Von Stefan Lange
BERLIN (Dow Jones)--Vor der eintägigen Reise von Kanzlerin Angela Merkel nach Sotschi hat der Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft erneut einen Kurswechsel in der Sanktionspolitik gegenüber Russland gefordert. "Die gegenseitigen Sanktionen belasten weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung", sagte der stellvertretende Vorsitzende Klaus Schäfer am Freitag in Berlin. Nach drei Jahren stelle sich in der Wirtschaft aber ein deutlicher Gewöhnungseffekt ein. Die Sanktionen seien als politischer Faktor deshalb nicht mehr relevant.
"Wir halten weiterhin das Angebot eines schrittweisen Abbaus der Sanktionen gegen entsprechende russische Schritte zur Verbesserung der Lage in der Ukraine für notwendig", sagte Schäfer. Aber auch die ukrainische Regierung müsse ihren Beitrag zur Umsetzung des Minsker Abkommens leisten.
Zuletzt vor zwei Jahren
Merkel reist am 2. Mai zu Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Sotschi. Offiziell handelt es sich dabei um den üblichen Besuch einer G20-Präsidentschaft vor einem G20-Gipfel, in diesem Fall der in Hamburg Anfang Juli. Doch auch der Syrien-Krieg und die russische Einflussnahme auf das Assad-Regime sowie die Ukraine-Krise werden bei den Gesprächen eine Rolle spielen.
Merkel war schon lange nicht mehr bei der Großmacht im Osten. "Mit der ersten Reise von Bundeskanzlerin Merkel nach Russland seit zwei Jahren verbinden wir die Hoffnung, dass wieder Bewegung in die festgefahrenen EU-Russland-Beziehungen kommt", sagte Schäfer. "Beide Seiten brauchen einander, wenn es um wirtschaftliche Prosperität, Sicherheit und Frieden in Europa geht." Die Schnittmenge an gemeinsamen Interessen sei sehr groß.
Der Glaube an eine gute, gemeinsame Zukunft mit Russland ist laut Ost-Ausschuss bei den Unternehmen wieder gewachsen. Die Zahl deutsch-russischer Investitionsvorhaben nahm demnach zu und die Handelsbeziehungen erlebten seit Jahresbeginn einen überraschend starken Aufschwung. "Im Januar und Februar 2017 wuchs der deutsch-russische Handel gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 37 Prozent auf 10 Milliarden Euro, diese Zuwächse betreffen sowohl den Import aus, als auch den Export nach Russland", erklärte Schäfer.
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April 28, 2017 09:43 ET (13:43 GMT)
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