Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bundesbank erwartet, dass die demografische Entwicklung in Deutschland das Wachstumspotenzial der Wirtschaft ab etwa 2020 verringern wird. Grund ist nicht nur das sinkende Angebot an Arbeitskräften, sondern auch dessen Auswirkungen auf die Sachinvestitionen und die langsamer wachsende Produktivität älterer Arbeitnehmer.
Laut Bundesbank wird die natürliche Bevölkerungsentwicklung für sich genommen die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 74 Jahre) bis 2025 um fast 2,5 Millionen vermindern - ungeachtet der zuletzt kräftigen Zuwanderung. Der Anteil der Personen zwischen 55 und 74 Jahren an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter soll zugleich um 7 Prozentpunkte auf fast 40 Prozent zunehmen.
Das Erwerbspersonenpotenzial wird nach Bundesbank-Schätzungen bis 2020 zunehmen und dann bis 2025 auf das 2016 erreichte Niveau zurückgehen. "Den Vorausberechnungen zufolge tragen die demografisch bedingten Trends beim potenziellen Arbeitsvolumen maßgeblich dazu bei, dass das Potenzialwachstum von fast 1,25 Prozent im Mittel der Jahre 2011 bis 2016 auf deutlich unter 1 Prozent pro Jahr im Laufe des kommenden Jahrzehnts sinkt", prognostiziert die Bundesbank.
Sie geht davon aus, dass das sinkende Arbeitsangebot und die Alterung der Bevölkerung auch die Kapitalbildung und den technischen Fortschritt, zwei weitere Einflussgrößen der Produktivität, beeinflussen werden. "Aufgrund der künftig gedämpften Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials könnte ein Teil der erforderlichen Kapitalausstattung im Unternehmenssektor entfallen, und die Verschiebung der Altersstruktur in Deutschland könnte das Produktivitätswachstum der Arbeitskräfte dämpfen."
Erheblich gemildert werden die demografischen Probleme voraussichtlich von der Zuwanderung. Die Bundesbank unterstellt in ihrem Basisszenario für die Jahre 2017 bis 2015 eine Zuwanderung von 2,5 Millionen Menschen, die das Erwerbspersonenpotenzial nach ihrer Annahme um knapp 2 Millionen erhöhen werden.
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April 24, 2017 06:00 ET (10:00 GMT)
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