Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Deutschland mangelt es zunehmend an Fachkräften im Bereich der Informationstechnologie (IT) und anderen Berufen aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint).
Im April fehlten 237.500 Arbeitskräfte im Mint-Bereich, heißt es in einem Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag mehrerer Wirtschaftsverbände und Initiativen. Dies sei der höchste Stand seit Beginn der entsprechenden Erhebung im Jahr 2011. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Mint-Lücke dem Gutachten zufolge um 38,6 Prozent gestiegen. Fast 40 Prozent aller fehlenden akademischen Arbeitskräfte werden demnach inzwischen für den IT-Bereich gesucht.
In den Mint-Berufen gebe es "häufiger Bildungsaufstieg und bessere Integrationsperspektiven" als in anderen Fachrichtungen, betonte IW-Direktor Michael Hüther bei einer Pressekonferenz. Leider setze die Politik aber durch die Rente mit 63 falsche Anreize, denn sie habe dadurch eine Verschärfung der Fachkräftelücke um 13.500 Personen bewirkt.
Der Vorstandschef der Initiative "Mint Zukunft schaffen", Thomas Sattelberger, forderte eine "Talent card", um die Potenzialzuwanderung auch für Nicht-Akademiker auszubauen und eine Einreise auch ohne konkretes Arbeitsplatzangebot zu ermöglichen. Eine solche Maßnahme könne eine Laufzeit von sechs Monaten haben, sagte er bei der Pressekonferenz. Er kritisierte auch die Praxis von Abschiebungen trotz Ausbildungsvertrags oder während eines Praktikums.
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May 10, 2017 06:16 ET (10:16 GMT)
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