MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Abwicklung der 2008 kollabierten HRE-Bankengruppe wird noch Jahrzehnte dauern. Die als Abwicklungsanstalt für die HRE gegründete staatliche "Bad Bank" FMS hat noch Papiere mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2078 im Portfolio, wie Vorstandssprecher Stephan Winkelmeier am Donnerstag in München sagte. Der Großteil dieser "Langläufer" ist nach Winkelmeiers Worten am Finanzmarkt sehr schwer verkäuflich.
Bei diesen Papieren bleiben demnach wenig Möglichkeiten der gewinnbringenden Verwertung - außer das Ende der Laufzeit abzuwarten und zu hoffen, dass die ausstehenden Forderungen dann auch beglichen werden.
Ob es auch die FMS so lange geben wird, steht allerdings in den Sternen: Derzeit erwirtschaftet die FMS zwar Profit bei der Verwertung der HRE-Altlasten - 2016 waren es 296 Millionen Euro Nettogewinn. Doch Winkelmeier erwartet, dass der Betrieb der Bad Bank zwischen 2025 und 2030 in die roten Zahlen rutschen könnte.
Denn dann wird ein Großteil des mit Gewinn zu verwertenden HRE-Portfolios bereits abgestoßen sein - und Neugeschäft darf die FMS nicht tätigen. "Dann werden wir im Zweifelsfall Verluste schreiben", sagte Winkelmeier. Was im Falle einer Auflösung der FMS dann mit dem Portfolio geschehen könnte, ließ der Manager offen. "Wir werden auf keinen Fall Vermögenswerte verbrennen."
Der Bund hatte die FMS 2010 gegründet und dem Staatsinstitut riskante Wertpapiere der HRE mit einem Buchwert von knapp 176 Milliarden Euro übertragen. Davon hat die Bad Bank inzwischen über 92 Milliarden abgebaut. In den ersten beiden Jahren fielen hohe Verluste an, die der Bund mit fast zehn Milliarden Euro ausglich.
Seither arbeitet die FMS mit Gewinn - auch wenn die Einnahmen im Vergleich zu den vorher angefallenen Verlusten vergleichsweise bescheiden sind - und hat inzwischen eine Milliarde Euro Eigenkapital aufgebaut. "Das Portfolio ist in Summe bonitätsmäßig gut", sagte Winkelmeier. Im Bestand hat die FMS hauptsächlich Anleihen aus Italien, kommunale Anleihen aus Großbritannien und so genannte strukturierte Wertpapiere aus den USA, überwiegend verbriefte und gebündelte Studiendarlehen. Die Hoffnung, dass mit der Abwicklung des einstigen HRE-Portfolios zumindest langfristig noch die Verluste ausgeglichen werden könnten, wäre nach Angaben Winkelmeiers "sehr verwegen".
In München steht derzeit auch der frühere HRE-Chef Georg Funke vor Gericht, unter dessen Leitung die Bankengruppe im September 2008 in den Abgrund gerutscht war. Funke wird vorgeworfen, die finanzielle Lage der HRE vor dem Zusammenbruch geschönt zu haben. Funke weist die Vorwürfe zurück. Aus seiner Sicht wurde der teuerste Schadenfall der Finanzkrise in Deutschland keineswegs durch Geldprobleme der Bank ausgelöst./cho/DP/jha
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