Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Die Ethik-Kommission zur Bewertung selbstfahrender Autos drängt darauf, dass die Fahrer auch in Zukunft Herr über ihre Verkehrsdaten bleiben. "Fahrzeughalter oder Fahrzeugnutzer entscheiden grundsätzlich über Weitergabe und Verwendung ihrer anfallenden Fahrzeugdaten", heißt es in der in Berlin vorgestellten Empfehlung der Fachleute für die Zukunft des Autofahrens.
Steuern Computer die kompletten Verkehrsströme, wie es die Autoindustrie und Wissenschaftler in wenigen Jahrzehnten für möglich halten, werden Unmengen an Daten anfallen. Aus ihnen ließen sich zum Beispiel klare Bewegungsprofile erstellen. Die Kommission warnt deshalb vor der Totalüberwachung der Autofahrer. "Eine vollständige Vernetzung und zentrale Steuerung sämtlicher Fahrzeuge im Kontext einer digitalen Verkehrsinfrastruktur ist ethisch bedenklich", heißt es in der Kommission.
Dennoch betonen die Mitglieder des Gremiums in ihren 20 Empfehlungen die Chancen des autonomen Fahrens, die sie vor allem in höherer Sicherheit und weniger Unfällen sehen. "Ich bin überzeugt davon, dass wir in 20 Jahren keine 3.000 Toten mehr im Straßenverkehr haben werden", sagte der Kommissionsvorsitzende Udo Di Fabio. In Gefahrensituationen müsse der Schutz von Leib und Leben immer vor dem Sachschaden Vorrang haben.
Kann bei einem Unfall nicht vermieden werden, dass Personen verletzt oder gar getötet werden, dürften die vernetzten Computer nicht nach persönlichen Merkmalen der Fahrer wie Alter, Geschlecht oder körperlicher Konstitution auswählen, wen es trifft. Di Fabio musste aber einräumen, dass das Dilemma durch die Experten nicht aufgelöst werden konnte, dass die Art und Weise wie der Unfall passiert darüber entscheidet, wer zu Schaden kommt.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zeigte sich jedoch davon überzeugt, dass diese gefährlichen Situationen durch die Technik immer seltener werden. "Die Reaktionszeit der Fahrzeuge wird immer schneller sein als die unsere", sagte der CSU-Politiker. Der Computer kenne keine Müdigkeit, halte sich an die Vorschriften oder trinke keinen Alkohol. Schon in fünf Jahren, so schätzt es der CSU-Politiker, werden die Autohäuser die ersten selbstfahrenden Autos im Angebot haben.
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June 20, 2017 08:43 ET (12:43 GMT)
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