Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Die am Energieversorger RWE beteiligten Städte haben mit tiefer Ernüchterung auf die geplante Streichung der Dividende für das Geschäftsjahr 2016 reagiert. "Wir sind schwer enttäuscht", sagte der Geschäftsführer des Verbands der kommunalen RWE-Aktionäre, Ernst Gerlach, zu dieser Nachrichtenagentur. Der VKA kalkulierte mit einer Dividendenzahlung von rund 30 Cent je Aktie, wie es die Konsensschätzung am Kapitalmarkt nahe gelegt hatte.
Der Verband vertritt die Interessen von zahlreichen Kommunen, Landkreisen und Versicherungen in Nordrhein-Westfalen, die Anteile an dem Konzern besitzen. Zusammen kommen sie auf einen Anteil von 23 Prozent am Gesamtkapital. Die Ruhr-Städte Dortmund und Essen sind mit einem Anteil von 4 und 3 Prozent die größten kommunalen Einzelaktionäre.
Die Stadt Essen sprach nach der Entscheidung des RWE-Vorstands von "keinem guten Signal" an die Kommunen. Im städtischen Haushalt müssen nach Angaben der Stadt nun 4,5 Millionen Euro an Mindereinnahmen ausgeglichen werden. "Darüber kann auch die Ankündigung einer Ausschüttung für 2017 nicht hinwegtrösten", erklärte die Kommune gegenüber Dow Jones Newswires. Der Haushaltsausgleich sei dennoch nicht gefährdet. Die Verwaltung berät bereits seit vergangenem Jahr - als die Kommunen auf eine Dividende verzichteten, um RWE zu helfen - wie sie mit ihren Anteilsscheinen umgehen will.
Bezogen auf Dortmund mit seinem 4-prozentigen Anteil könnte der Kämmerer kalt erwischt werden, weil er Ausschüttungen von rund 6 Millionen Euro nun nicht erhält.
Hohe Abschreibungen und die Belastungen durch die Zahlungen an den Atomfonds haben bei RWE im vergangenen Jahr zu hohen Verlusten geführt. Unter dem Strich steht bei dem Versorger ein Minus von 5,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Im Jahr zuvor summierte sich der Fehlbetrag auf nur 200 Millionen Euro.
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February 22, 2017 06:57 ET (11:57 GMT)
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