(Neu: mehr Hintergrund und Analystenkommentare)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Besser laufende Geschäfte in Europa und Asien
haben dem vor der Fusion mit Praxair stehenden Linde-Konzern
Auch das Ergebnis fiel höher aus als erwartet. Der um Einmaleffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um knapp sechs Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 344 Millionen Euro. Das waren gut drei Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In der Bilanz wurde die Logistiktochter Gist herausgerechnet, die Linde verkaufen will.
AKTIEN UNTER DRUCK
Zwar lobten mehrere Analysten und Händler den Quartalsbericht als
besser als erwartet, doch sei dies zweitrangig, meinte etwa Michael
Schäfer von der Commerzbank
FUSIONSVERHANDLUNGEN MIT PRAXAIR
"Wir sind recht ordentlich in das neue Geschäftsjahr gestartet und liegen damit im Rahmen unserer Prognose", sagte Unternehmenschef Aldo Belloni. Die positive Geschäftsentwicklung sei ein Beleg, dass Linde ein "grundsolides" Geschäftsmodell habe. Zudem zeigten die Sparmaßnahmen Wirkung. Linde hatte bei Vorlage der Neunmonatszahlen Ende Oktober einen verschärften Sparkurs angekündigt. Aber es fielen auch Kosten in Höhe von 22 Millionen Euro unter anderem im Zusammenhang mit der geplanten Fusion mit Praxair an.
Derzeit verhandeln Linde und der US-Konkurrent Praxair über ein Zusammengehen. Praxair habe deutliche Fortschritte bezüglich einer möglichen Fusion mit Linde gemacht, teilte das US-Unternehmen am Donnerstag mit. Das Unternehmen arbeite daran, so schnell wie möglich eine konkrete Vereinbarung auszuarbeiten. Linde geht in seinem Quartalsbericht nicht auf die Verhandlungen ein. Beide Unternehmen hatten im Dezember im zweiten Anlauf eine Fusion unter Gleichen angekündigt, nachdem dies im September im ersten Versuch noch gescheitert war.
PROTESTE VON LINDE-ARBEITNEHMERN
Allerdings läuft es bei den Verhandlungen nicht wie von Linde-Chef Aldo Belloni und Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle erhofft, denn der Linde-Betriebsrat und die Gewerkschaften lehnen bislang den Zusammenschluss mit Praxair strikt ab. Sie fürchten den Verlust Tausender Arbeitsplätze und der Mitbestimmung. Am Donnerstag protestierten Linde-Beschäftigte an mehreren deutschen Standorten gegen die geplante Fusion.
Xaver Schmidt, der für die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie im Aufsichtsrat von Linde sitzt, sagte, ein hochprofitabler Traditionskonzern wie Linde eigne sich "nicht für Monopoly-Spielchen seines Aufsichtsratsvorsitzenden". Um die geplanten Synergien von jährlich einer Milliarde Euro zu heben, seien massive Stellenstreichungen zu erwarten. Linde brauche Praxair nicht. Reitzle will die Details der Fusion möglichst noch vor der Hauptversammlung am 10. Mai festzurren. Eine bereits für den 3. Mai geplante Aufsichtsratssitzung wurde allerdings abgesagt.
AUSBLICK BESTÄTIGT
Linde hatte seinen globalen Spitzenplatz an den französischen
Rivalen Air Liquide
Unterdessen bestätigte Linde die Ziele für das Gesamtjahr. Für 2017 strebt Linde bislang beim währungsbereinigten Umsatz einen Anstieg um drei Prozent an. Allerdings sei das Marktumfeld problematisch, weswegen die Erlöse auch bis zu drei Prozent unter dem Vorjahreswert von knapp 17 Milliarden Euro liegen könnten. Beim operativen Gewinn (Ebitda) will die im Dax notierte Gesellschaft mindestens so viel verdienen wie im Vorjahr, peilt aber bis zu sieben Prozent mehr an. 2016 hatte der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen 4,1 Milliarden Euro betragen. Linde beschäftigt derzeit weltweit rund 60 000 Mitarbeiter, davon 8000 in Deutschland./mne/nas/stb
ISIN DE0006483001
AXC0186 2017-04-28/12:25