BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung fordert weiterhin die Freilassung des in der Türkei festgesetzten Welt-Korrespondenten Deniz Yücel. Man halte es für eine "unverständliche Entscheidung", dass gegen Yücel Untersuchungshaft verhängt worden sei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Yücel habe sich aus freien Stücken gestellt und deshalb sei es "unverhältnismäßig", dass er in Haft genommen worden sei. Die Bundesregierung erwarte, dass Yücel auf freien Fuß gesetzt werde.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe ausführlich mit der türkischen Spitze geredet, sagte Seibert. Gleichzeitig kassierte er einen Zeitungsbericht ein, wonach Merkel plane, im April in die Türkei zu reisen. "Es gibt derzeit keine Türkei-Reisepläne der Bundeskanzlerin", sagte Seibert.
Verhältnis zu Ankara gestört
Seibert erklärte, dass "natürlich durch diesen Fall das Verhältnis zur Türkei belastet ist". Der Fall Yücel "bedeute schon eine Belastung unseres Verhältnisses", sagte Merkels Sprecher. Seibert erinnerte daran, dass auch andere deutsche Staatsangehörige in der Türkei in Haft säßen. Auch für diese Deutschen müsse gelten, dass sie fair und rechtsstaatlich behandelt würden und umfassend konsularisch betreut werden könnten.
Angesichts von Meldungen, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan plane einen Wahlkampfauftritt in Deutschland, sagte Seibert, der Bundesregierung liege kein Einreisewunsch Erdogans nach Deutschland vor. Seibert machte aber deutlich, dass Deutschland nicht in anderen Ländern die Meinungs- und Versammlungsfreiheit einfordern könne, ohne dies im eigenen Land zu praktizieren. Politiker wie Sevim Dagdelen von den Linken oder Hans-Peter Uhl von der CSU hatten zuvor ein Einreise- beziehungsweise Auftrittsverbot für Erdogan gefordert.
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March 01, 2017 06:03 ET (11:03 GMT)
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