Logistikriesens relativ gelassen, was die Auswirkungen der Trump-Vorstellungen auf das von ihm geführte Unternehmen angeht: "Unsere Sparte Supply Chain könnte durchaus profitieren, wenn in den USA viele neue Fabriken entstehen." Auch für den Bereich eCommerce, der Teil der Brief- und Paketsparte PeP ist, sieht Appel Chancen, sollte Trump ernst machen.
Sollten wirklich Einfuhrzölle in den USA etabliert werden, dürfte die dann weiter Fahrt aufnehmende Dollar-Aufwertung für einen Ausgleich sorgen. Daher werde eine solche Maßnahme letztlich kaum zu den von der Trump-Administration erhofften Effekten führen. Doch so ganz sicher, was eine protektionistische Abschottung der USA in letzter Konsequenz bedeutet, war sich der Manager dann doch nicht: "Die Post könnte zwar gewinnen, aber die Sache ist unglaublich komplex. Niemand kann voraussehen, was tatsächlich passieren wird."
Daher verteidigte er vehement seine ablehnende Haltung gegenüber protektionistischen Tendenzen und präsentierte sich als leidenschaftlicher Verfechter des globalen Freihandels. "Kein Land hat je von Protektionismus profitiert - nicht ein einziges." Appel räumte ein, dass der gelbe Logistikkonzern in den USA entsprechende Lobbyarbeit betreibe. Diese falle aber sehr bescheiden aus.
Ausland für Post immer wichtiger
Auch wenn Appel die langfristigen Konsequenzen protektionistischer Wirtschaftspolitik für sein Unternehmen nicht abschätzen konnte, so wies er doch auf einen wichtigen Umstand hin. "Die Post verdient schon seit Jahren in Deutschland signifikant weniger." Der Zuwachs komme ausschließlich aus dem Ausland. Die Steigerung der deutschen Tariflöhne werde letztlich durch das Ausland finanziert.
Zu den Anfang März anstehenden Geschäftszahlen für 2016 sagte Appel mit Verweis auf die Schweigepflicht im Vorfeld des Zahlenausweises nichts. Die Post sei in Sachen Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit sowie bei der Digitalisierung gut vorangekommen. Frühere Probleme der Frachtsparte habe man im Griff.
Amazon bereitet keine Kopfschmerzen
Die Versuche des US-Onlinehändlers Amazon der Post auch in Deutschland als Wettbewerber im Paketgeschäft gegenüberzutreten, lassen bei Appel keine Sorgenfalten entstehen. "Amazon ist ein wichtiger Kunde", sagte der Post-Verantwortliche und betonte, dass er dies bereits in der Vergangenheit so gesehen habe. An dieser Einschätzung habe sich nichts geändert. Der Markt wachse weiter und "wir tun es auch."
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February 15, 2017 00:40 ET (05:40 GMT)
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