Liebe Leserin, lieber Leser,
bei Tesla - dem Liebling vieler Anleger - wird derzeit auf den Erfolg des "Model 3" gesetzt (Produktionsstart diesen Monat). Was ich von Tesla halte?
Chart Tesla-Aktie
Dargestellt ist der Kursverlauf in US-Dollar. Quelle: tradingview.com
Ich möchte hier differenzieren zwischen dem Unternehmen "an sich" und der Bewertung der Aktie. Denn meinem Eindruck zufolge unterscheiden einige Anleger(innen) nicht zwischen beiden Punkten. Das merke ich, wenn ich Aussagen der Art "tolle Firma, da kaufe ich die Aktie" höre. Aber eine Firma kann durchaus famos sein und auch in Bezug auf die eigenen Wertvorstellungen überzeugen - und dennoch ist die Aktie zu teuer.
In etwa so würde ich derzeit meine Einschätzung in Bezug auf die Tesla-Aktie beschreiben. Denn das Unternehmen hat derzeit eine Marktkapitalisierung (Anzahl der Aktien multipliziert mit dem aktuellen Kurs) von ca. 53,8 Mrd. US-Dollar. Das finde ich schon happig angesichts von Auslieferungen von 25.051 Fahrzeugen im ersten Quartal. Kurskorrektur der vergangenen Wochen hin oder her. Denn:
Tesla: Aktuell mit 53,8 Mrd. Dollar recht hoch bewertet (finde ich)
Um einen Vergleich zu nennen: Im gleichen Zeitraum (1. Quartal 2017) hat Daimler laut eigenen Angaben exakt 583.649 Fahrzeuge ausgeliefert. Die Marktkapitalisierung von Daimler liegt bei aktuell 69,4 Mrd. Euro. Klar, mit Tesla setzen Aktionäre auf "Elektromobilität pur". Aber es geht auch günstiger in Bezug auf die Bewertung der Aktie. So finde ich persönlich die Aktie eines Anbieters interessanter, der bereits jetzt profitabel arbeitet und Elektro-Busse und auch elektrische Schiffe (!) im Angebot hat. Und nein, ich meine da nicht BYD, sondern einen soliden europäischen Anbieter. Die Aktie hat ein vernünftiges KGV und eine angemessene Dividendenrendite. Gefällt mir besser als Tesla.
Dann der Blick auf VW:
Bei der Analyse der VW-Aktie ist natürlich der Abgasskandal ein wichtiger Faktor. Oder die "Dieselthematik", wie es in den offiziellen Verlautbarungen von VW selbst heißt (klingt ja netter, nicht?). Natürlich, dieses Fehlverhalten wird VW Milliarden kosten. Aber es gilt auch zu beachten, dass wir es hier mit einem Konzern zu tun haben, der alleine im ersten Quartal ein operatives Ergebnis von 4,4 Mrd. Euro (!) erzielt hatte. Wieviel es im zweiten Quartal waren, werden wir laut Plan am 27. Juli (= Termin Veröffentlichung Q2-Zahlen) erfahren.
VW: Liquide Mittel von 23,645 Mrd. Euro
Und VW hatte per Ende des ersten Quartals liquide Mittel von 23,645 Mrd. Euro. Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt einiger afrikanischer Staaten (wie Senegal und Gambia zusammen). Und interessanterweise hat VW zuletzt am Kapitalmarkt noch zusätzliche Mittel aufgenommen. Konkret: Laut Börse Stuttgart hat VW über eine Tochter zwei Anleihen im Volumen von insgesamt 2,25 Mrd. Euro platzieren können. Die Platzierung der Papiere - Laufzeit bis 2021 und 2025 und Stückelung 1.000 Euro - war offensichtlich kein Problem. Der Kupon bei der länger laufenden Anleihe lag mit 1,375% unter der Inflationsrate.
Und dann noch das Zitat zum Tag: "Nur Narren sind sich immer sicher und ein für allemal festgelegt. Nicht minder als das Wissen möchte ich das Zweifeln missen." - Michel de Montaigne
Mit herzlichem Gruß!
Ihr
Michael Vaupel