BERLIN/SCHWERIN (dpa-AFX) - Der anhaltende Niedrigzins hält die Investitionsbereitschaft von Unternehmen und Privatpersonen in Mecklenburg-Vorpommern hoch und beschert den Sparkassen eine große Kreditnachfrage. 2016 vergaben die neun Sparkassen im Nordosten Kredite im Umfang von 1,6 Milliarden Euro. Das seien 8,7 Prozent mehr gewesen als im Jahr davor, teilte der Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), Michael Ermrich, am Mittwoch in Berlin mit. Damit war die Nachfrage nach Darlehen im Küstenland deutlich höher als im gesamten Verbandsgebiet. Laut Ermrich reichte der Ostdeutsche Sparkassenverband insgesamt Kredite in Höhe von 10,5 Milliarden Euro aus. Das entsprach einem Zuwachs zum Vorjahr von 3,1 Prozent.
Am stärksten stiegen die Neukredite auch in Mecklenburg-Vorpommern für Unternehmen und Selbstständige: um ein Fünftel auf 762 Millionen Euro. Die Kreditvergabe an Privatpersonen wuchs um 2,3 Prozent auf 730 Millionen Euro. Im gesamten OSV-Gebiet gingen die Privatkredite hingegen leicht zurück. Gegen den Trend nahmen im Nordosten auch die Darlehen zur Wohnungsbaufinanzierungen weiter zu. Hier bewilligten die Sparkassen neue Kredite in Höhe von 889 Millionen Euro, was einem Plus von 4,4 Prozent zum Jahr 2015 entspricht. Die Gesamtsumme von Alt- und Neukrediten belief sich 2016 auf 7,5 Milliarden Euro.
Doch während die niedrigen Zinsen die Kreditvergabe beflügelten, schmälerten sie die Erträge der Sparkasse. Den sinkenden Zinserträgen seien die Sparkassen mit konsequenten Einsparungen vor allem bei den Sachausgaben begegnet. "Unsere Sparkassen sind für die Herausforderungen gerüstet. Sie haben sich als Marktführer bewährt", konstatierte Ermrich und verwies auf ein "großes Kundenvertrauen".
Kritisch äußerte er sich zu staatlichen Regulierungsmaßnahmen wie die Wohnimmobilienkreditrichtlinie des Bundes sowie Plänen von Europäischer Bankenaufsichtsbehörde und Europäischer Zentralbank, politische Akteure künftig aus Verwaltungsräten der Sparkassen zu verbannen. Dies treffe auch Trägervertreter, die das Interesse der Gesellschaft vor Ort repräsentieren.
Trotz niedriger Sparzinsen wuchsen die Einlagen der Sparkassen in Mecklenburg-Vorpommern zum elften Mal in Folge. Bei einem Plus von 6 Prozent stiegen sie laut Ermrich auf nunmehr 12,2 Milliarden Euro, das gesamte Geldvermögen auf gut 15 Milliarden Euro. Vor allem kurzfristig verfügbare Anlagen stiegen in der Gunst der Anleger. Der Wertpapierhandel schrumpfte hingegen. Den Angaben zufolge erreichte der Umsatz im Kundenwertpapiergeschäft 755 Millionen Euro und lag damit um 8,9 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Zum Ostdeutschen Sparkassenverband gehören insgesamt 45 Sparkassen. Die neun Sparkassenverband in Mecklenburg-Vorpommern unterhalten landesweit 199 Geschäftsstellen und beschäftigen 3000 Mitarbeiter./fp/DP/stb
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