Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat von den Dieselmanipulationen des VW-Konzerns nach eigenen Worten aus der Presse erfahren. "Ich habe natürlich dann erfahren von den Vorwürfen an Volkswagen aus den Medien am 19. September", sagte die Kanzlerin vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zum Abgasskandal.
Auch von verbotenen Abschalteinrichtungen habe sie erst durch die Berichte aus der Presse erfahren. "Ich hatte davon vorher keinerlei Kenntnis", sagte die CDU-Vorsitzende. In einem Telefonat mit VW-Chef Martin Winterkorn drei Tage später habe sie nichts Neues über den Industrieskandal erfahren.
Die Affäre um die Schummelsoftware bei dem Wolfsburger Autogiganten hatten amerikanische Umweltbehörden aufgedeckt und das Unternehmen in eine tiefe Krise gestürzt.
Merkel erklärte den Ausschussmitgliedern, dass sie Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ermutigt habe, die Verstöße vollständig aufzuklären. "Das ist in der Ressortverantwortung von Herrn Dobrindt gemacht worden und ich habe das für einen richtigen Schritt gehalten."
An eine publik gewordene Begegnung mit der Chefin der kalifornischen Umweltbehörde CARB, Mary Dolores Nichols, im April 2010 konnte sich Merkel nicht mehr genau erinnern. Weil Nichols aber eine "ehrenwerte und zuverlässige Dame" sei, habe sie keine Zweifel an der Richtigkeit ihrer Aussagen. Nichols hatte am Montag dem Untersuchungsausschuss per Videoschalte berichtet, dass sich die Kanzlerin seinerzeit über zu strenge Stickoxid-Werte in Kalifornien für Dieselautos beklagte. Sie (Merkel) sagte, "Eure Stickoxidgrenzwerte sind zu strikt, das schadet unseren Dieseln", zitierte Nichols die CDU-Chefin.
Bei der Begegnung sei es aber um Stickoxidvorgaben in Kalifornien für 2014 gegangen. Wegen ihrer Vergangenheit als Umweltministerin und Physikerin habe sie damals gut im Stoff gestanden. Nichols hatte sich gewundert, mit welchem Detailwissen Merkel aufgetreten war. "Es war nicht als Attacke auf die kalifornische Umweltstandards geplant", stellte sie aber klar. Zu dem Treffen hatte seinerzeit der frühere kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger eingeladen.
VW kostete der Betrug bisher für Rechtskosten, Strafen und Entschädigungen beinahe 25 Milliarden US-Dollar. Der Hersteller hatte rund 11 Millionen Autos mit manipulierten Motoren gebaut.
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March 08, 2017 09:30 ET (14:30 GMT)
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