
"Dass der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall gerade jetzt in die Panzerproduktion in der Türkei einsteigt, ist ein ungeheuerlicher Vorgang", sagte die Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen dem stern. Das Vorhaben sei geradezu "verbrecherisch". Rheinmetall verteidigte hingegen die Pläne für die Rüstungsproduktion am Bosporus. Die Türkei sei "ein voll integrierter Nato-Partner" und bis heute ein EU-Beitrittskandidat. In Izmir baut die Rheinmetall-Partnerfirma BMC heute schon Lkw und Militärfahrzeuge.
Über den Standort des neuen Unternehmens gibt es laut Rheinmetall "noch keine endgültige Entscheidung". Östlich von Istanbul hat sich BMC aber bereits ein 222 Hektar großes Areal für eine neue Produktionsstätte für gepanzerte Fahrzeuge gesichert, in der Ortschaft Ihsaniye bei Karasu an der Schwarzmeerküste. BMC hat sich laut Rheinmetall überdies bereits um einen Auftrag zur Nachrüstung älterer Leopard-Panzer beworben, die die türkische Armee in ihrem Bestand hat. Das Gemeinschaftsunternehmen beabsichtige überdies, für die Produktion eines eigenen türkischen Kampfpanzers vom Typ Altay "an der Ausschreibung teilzunehmen".
Nach Recherchen von stern, Özgürüz und Correctiv profitiert zugleich der Sohn des türkischen Präsidenten Recep Tyyip Erdogan, Bilal, indirekt von der Unterstützung eines Partners des Rheinmetall-Konsortiums, des malaysischen Milliardärs Syed Mokhtar Albukhary. Dessen islamisch orientierte Albukhary Foundation unterstützt seit Sommer 2016 die Türgev-Stiftung, bei der Bilal Erdogan im Vorstand sitzt. So organisierten die Malaysier im August 2016 einen vierwöchigen Aufenthalt und Englisch-Kurs für über 200 junge Türken, genannt "Türgev Albukhary Language and Culture Camp". Nach Aussage von Rheinmetall hat dies aber nichts mit dem Panzergeschäft zu tun. Rheinmetall unterhalte "weder eine direkte noch indirekte Kooperation oder Absprache" mit der Türgev-Stiftung. Die Albukhary Foundation unterstütze überdies Studenten "fast aller islamischer Länder".
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