BERLIN (Dow Jones)--Die KfW will dem lahmenden Ausbau der Digitalisierung im Mittelstand mit neuen Förderprogrammen auf die Sprünge helfen. Ab Juli können über den "ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit" Projekte zur Digitalisierung von Produkten, Produktionsprozessen und Verfahren finanziert werden, wie die KfW und das Bundeswirtschaftsministerium mitteilten. Auch Maßnahmen zur digitalen Neuausrichtung der Unternehmensstrategie oder -organisation können begleitet werden. Darüber hinaus werden Innovationsvorhaben finanziert, bei denen Unternehmen neue oder verbesserte Produkte entwickeln.
Hintergrund ist laut KfW, dass weite Teile der mittelständischen Unternehmen in Deutschland das Potenzial der Digitalisierung bei Weitem nicht ausschöpfen und den Anschluss zu verlieren drohen. Der Anteil der innovativen Unternehmen sei zuletzt auf einen Tiefststand gesunken, erklärte die KfW.
Kernelement der Förderung ist demnach eine optionale Haftungsfreistellung in Höhe von 70 Prozent für Kredite an Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern. Die KfW kann einen umfangreichen Teil des Ausfallrisikos übernehmen und so den durchleitenden Hausbanken die Kreditvergabe erleichtern.
Auch langfristige Förderung
Im zweiten neuen Programm "ERP-Mezzanine für Innovation" bietet die KfW eigenen Angaben zufolge Finanzierungspakete aus Fremd- und Nachrangkapital speziell zur langfristigen Finanzierung marktnaher Forschung und der Entwicklung neuer Produkte, Verfahren, Prozesse oder Dienstleistungen sowie ihrer wesentlichen Weiterentwicklung an. Aus dem Programm werden sowohl Vorhaben unterstützt, die für das antragstellende Unternehmen neu sind, als auch solche, die sich vom Stand der Technik in der EU abheben.
Beide Programme richten sich demnach an etablierte Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und Freiberufler in Deutschland mit einem jährlichen Gruppenumsatz von bis zu 500 Millionen Euro. Die Konditionen sind aus Mitteln des ERP-Sondervermögens und des Bundeshaushalts verbilligt.
Digital ist nicht angesagt
Einer KfW-Studie zufolge haben zwar 80 Prozent der Mittelständler Digitalisierungsprojekte umgesetzt, dies aber meist nur in geringem Umfang. Vor allem kleine Unternehmen (unter 10 Beschäftigte) setzten dafür weniger als 10.000 Euro pro Jahr ein - und planen der Studie zufolge häufig für die nächsten Jahre keine höheren Ausgaben.
Knapp die Hälfte der großen Mittelständler (150 und mehr Beschäftigte) geben mehr als 100.000 Euro im Jahr für Digitalisierung aus. Hochgerechnet auf den gesamten deutschen Mittelstand entspricht dies jährlichen Ausgaben von etwa 10 Milliarden Euro für Projekte zum Ausbau der Digitalisierung.
Als größte Hemmnisse macht die KfW-Studie mangelnde IT-Kompetenzen der Belegschaft (67 Prozent), Datensicherheit und Datenschutz (62 Prozent) sowie eine zu geringe Geschwindigkeit der Internetverbindung (58 Prozent) aus. Viele Unternehmen erkennen derzeit noch keinen Nutzen einer weiteren Digitalisierung für ihr Unternehmen und scheuen hohe Kosten (59 Prozent). Rund 32 Prozent der Mittelständler sind laut KfW durch Finanzierungsschwierigkeiten bei der Digitalisierung gehemmt.
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May 05, 2017 07:41 ET (11:41 GMT)
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