Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat Forderungen von Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) scharf kritisiert, Probleme wie in Griechenland mit mehr Geld zu lösen. "Mit solchen Sprüchen, man muss mehr Geld nach Europa geben, ist das Problem nicht gelöst, sondern es wird nur der Anreiz falsch gesetzt", sagte Schäuble im Deutschlandfunk. "Das ist ein schwerer Fehler."
Gabriel habe "in Griechenland die ganz falsche Botschaft gesendet", kritisierte der Finanzminister. "Ich habe mich darüber geärgert, dass Herr Gabriel in Griechenland den Griechen eine Botschaft gesendet hat, die den Griechen nicht hilft, sondern die es ihnen eher schwieriger macht, die richtigen Entscheidungen zu treffen." Griechenland könne nur in der Eurozone bleiben, wenn es mit Reformen seine wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit wiederherstelle - Athen müsse die durch die Finanzhilfen gewonnene Zeit dafür nutzen. "Hilfe ja, aber nicht in ein Fass ohne Boden", betonte er.
Gabriel hatte Anfang der Woche bei einem Besuch in Athen die Reformanstrengungen Griechenlands ausdrücklich gelobt und sich mit mehreren Äußerungen von der strikten Linie Schäubles abgegrenzt. Zugleich hatte er vorgeschlagen, europäisch künftig allgemein mehr Mittel bereitzustellen. "Wir könnten bei der nächsten Debatte über Europas Finanzen ja mal etwas 'Unerhörtes' tun: nämlich Bereitschaft signalisieren, mehr zu zahlen", hatte er über den Kurznachrichtendienst Twitter erklärt.
Schäuble hatte Griechenland hingegen nach Beratungen der Euro-Finanzminister dazu aufgefordert, im Interesse einer guten wirtschaftlichen Entwicklung schnell die Vereinbarungen für weitere Hilfen zu erfüllen. "Die Absprachen gelten", betonte er.
Die Eurogruppe hatte am Montag einen Bericht der Gläubiger-Institutionen über die laufende Überprüfung des zweiten Hilfsprogramms für Griechenland erhalten. Deren erfolgreicher Abschluss ist die Voraussetzung dafür, dass weitere Gelder nach Athen fließen können, und für eine Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF) an den Hilfen. Momentan stecken die Gespräche aber fest. Insbesondere zeichnet sich bislang kein Durchbruch in der entscheidenden Frage von Arbeitnehmerrechten ab.
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March 24, 2017 05:36 ET (09:36 GMT)
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