BERLIN (dpa-AFX) - Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hält eine erneute politische Kehrtwendung Großbritanniens in Richtung EU für möglich. "Nach und nach spricht sich ja jetzt herum, dass die Briten einen hohen Preis bezahlen für den Austritt", sagte Gabriel den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (Montag) vor Beginn der Verhandlungen über einen britischen EU-Austritt an diesem Montag in Brüssel. Bemerkenswert sei, dass in Großbritannien die breite Mehrheit der jungen Leute proeuropäisch sei und keinen Brexit wolle. "Dieser Faktor ist bereits bei der jüngsten Unterhauswahl wirksam geworden, und aus dieser Bewegung könnte irgendwann auch eine neue Mehrheit bei Wahlen und Abstimmungen werden."
Scharfe Vorwürfe richtete der SPD-Politiker gegen die britischen Konservativen, die "immer wieder mit den Gefühlen ihrer Bürgerinnen und Bürger gespielt" hätten. "Da waren Leute unterwegs, die sich ausgerechnet haben, dass es für sie kurzfristige machtpolitische Vorteile bringt, die EU zum Sündenbock für Probleme in ihrem Land zu machen", kritisierte Gabriel. "Europa wurde zur kleinen Münze im innenpolitischen Spiel", so der Bundesaußenminister. "Ich habe noch nie eine so verantwortungslose Politik in einer erwachsenen Demokratie erlebt."/bi/DP/zb
AXC0024 2017-06-19/06:21