Liebe Leserin, lieber Leser,
das ist wohl ein Rekord der negativen Art: E.ON hat am Mittwoch die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016 veröffentlicht - und diese zeigten einen Konzernfehlbetrag von 16,007 Mrd. Euro. Genau, Minus.
Chart E.ON Aktie
Quelle: tradingview.com
Das sieht auf den ersten Blick natürlich katastrophal aus. Und auch auf den zweiten Blick ist es noch negativ - aber keineswegs katastrophal. Denn der Großteil dieses Verlustes sind nicht cash-wirksame Abschreibungen. Wir (Krankenhaussprache) erinnern uns: E.ON hat Uniper abgespaltet und an die Börse gebracht - und offensichtlich waren da diverse Aktiv zu hoch bewertet. Das wurde nun bilanziell korrigiert, in Form horrender Abschreibungen. Das bedeutet aber nicht, dass dieses Geld de facto abgeflossen ist. Es waren bilanzwirksame Abschreibungen, nicht mehr und nicht weniger.
Dieses Jahr werden knapp 10 Mrd. Euro fällig
"Bereinigt" (so heißt es offiziell) um solche Faktoren konnte E.ON ein Plus von immerhin 904 Mio. Euro erzielen. Das lag zwar 16% unter dem Vorjahreswert von 1,076 Mrd. Euro - gibt aber einen guten Anhaltspunkt darauf, wie es bei E.ON im operativen Geschäft läuft. Dann noch eine Sache, die ich als Steuerzahler äußerst bedenklich finde: E.ON kündigt an, Mitte des Jahres knapp 10 Mrd. Euro "an den staatlichen Fonds" überweisen werde. Es geht da um die Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung von Atommüll. Wird dieser Betrag reichen? Wenn nicht, dann gilt laut E.ON: "Dafür ist Ihr Unternehmen aber künftig von diesen quasi ewigen Risiken befreit." Genau, quasi ewige Risiken. Schön abgewälzt auf die Allgemeinheit = die Steuerzahler. Nun ja. Aus Sicht von E.ON natürlich erfreulich. Fazit: 2016 und 2017 sehen nach Jahren des Übergangs bei E.ON aus.
Dann der Blick auf Lufthansa:
Schlag auf Schlag geht es gerade bei der Lufthansa. So hat das Unternehmen am Mittwoch mitgeteilt, dass es mit der Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" (VC) eine "Grundsatzeinigung zu allen wesentlichen ausstehenden Tarifverträgen"" gegeben hat. Diese Einigung sei zunächst noch unverbindlich, doch es ist wohl sehr wahrscheinlich, dass dies formalisiert werden wird. Denn wenn sich die Tarifparteien geeinigt haben, sollte die Formalisierung in Form bindender Verträge wohl eher reine Formsache sein. Die Laufzeit der Vereinbarungen soll bis 2022 gehen - damit wäre Planungssicherheit gegeben. Zu der Höhe der vereinbarten Gehaltserhöhungen teilt die Lufthansa mit, ich zitiere: "Vereinbarte und zeitlich gestaffelte Gehaltserhöhungen von insgesamt 11,4% und eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern für eine Laufzeit von Mai 2012 bis Juni 2022."
Einen Tag später: Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016
Einen Tag später - am Donnerstag - gab es dann wieder bedeutende Neuigkeiten von der Lufthansa: Die Zahlen zum Geschäftsjahr 2016. Demnach sank der Umsatz der Lufthansa Gruppe zwar um 1,2% auf 31,7 Mrd. Euro und das Adjusted Ebit (Ebit = Ergebnis vor Steuern und Zinsen) ging um 3,6% auf 1,75 Mrd. Euro zurück. Allerdings gilt es zu bedenken, dass es 2016 für die Lufthansa erhebliche Streikkosten (die Lufthansa selbst nennt Kosten von 100 Mio. Euro) gab, was in der "Bereinigung = Adjusted" nicht drin ist. Wenn man dies berücksichtigt, lag das Ergebnis 2016 in etwa auf dem Niveau von 2015. Und das ist doch nicht verkehrt.
Und dann noch das Zitat zum Tag: "Ich meine, wir sollten das, was wir besitzen, bisweilen uns so anzusehen bemühen, wie es uns vorschweben würde, wenn wir es verloren hätten." - Arthur Schopenhauer
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel