Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Schwache Gewinne und der Umgang mit notleidenden Krediten werden auch 2017 die wichtigsten Themen der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) sein. In ihrem Jahresbericht für 2016 schreibt die EZB: "Die Hauptrisiken sind die Haltbarkeit der Geschäftsmodelle und die Profitabilität." Schuld daran ist laut EZB die "düstere Wirtschaftsentwicklung", die Zinsen und Konjunktur beeinflusst.
"Das anhaltend niedrige Zinsniveau stützt die Konjunktur und senkt das Risiko von Zahlungsausfällen. Allerdings gerät hierdurch auch das Geschäftsmodell der Banken unter Druck, da die Zinserträge geschmälert werden und dies bei einer insgesamt ohnehin schwachen Rentabilität", heißt es im Bericht.
Risiken in Bezug auf die Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle und die niedrige Rentabilität blieben auch 2016 eines der Hauptprobleme des europäischen Bankensektors. Anlass zur Sorge seien auch die hohen Bestände an notleidenden Krediten bei einer Reihe von Banken, die nicht nur deren Ertragskraft beeinträchtigen, sondern auch die Anfälligkeit gegenüber Änderungen der Marktstimmung erhöhten.
"Bei den großen Banken des Euroraums machen die Zinseinnahmen die Hälfte der Einnahmen aus, Zinsen sind also tatsächlich ein Thema und niedrige Zinsen ein Problem", schreibt die Chefin der EZB-Bankenaufsicht, Christie Nouy, in einem zusammen mit dem Bericht veröffentlichten Interview.
Die EZB werde 2017 weiterhin die Zinsrisiken der Banken, ihre Geschäftsmodelle und Gewinntreiber unter die Lupe nehmen. Ein Zurückdrehen der Regulierungsreformen hielte sie für einen Fehler, sagte Nouy in dem Interview. Es wäre gut, die internationale Reformagenda zu vollenden.
EZB-Präsident Mario Draghi forderte die Banken in seinem Vorwort zum Bericht auf, schnell Überkapazitäten, Problemkredite und Ineffizienzen abzubauen. "Die Fähigkeit des Bankensektors, die Erholung des Euroraums zu unterstützen, ist eingeschränkt", merkte er an.
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March 23, 2017 04:52 ET (08:52 GMT)
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