Der europafreundliche Ausgang der französischen Präsidentschaftswahl ist grundsätzlich eine positive Nachricht für den Euro, weswegen wir unsere Prognose für die europäische Gemeinschaftswährung angehoben haben.
Der Euro notiert aktuell bei 1,09 EUR/USD und erreichte zeitweise eine Stand von über 1,10 EUR/USD. Damit konnte der Euro in den letzten sechs Wochen um rund 2 % aufwerten. Den größten Einfluss auf das Devisenpaar hatte die Präsidentschaftswahl in Frankreich, bei der die Franzosen über die Zukunft des Euro entscheiden konnten. Auch die Schwäche der US-Konjunktur zum Jahresbeginn beeinflusste den Wechselkurs. Allerdings erwartet man bei der Fed ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal. Mit der Wahl Emmanuel Macrons zum neuen französischen Staatsoberhaupt endet vorerst eine Phase der politischen Unsicherheit in Europa. Nach dem Brexit-Referendum und der Wahl in den Niederlanden war besonders die Wahl in Frankreich richtungsweisend für die Entwicklung der europäischen Gemeinschaftswährung. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs (23.04), bei dem durch den Einzug Emmanuel Macrons eine Präsidentschaft Marine Le Pens sehr unwahrscheinlich wurde, sorgte für eine sprunghafte Aufwertung des Euro. Für eine nachhaltigere Aufwertung fehlen im Moment die Impulse von Seiten der EZB. Allerdings werden die Rufe nach einem Tapering des Anleiheankaufprogramms
der EZB lauter. Grundlage hierfür sind gute Konjunkturdaten und ein Anstieg der Inflation auf 1,9% YoY (April). Während das enttäuschende US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal von den Devisenhändlern gut weggesteckt wurde, belastet die Ernüchterung über die durchwachsenen ersten 100 Tage der Trump-Administration den US-Dollar. Das Scheitern von Trumps Dekret zur Immigration sowie die Verschiebung der Abstimmung über Obamacare dämpften den Optimismus. Auch sein erstes großes ökonomisches Projekt, die Steuerreform, wird mit großer Skepsis betrachtet. Bei der Fed herrscht dagegen Optimismus. Man hält das erste Quartal 2017 für einen Ausreißer und rechnet mit deutlich stärkerem Wachstum zum Ende der ersten Jahreshälfte. Gute Arbeitsmarktdaten unterstreichen diese Prognose. All
das macht eine Leitzinserhöhung der Fed im Juni wahrscheinlicher. Grundsätzlich gehen wir von mindestens zwei Zinsschritten in diesem Jahr aus. Bereitet die Fed-Präsidentin Yellen diese Straffung der Geldpolitik genauso gut vor wie die Zinserhöhung im März, dürfte der Dollar über mehrere Wochen hinweg aufwerten. Auch Trumps Wirtschaftspolitik hat großes Marktbewegungspotenzial. Sollte er doch mit seiner Steuerreform durchkommen, würde das den USA einen deutlichen Standortvorteil verschaffen. Außerdem wartet man in Amerika immer noch auf das im Wahlkampf angekündigte Infrastrukturprogramm, welches die Wirtschaft enorm ankurbeln könnte. Euroseitig beeinflussen
in nächster Zeit vor allem die Brexitverhandlungen mit Großbritannien und die Geldpolitik der EZB den Wechselkurs. Wir erwarten, dass die EZB Kurs hält und ihr Anleiheankaufprogramm im unveränderten Volumen von 60 Mrd. Euro bis Ende 2017 durchführt, jedoch bereits Anfang 2018 mit dem Tapering beginnt. Zinserhöhungen stehen unseres Erachtens frühestens Mitte nächsten Jahres an, und zwar beim Einlagenzinssatz. Die Diskussionen über ein Tapering sollten den Euro stärken und die Gemeinschaftswährung per Jahresende auf 1,10 USD und im ersten Quartal 2018 auf 1,12 USD aufwerten lassen.
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